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Auf Spuren von Minister Schulze So will Landrat Grabner mehr auf Sorgen und Nöte der Bauern in Anhalt-Bitterfeld eingehen

Von Karl Ebert 19.10.2021, 10:00
Nach der Ernte ist vor der Ernte. Nachdem die Zuckerrüben vom Feld sind, drillt der Mitarbeiter der APH Hinsdorf, Patrick Winter, den Winterweizen für das kommende Jahr in die Erde. Dazu öffnet er den Saatguttank der Drillmaschine, um ihn mit Saatgut aus dem nebenstehenden Hänger zu befüllen.
Nach der Ernte ist vor der Ernte. Nachdem die Zuckerrüben vom Feld sind, drillt der Mitarbeiter der APH Hinsdorf, Patrick Winter, den Winterweizen für das kommende Jahr in die Erde. Dazu öffnet er den Saatguttank der Drillmaschine, um ihn mit Saatgut aus dem nebenstehenden Hänger zu befüllen. Foto: Ute Nicklisch

Köthen/MZ - In Sachsen-Anhalts Landwirtschaft und auch in jene im Landkreis Anhalt-Bitterfeld kommt offensichtlich frischer Wind. Die sowohl im Land als auch im Landkreis in Form von Landrat Andy Grabner federführende CDU hält sich nicht bei Vorreden aus dem Wahlkampf auf, sondern ist schon am Umsetzen.

Grabner hatte dies bereits Ende letzter Woche bei der Übergabe der Erntekrone durch den Bauernverband Anhalt an den Landkreis deutlich gemacht und der neue Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) hatte am Wochenende die Vertreter von 20 Verbänden zu einem mehrstündigen Gespräch am Tisch. Genau das war die Hoffnung, die Thomas Külz, der Vorsitzende des Bauernverbandes Anhalt, im Gespräch mit Grabner verbunden hatte.

Mehr Gehör für die Sorgen und Nöte der Bauern im Land nach mehr als fünf Jahren grüner Zuständigkeit für die Landwirtschaft durch die grüne Ministerin Claudia Dalbert. Und nicht zuletzt wird wohl auch der Einzug von Landesbauernpräsident Olaf Feuerborn in den Landtag dazu beitragen, „dass unser Berufsstand durch den Wechsel in das Wirtschaftsministerium wieder aufgewertet wird“, wie Külz sagte.

Sorge um die Tierzucht

Auch wenn sie im Wesentlichen in diesem Jahr eine bessere Ernte einfahren als in den letzten vier, fünf Jahren plagen die Landwirte doch noch etliche Sorgen und Nöte. Vor allem die Tierzüchter haben es derzeit eminent schwer. „Vor allem die Schweinehalter sind gebeutelt, die Schweinepest droht und die Preise für das Fleisch sind tiefer als im Keller. Und wenn der Produktionszweig Schwein, Rind und Milch erst einmal verschwunden ist, dann kommt er nicht wieder zurück“, befürchtet der Chef des Bauernverbandes Anhalt. Landrat Grabner konnte Külz diese Sorge nicht nehmen. Im Gegenteil, mit der Mitteilung, dass der Landkreis Anhalt-Bitterfeld dauerhaft zum Geflügelpest-Risikogebiet erklärt wurde, musste auch Grabner erst einmal umgehen. Dennoch sagte der Landrat: „Eine generelle Aufstallungspflicht wird es mit mir nicht geben.“

Diese landwirtschaftlichen Produkte stammen aus dem Betrieb von Jungbauer Martin Zschoche.
Diese landwirtschaftlichen Produkte stammen aus dem Betrieb von Jungbauer Martin Zschoche.
Foto: Ute Nicklisch

Und genau deshalb schlug Grabner auch vor, für die künftige Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Bauernverband ein Kompetenzteam zu gründen, in welches der Bauernverband jeweils einen Vertreter aller seiner Fachbereiche entsendet, und in dem der Landkreis „mit Mitarbeitern aus dem Umwelt-, Veterinär- und wenn nötig auch aus dem Rechtsamt vertreten sein sollte“, wie Grabner erklärte. „Wir wollen am Ball bleiben und bei quer laufenden Dingen schnell gegensteuern. Einmal im Quartal oder wenn nötig alle zwei Monate sollte dieses Team zusammen kommen.“

Zulassungen und Bürokratie

Und sie werden viele Probleme zu diskutieren haben. Die Tierproduktion komplett auf Bio umzustellen, sei nicht einfach, erklärte Külz. Für die Biogas-Anlagen, die als Ergänzung der erneuerbaren Energien zu sehen sind, gäbe es ein Ersatzteil-Problem. Und in der Tierzucht seien so hohe Auflagen zu erfüllen, die das Arbeiten auch nicht leichter machen. Deshalb ist der Bauernverband Anhalt jetzt auch in Vorleistung gegangen und hat eine Studie in Auftrag gegeben, die klären soll, wo das viele Nitrat im Grundwasser wirklich herkommt.

Thomas Külz
Thomas Külz
Foto: Kehrer

Weitere Themen beim Gespräch in der Landkreisverwaltung waren die derzeit schleppende Bearbeitung von Kfz-Zulassungen, „die auch die Arbeit der Landwirte und landwirtschaftlichen Betriebe behindert“, wie Thomas Fischer der Geschäftsführer der APH Hinsdorf erklärte. „Zudem sind Sonntags-Fahrgenehmigungen für unsere Lkw in der Erntezeit zuletzt ein echtes Problem gewesen. Und nicht zuletzt wurde auch der Aufwand an Bürokratie thematisiert. „Landkreis, Landesverwaltungsamt, Land - das ist mir einfach zu viel. Am Ende treffen die Politiker nur Bauchentscheidungen, ohne die Fachleute ausreichend zu hören“, sagte Bauernverbandschef Külz.

Um der Abwanderung von Arbeitskräften in Großbetriebe entgegen zu wirken, hatte Ulf Gehrmann, der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Großzöberitz, eine Idee. „Wir müssen für die landwirtschaftlichen Berufe neue Anreize finden und uns selbst neu zeigen“, sagte er.