Städtisches Pflegeheim Städtisches Pflegeheim in Köthen: Wöchentlicher Austausch zwischen Schülern und Bewohnern

Köthen - Heute gibt es Lasagne und zum Nachtisch Eierkuchen. Es ist erstaunlich lebendig im Städtischen Pflegeheim „Am Lutzepark“ in Köthen: Kinder wuseln herum, Mitarbeiter des Heims leiten an und auch Heimbewohner bringen sich ein.
Manche schälen und schneiden Gemüse, andere rühren den Teig für die Eierkuchen. Ein ganz normaler Donnerstagnachmittag - denn einmal pro Woche kommen Schüler aus der Freien Schule Anhalt zum Kochen vorbei.
Die Idee geht auf den Koch des Heims, Thomas Hensel, zurück. Im Rahmen seiner IHK-Weiterbildung zum „Heimkoch“ war es seine Aufgabe, eine Projektarbeit im sozialen Bereich zu absolvieren. Er entschied sich für das Thema „Generationenübergreifendes Kochen und Backen mit Bewohnern und Kindern“ und war begeistert vom „Enkel-Feeling“.
Heimleiterin des Pflegeheims „Am Lutzepark“, ist überzeugt vom positiven Effekt des Projekts
„Wie Bewohner und Kinder miteinander umgingen, war schön zu beobachten. Da wurde schnell der Ruf laut, sowas öfters zu machen“, erzählt er. Gesagt, getan. Gemeinsam mit Bianca Bohne, pädagogische Mitarbeiterin an der Freien Schule Anhalt in Köthen, stellte er das Projekt auf die Beine. Jeweils sechs Schülerinnen der sechsten Klasse und sechs Seniorinnen treffen sich nun seit dem Frühjahr 2018 zum gemeinsamen Kochen.
Bianca Bohne beschreibt den Ablauf: „Meistens suchen sich die Mädels vorher aus, was sie kochen wollen. Das leite ich dann an Thomas Hensel weiter. Er kümmert sich um den Einkauf und bereitet alles vor. Das Pflegeheim kümmert sich um alles, das ist super.“ Auffällig ist, dass nur Mädchen dabei sind. Wie erklärt sie sich das? Sie zuckt mit den Schultern und antwortet: „Jungs haben eben andere Interessen, die machen lieber Sport.“
Auch Silvana Rudel, Heimleiterin des Städtischen Pflegeheims „Am Lutzepark“ in Köthen, ist überzeugt vom positiven Effekt des Projekts. „Es ist wundervoll zu sehen, wie unsere Bewohner aufblühen, wenn sie mit den Schülern zusammen sind.“
Viele Heimbewohner bekommen selten bis nie Besuch von ihrer Familie
Viele bekämen selten bis nie Besuch von ihrer Familie: „Das ist leider bei vielen Realität.“ Es sei auch daher eine große Bereicherung für die Heimbewohner, regelmäßig mit Kindern zusammen zu sein. Sie beschreibt außerdem, dass einige Bewohner beispielsweise durch das Gemüseschneiden teilweise auch motorische Fähigkeiten wiedererlangen.
Regina Schlawa ist Heimbewohnerin, von Anfang an dabei und findet es „jedes Mal erfrischend, dass wir alten Leute mit Schülern zu tun haben“. Zwar könne Sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr bei allem mitmachen, freue sich aber über den Austausch mit den Kindern. „Manche Bewohner haben kein Interesse oder können nicht mehr. Die, die mitmachen können, sind aber hier“, beschreibt sie.
Von Anfang an dabei ist auch Gloria Groß, Schülerin der Freien Schule Anhalt
Von Anfang an dabei ist auch Gloria Groß, Schülerin der sechsten Klasse an der Freien Schule Anhalt. „Das ist eine tolle Idee“, sagt sie. Am besten gefalle ihr, dass sie „ganz viel zurückgeben“ könne. Auch mit eigenen Ideen könne sie sich einbringen, so erzählt sie von einem sehr guten Zeugnis im vergangenen Jahr. Als Belohnung hatte sie einen Wunsch frei und wünschte sich, dass „der Köthener Eismann für alle Bewohner Eis bringt. Da haben sich alle gefreut“, erzählt sie lächelnd.
Während die Lasagne im Ofen gart und die Eierkuchen angerichtet werden, sitzen Schüler und Heimbewohner gemeinsam am Tisch und reden miteinander. Die Augen leuchten. Der Austausch zwischen den Generationen bringt allen Anwesenden Freude, soviel ist an diesem Nachmittag offensichtlich. (mz)