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Nicht nur wegen fehlender Post Streit um Straßennamen: Wird eine neue Idee das Adresswirrwarr im Südlichen Anhalt lösen?

Welche Adressen ändern sich im Südlichen Anhalt, welche nicht? Vor der Stadtratssitzung wird eine neue Variante ins Spiel gebracht.

Von Doreen Hoyer 27.11.2021, 15:06
Die Bahnhofstraße: einer der mehrfach vergebenen Namen
Die Bahnhofstraße: einer der mehrfach vergebenen Namen Foto: Ute Nicklisch

Südliches ANhalt/MZ - Die mögliche Umbenennung Dutzender Straßen in der Stadt Südliches Anhalt erhitzt weiter die Gemüter. Wird zum Beispiel die Dorfstraße in Breesen bald Breesener Dorfstraße heißen, um sie von all den Dorfstraßen zu unterscheiden, die es in Friedrichsdorf, Locherau, Repau, Reupzig und vielen anderen Orten im Stadtgebiet gibt?

Umbenennung der Straße nicht überall notwendig

Seit Jahren beklagen Bürger aus verschiedenen Ortsteilen, dass ihre Post oft nicht bei ihnen ankommt. In der Ortschaft Zehbitz wurden deshalb schon Straßen umbenannt. Nun sollen die anderen folgen. Mit Ausnahme von Fraßdorf und Maasdorf, dort gibt es keine Dopplungen.

Doch was manche freut, erzürnt andere. Nach einer hitzigen Debatte bei der öffentlichen Sitzung des Ordnungsausschusses, ging es diese Woche im Hauptausschuss des Stadtrates in die nächste Runde. Auch hier waren Bürger gekommen, um ihrem Unmut Luft zu machen. „In bestimmten Bereichen besteht einfach null Bedarf“, sagte ein Gröbziger. Probleme mit der Post gebe es in seiner Nachbarschaft nicht, warum also umbenennen und so vielleicht neue Probleme schaffen?

Nicht nur Streit um Straßennamen: Drei Postleitzahlen oder eine?

„Die Verwaltung ist verpflichtet, Missstände zu beheben“, hielt Stadtrat Burkhard Bresch (Fraktion Linke/Einzelbewerber Richter) dagegen. Und solche gebe es auf jeden Fall, nicht nur in Sachen Post. Bei einem Einsatz in Gnetsch sei vor einiger Zeit der Krankenwagen zum völlig falschen Haus gefahren - wegen des Adressenwirrwarrs.

Tatsächlich geht es bei diesem Streit nicht nur um Straßennamen, sondern indirekt auch um Postleitzahlen. Drei verschiedene gibt es im Stadtgebiet. Die Verwaltung hat für die Straßennamen zwei Vorschläge unterbreitet: Einer sieht vor, mehrfach vergebene Straßennamen zu ändern, so dass jeder im Stadtgebiet nur einmal vorkommt. Davon wären knapp 90 Straßen betroffen.

Umschreiben von Personalausweis und Reisepass wäre für Bürger gebührenfrei

Bei Variante zwei würden weniger Straßennamen geändert: etwa 50. Nur so viele, dass in jedem der drei Postleitzahlbereiche für sich gesehen keine Dopplung vorkommt. „Es ist nicht unser Ziel, dass es grundsätzlich nur noch eine Postleitzahl geben soll“, betonte Bürgermeister Thomas Schneider (parteilos). Postleitzahlen zu ändern, sei Sache der Post und nicht der Stadt. Das könnte sie allerdings theoretisch tun, würde Variante 1 umgesetzt.

Würden die Namen geändert, so wäre das Umschreiben von Personalausweis und Reisepass für die Bürger gebührenfrei. Außerdem würden Finanzamt, Kreisverwaltung, Energieversorger, Wasser- und Abwasserverbände durch die Stadt über die neuen Adressen informiert, um den Aufwand für die Bürger möglichst gering zu halten. Das freilich hat aber auch Grenzen: Dem Jobcenter würden die neuen Anschriften nicht von der Stadt mitgeteilt, so Schneider. „Das geht schon deshalb nicht, weil wir nicht wissen, wer beim Jobcenter ist.“

Dritte Variante auf den Tisch

Schaut man auf die Ortschaften, sieht man, wie gespalten die Stadt ist: Die Ortschaftsräte in Edderitz, Prosigk, Weißandt-Gölzau, Libehna oder auch Riesdorf sind laut Unterlagen für die Änderung. „Nein“ hieß es dagegen unter anderem aus Gröbzig, Görzig, Wieskau und Großbadegast. Welche Seite nun ihre Wünsche aus Solidarität zurückstellen sollte, blieb im Hauptausschuss ungeklärt.

Dafür kam quasi eine dritte Variante auf den Tisch: Umbenennungen ja, aber nur dort, wo dies ausdrücklich gewünscht sind. Welche Orte und Straßen dann konkret gemeint wären, blieb offen. Für den so geänderten Vorschlag an den Stadtrat gab es am Ende vier Ja- und drei Nein-Stimmen bei einer Enthaltung.

Einigkeit bei Umbenennung in Glauzig

Unstrittig scheint dagegen die geplante Umbenennung einiger Straßen in den Ortsteilen Glauzig und Rohndorf zu sein. In Glauzig hatte sich im vergangenen Jahr ein Mann bei der Arbeit mit einer Kettensäge schwer verletzt. Rettungskräfte brauchten länger, um ihn zu erreichen, als hätte sein müssen - auch, weil sie die Adresse nicht direkt finden konnten. Stadtrat Mathias Zemski berichtete auch vom Fall eines Einwohners, bei dem Inkassomitarbeiter vor der Tür gestanden hätten - Rechnungen seien zuvor einfach nicht bei der richtigen Adresse angekommen.

Dass die Angelegenheit besonders drängt, stehe also außer Frage, so Zemski weiter. Das sahen auch die Ausschussmitglieder so, die einstimmig für die Umbenennungen in Glauzig und Rohndorf waren. Für die beiden Ortsteile gibt es eine eigene Beschlussvorlage. Die anderen sind in einem zweiten Tagesordnungspunkt zusammengefasst. Beide Vorlagen werden am Mittwoch, 1. Dezember, Thema im Stadtrat sein. Er entscheidet letztlich nach den Vorberatungen der Ausschüsse. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Sport- und Kulturzentrum Weißandt-Gölzau.