Schweigen vorm Hangar Schweigen vorm Hangar: Modellflugclub Köthen erinnert an tödlich verunglückten Ralf Buresch

Köthen - Eine kräftige Windböe und schon war es passiert. Der Modell-Jet der US-Armee - ein Nachbau im Maßstab 1:7 - konnte nur noch mit Schaden auf der Asphaltbahn des Köthener Flugplatzes landen, den die Modellbauer zu ihrem Treffen am Sonnabend in Beschlag nahmen. Der P-59 Airacomet blieb nicht heil. Das 9,7 Kilogramm schwere Flugobjekt brauchte eine Behandlung von Besitzer Ralf Göricke. Das Fahrwerk hatte unter der unsauberen, witterungsbedingten Landung gelitten.
Der 63-Jährige aus Thalheim bei Wolfen hat immerhin 400 Arbeitsstunden in den Modellflieger gesteckt, um diesen aufzubauen. Mit bis zu 150 Stundenkilometern ließ Göricke den halb originalgetreuen Jet durch die Luft jagen. Steil- und Sturzflüge inklusive. Das Material, glasfaserverstärkter Kunststoff, halte dem stand, sagte er wissend.
Dass das Flugzeug mit einer Flügelspannweite von zwei Metern und einer Länge von 1,67 Metern so teuer wie ein halber Kleinwagen ist, wissen Kenner. Das liegt an der originalgetreuen, nur verkleinerten Technik. So kommt Göricke bei seinem Armee-Jet auf einen Wert von rund 5.000 Euro. Allein die Turbine mache die Hälfte der Gesamtkosten aus. Und, der Nachbau fliegt ebenfalls mit Kerosin. „In sechs Minuten verbraucht er etwa zwei Liter“, sagte Göricke.
Einst habe auch der kürzlich verunglückte Kunstflug-Meister Ralf Buresch mit Modellen angefangen
Der Modellbau war für ihn mit 14 Jahren sein Zugang, um die Segelfliegerei zu erlernen. Aus gesundheitlichen Gründen widme er sich gegenwärtig nur noch dem Modellflug, findet aber nach wie vor, dass jeder Flieger mit dem Modellbau einen probaten Einstieg zum Fliegen bekomme.
Den Himmel über der asphaltierten Flugbahn und den Hangars für echte Flugmaschinen bevölkerten zum Modellflugtag zahlreiche Modelle von Wasserflieger, Helikoptern und Co. Einst habe auch der Kunstflug-Meister Ralf Buresch mit Modellen angefangen. Daran erinnerte sich der Vorsitzende der Köthener Modellflieger, Andreas Gutsch. Der Vereinschef trug zur Veranstaltung selbst eine neongelbe Warnweste. „Die habe ich mal von ihm geschenkt bekommen.“
Buresch war im polnischen Plock bei einer Kunstflugschau mit seiner Jak 52 in den Fluss Wisla gestürzt und tödlich verunglückt. Gutsch war mit ihm befreundet. „Wir halfen ihm manchmal bei Reparaturen an seiner Jak“, erinnerte er sich. Die Modellflieger-Veranstaltung abzusagen, sei aber auch nach der Nachricht vom Tod des Kunstpiloten nicht infrage gekommen. „Ralf hätte das nicht gewollt“, senkte Gutsch kurz den Kopf und führte zum Hangar Bureschs auf dem Köthener Flugplatzgelände. Dort hielten die Beteiligten eine Gedenkminute ab.
Betroffen zeigte sich ebenfalls der 28-jährige Chris Richter von dem Unfall
Betroffen zeigte sich ebenfalls der 28-jährige Chris Richter von dem Unfall. Er und Buresch waren Freunde. Über den Grund für seinen Absturz möchte man nicht spekulieren. In seinen Händen hielt der Mann aus Edderitz eine Fernsteuerung.
Mit der schoss er seine Aero Plus RC Extra 330 LT mit bis zu 70 Stundenkilometern in den Himmel oder ließ sie beinah aufrecht mit 20 Stundenkilometern in Höhe von Büschen und Sträuchern tanzen. 13 Kilogramm wiegt das Flugobjekt. Der Reiz des echten Fliegens ist da, „aber solange dieser Reiz nicht bezahlbar ist, bleibt es bei dem. Der ist auch ungefährlicher“, setzte der junge Mann melancholisch dreinblickend hinzu. (mz)