1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Schlosskirche St. Maria: Schlosskirche St. Maria in Köthen: Maria und Jesus sollen nicht mehr hinter Gittern sitzen

Schlosskirche St. Maria Schlosskirche St. Maria in Köthen: Maria und Jesus sollen nicht mehr hinter Gittern sitzen

Von Matthias Bartl 10.12.2016, 11:00
Unübersehbar: Der Schattenwurf der Sprossen stört die Wirkung des Triegel-Bildes erheblich.
Unübersehbar: Der Schattenwurf der Sprossen stört die Wirkung des Triegel-Bildes erheblich. Georg Heeg

Köthen - Die überdimensionalen Fensterbilder Michael Triegels für die Schlosskirche St. Maria hatten schon vor ihrer Hängung für Aufmerksamkeit gesorgt, nicht zuletzt wegen ihrer Motivauswahl und des Stils, in dem die Bilder von Jesus, der Mutter Maria und den Engeln gehalten sind. Unabhängig davon aber zogen die Bilder stets die Blicke der Kirchgänger und -besucher auf sich.

Als würde Jesus hinter Gittern sitzen

Von Anfang an sorgten sie aber auch für Sorgenfalten. Und zwar immer dann, wenn die Sonne vor allem im Osten ziemlich direkt auf die in Blau und Gold gehaltenen Meisterwerke schien. Es stellte sich dadurch nämlich der Effekt ein, dass der Schattenwurf der den eigentlichen Bandhauer-Fenstern vorgehängten mit Sprossen versehenen Sicherheitsfenster die Bildkomposition erheblich störte - weil Bild und Fenster zu dicht beieinander standen.

„Das Außenfenster hat zu viel vom Bild weggenommen“, drückt sich Pfarrer Armin Kensbock diplomatisch aus. Ein wenig boshaft gesagt: Bei entsprechendem Sonnenstand sah es immer so aus, als würden der Heiland, Mutter Maria und die Engel hinter Gittern sitzen.

Satin-Effekt soll die Lösung bringen

Nachvollziehbar also, dass in der Gemeinde schnell darüber gegrübelt wurde, wie diesem unerwünschten Zustand abzuhelfen sei, ohne gleichzeitig den Denkmalpflegern zu große Konzessionen abzuverlangen. Am Ende wurde durch den Kirchenvorstand beschlossen, das äußere Fenster um 20 Zentimeter nach außen zu verlegen.

Im Rahmen des denkmalpflegerischen Genehmigungsprozesses wurde ein Probefenster erstellt und in dieser Phase „kamen Werner Sobetzko und ich auf die Idee, eine Satinierung der Innenseite des äußeren Fensters gleich mit zu erproben“, so Georg Heeg vom Kirchenvorstand. Dafür wurde eine der Scheiben, aus denen das Außenfesten besteht, mit einer Satinierfolie beklebt - und abgewartet, welchen Effekt dies bringen würde.

Einen positiven, wie sich herausstellte. „Es hat sich gezeigt, dass die Satinierung bei direkter Sonneneinstrahlung eine positive Wirkung auf das Bild hat und die Denkmalpflege hat inzwischen zugestimmt, dass das komplette Außenfenster satiniert wird.“

Erst einmal werden Angebote für den Umbau eingeholt

Offen ist nur noch, auf welche Weise man den Satin-Effekt herbeiführen will: entweder durch Sandstrahlung, durch Ätzen oder durch Lackieren. Aus dem Rennen scheint die Methode zu sein, die Fenster mit einer Satinierfolie zu bekleben, einfach weil man fürchtet, dass sich die Folie durch die Sonneneinstrahlung nach kurzer Frist wieder ablösen könnte und man gezwungen wäre, am Ende alle paar Monate die Scheiben neu zu bekleben - kein leichtes Vorhaben in 18 Metern Höhe.

„Es muss nachhaltig sein und die Kosten müssen passen“, sagte Georg Heeg über die zu treffende Variantenwahl. Für die jetzt Angebote eingeholt werden sollen, um Vergleichszahlen in der Hand zu haben. „Der Prozess“, so Georg Heeg, „ist angestoßen.“

Vorgesehen ist die Satinierung der Außen- oder Sicherheitsfenster erst einmal nur für das Thermenfenster an der Ostseite der Kirche, wo die Sonne am stärksten für Sprossenschatten sorgt. Andererseits finden der oberste Denkmalpfleger des Gebietes, Gernot Brülls, und der Seniorchef der Glasfirma Peters aus Paderborn, die die Triegelbilder aufs Glas gebracht hat, dass man durchaus das Fenster auf der Westseite mit dem Satin-Effekt ausstatten könnte - wenn sich einmal die Gelegenheit dazu ergibt. (mz)