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Synagoge Gröbzig Synagoge Gröbzig: 1 aus 29 - Junge Frau aus Eisleben ist neue Leiterin des Museums

Von Helmut Dawal 26.07.2018, 11:39
Anett Gottschalk ist die neue Leiterin des Museums Synagoge Gröbzig.
Anett Gottschalk ist die neue Leiterin des Museums Synagoge Gröbzig. Helmut Dawal

Gröbzig - „Es ist gut erhalten. Nichts verfällt. Die Synagoge ist super schön.“ Das war der erste Eindruck, den Anett Gottschalk bekam, als sie sich am 25. Juni im Museum Synagoge Gröbzig umschaute. Und der ihr sagte: Du musst diese Stelle unbedingt kriegen.

Am nächsten Tag schlug ihr Herz beim Vorstellungsgespräch deutlich höher. Vorstandsmitglieder des Museumsvereins Gröbziger Synagoge, die Chefin des Landesmuseumsverbandes Sachsen-Anhalt, Vertreter des Zentralrates der Juden und vom Kultusministerium fühlten der 31-Jährigen auf den Zahn. Anett Gottschalk hat das Gremium überzeugen können. Aus dem Feld der 29 Bewerberinnen und Bewerber wurde sie ausgewählt, künftig das Museum Synagoge Gröbzig zu leiten. „Als mir die Entscheidung mitgeteilt wurde, habe ich mich riesig gefreut.“

Anett Gottschalk hat in Frankfurt/Main ihren Master of Arts in Judaistik gemacht

Anett Gottschalk stammt aus Eisleben, machte am dortigen Martin-Luther-Gymnasium ihr Abitur. Sie studierte an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main Judaistik. 2016 beendete sie ihr Studium als Master of Arts in Judaistik.

„Ich bin über die Sprache zu dieser Studienrichtung gekommen. Bei der Eisleber Pfarrerin Claudia Bergmann lernte ich Bibelhebräisch. Dabei wurde mein Interesse immer größer, mehr über die jüdische Religion, Kultur und Geschichte zu erfahren“, erläuterte die junge Frau. Von 2014 bis 2018 arbeitete sie in der Museumspädagogik des Jüdischen Museums Frankfurt am Main.

In den zurückliegenden zwei Jahren absolvierte sie zudem eine Weiterbildung zur Fachreferentin für Sammlungsmanagement und Qualitätsstandards in Museen an der Museumsakademie Musealog. Jüdische Friedhöfe waren ihr Forschungsschwerpunkt.

Reise nach Israel hat sich Anett Gottschalk fest vorgenommen

Anett Gottschalk hat sich bereits viel Wissen angeeignet. Das Land Israel hat sie allerdings noch nicht bereisen können. „Das ging zeitlich und finanziell noch nicht. Aber das mache ich auf jeden Fall. Fünf Reiseführer habe ich mir schon besorgt.“

Während der Weiterbildung wurde sie auf die freie Stelle des Museumsleiters in Gröbzig aufmerksam gemacht und hat diese Chance genutzt. Ein fertiges Konzept kann Anett Gottschalk freilich noch nicht vorweisen, hat ihr Arbeitsvertrag mit dem Museumsverein doch erst am 15. Juli begonnen. Aber sie hat viele Ideen, hat sich viel vorgenommen. „Der Kontakt mit den Menschen hier ist für mich sehr wichtig. Ich möchte nicht allein vor mich hinarbeiten, sondern viel über die Gröbziger und die Geschichte der Stadt erfahren“, sagte sie.

Ausstellungen sollen stärkeren Bezug zur Geschichte der Juden in Gröbzig herstellen

Bei den Sonderausstellungen, die weiterhin stattfinden werden, will sie das Hauptaugenmerk nicht mehr allein auf moderne Kunst legen, sondern einen stärkeren Bezug zur Geschichte der Juden in Gröbzig herstellen. Wichtig ist ihr die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die sie für das Museum Synagoge interessieren will.

Bei den baulichen Vorhaben ist sie sich mit dem Verein einig, dass das Museum einen behindertengerechten Eingang bekommen sollte. Weiter will Anett Gottschalk die Provenienzforschung vertiefen, also mehr zur Geschichte und Herkunft der bereits im Museum vorhandenen Objekte in Erfahrung bringen. Neugestaltet und erweitert werden soll auch die Online-Präsenz des Museums. Nicht zuletzt soll künftig in der Synagoge wieder an die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 erinnert werden. Derartige Gedenkveranstaltungen hatte es in den vergangenen Jahren in Gröbzig nicht mehr gegeben.

Museum ist beim Stadtfest am 18. August mit einem eigenen Stand vertreten

Es gibt also viel zu tun für die neue Leiterin und Mitarbeiterin Silvia Mrongowius. Vorerst richten sie ihren Blick auf das Gröbziger Stadtfest am 18. August. Da ist das Museum mit einem Stand vertreten. Anett Gottschalk steht für Gespräche mit Besuchern bereit, Kinder und Jugendliche sind zum Basteln eingeladen. Auch an den Jüdischen Kulturtagen in Halle, die im Herbst stattfinden, wird sich das Gröbziger Museum beteiligen.

Anett Gottschalk muss aber erstmal ihre vielen neuen Eindrücke verarbeiten, sich einarbeiten und dann auch auf Wohnungssuche gehen. Derzeit lebt sie bei ihren Eltern in Bischofrode, will aber auf jeden Fall nach Gröbzig umziehen.

Dirk Honsa, Ortsbürgermeister von Gröbzig und stellvertretender Vereinsvorsitzender, ist zufrieden, dass Anett Gottschalk als Museumsleiterin eingesetzt wurde. „Wir hatten eine Fachkraft gesucht und mit einer ausgebildeten Judaistin auch gefunden“, sagte Dirk Honsa. Und ist überzeugt, dass sie viel Leben und Bewegung ins Museum bringen wird.

(mz)