Stillstand an "Völkerfreundschaft" Stillstand bei Baustelle der Schule "Völkerfreundschaft" in Köthen: Wegen Vergabe-Prüfung fehlen über 500.000 Euro

Köthen - Seit Sommer 2019 steht die Sekundarschule „Völkerfreundschaft“ Köthen leer. Die Schüler sind in ein Ausweichquartier umgezogen, damit die auf zwei Jahre angelegte Sanierung für bislang geplante acht Millionen Euro beginnen kann. Doch nichts passiert. Jetzt ist auch klar warum.
Die Bieter lassen die Vergabe-Entscheidungen des für die Sekundarschule zuständigen Landkreises prüfen. Letzterer hatte entsprechende Anfragen der MZ mit den üblichen Floskeln beantwortet. „Die Pause hat haushaltstechnische Gründe“, sagte Ricarda Bunge, die Leiterin des Hoch- und Tiefbauamtes, im Bauausschuss. „Wir befinden uns in der Phase der Ausschreibung“, antwortete Baudezernentin Bärbel Wohmann auf Anfrage von Köthens OB Bernd Hauschild im Kreis- und Finanzausschuss.
Doch das war in beiden Fällen nur die halbe Wahrheit. Die Ausschreibungen laufen seit Monaten. Jetzt sind sie festgefahren. Die Parteien harren auf eine Entscheidung der Vergabekammer des Landes Sachsen-Anhalt, weil Bieter ihr Recht genutzt haben, die Vergabeentscheidungen überprüfen zu lassen.
Herausgekommen ist das Ganze durch den Vorbericht zum Haushaltsplan für das Jahr 2020
Herausgekommen ist das Ganze durch den Vorbericht zum Haushaltsplan für das Jahr 2020. Dort wird auf Seite 13 ausgeführt, dass „zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch Einzahlungen (Fördermittel) in Höhe von 560.000 Euro fehlen“. Fördermittelgeber ist bekanntlich das Land. Und das zahlt nur aus, wenn Aufträge vergeben worden sind und Rechnungen vorliegen.
Zu befürchten ist zudem, dass die ursprüngliche Finanzplanung für die Schule kaum Bestand haben wird. Wie aus einem anderen Papier des Landkreises hervorgeht, das den Haushaltsunterlagen beiliegt, wird die neue Turnhalle für die „Völkerfreundschaft“ statt der geplanten 1,1 Millionen Euro wohl bis zu 2,3 Millionen Euro kosten. Vielleicht bleiben die Schüler ja auch noch länger in der Rüsternbreite.
Wo man sich, wie Schulleiter Uwe Herrmann betont, seit dem 15. August - dem Umzugstag - schon sehr gut eingelebt hat. „Es gab am Anfang kleine Probleme handwerklicher Art, zum Beispiel, dass in zwei Räumen noch stark verschmutzte Auslegware ausgetauscht werden musste“, zieht Hermann die Umzugsbilanz, „aber jetzt ist das Haus zu 98 Prozent fertig.“ Was noch fehlt sind Kleinigkeiten wie etwa eine Verdunkelung im Physikraum. Im wesentlichen sei man arbeitsfähig - auch wenn noch nicht alle Umzugskartons ausgepackt sind, „manche bleiben sicher die nächsten zwei Jahre zu“.
Vielen Schülern gefällt das Haus in der Rüsternbreite besser als die alte Platte der „Völkerfreundschaft“
Unterhält man sich mit Schülern und Lehrern, könnte man fast auf den Gedanken kommen, dass der Rück-Umzug gar nicht so dringend ist. Vielen gefällt das Haus in der Rüsternbreite besser als die alte Platte; und jenseits der Bauchgefühle gibt es tatsächlich objektive Verbesserungen, die dem Unterricht zugute kommen, wie Hermann hervorhebt.
„Hier können wir im Unterschied zu unserer bisherigen Schule die gesamte Kelleretage für Schulräume nutzen“, sagt der Schulleiter. Dies bedeutet ein Plus von sechs Räumen - das macht sich bemerkbar, wie auch der Umstand, dass man die große Aula der einstigen „POS Ernst Thälmann“, die später zum Gymnasium Rüsternbreite wurde, gut für Klassenarbeiten nutzen kann. „Da sitzt dann jeder Schüler einzeln“, stellt Hermann fest.
Am derzeitigen Standort ist man auch in punkto Schulsport gut aufgestellt
Sorgen bereitet der Schule derzeit noch der Schülerverkehr. Oder vielmehr dessen Pünktlichkeit. Zwar ist die Haltestelle nur fünf Minuten von der Schule entfernt, dennoch kommen die „Fahrschüler“ oft erst nach dem Stundenklingeln im Unterricht an. Immerhin stammt mehr als ein Drittel der Schüler nicht aus Köthen und ist auf den Bus angewiesen. „Da sind dann solche Verspätungen ärgerlich“, sagt Hermann, man sei aber im ständigen Kontakt mit dem Landkreis, um das in den Griff zu bekommen.
Dagegen ist man am derzeitigen Standort auch in punkto Schulsport gut aufgestellt: für Unterricht in der Halle steht zu festgelegten Zeiten die HG-Halle zur Verfügung, „das ist so organisiert, dass wir dann die einzigen Nutzer sind“. Für Sport unter freiem Himmel das Stadion. (mz)