Schloss Köthen Schloss Köthen: Japanische Star-Geigerin spielt Bach

Köthen - Midori Goto spielt. Die Geigerin, die in Japan jeder kennt und die hierzulande vor allem Klassikliebhabern bekannt ist, wirkt wie versunken in das Stück. Und in die Welt von Johann Sebastian Bach.
Im Brokatkleid mit großformatigem Blumenmuster und ihrer Geige steht sie fast verloren im grünen Zimmer der Bachgedenkstätte im Schloss Köthen. Doch zugleich füllt sie den Raum aus. Erweckt mit virtuosen Bewegungen auf der Geige die Welt des Barockmeisters zum Leben. Sie spielt eine Partita, die er in Köthen schrieb und wohl auch im Schloss spielte.
Inszenierung für Bach-Fans
Es ist eine Inszenierung der Musik Bachs für ein internationales Publikum. Hier wird für eine DVD gedreht. Während die Stargeigerin die sehr anspruchsvollen Stücke hochkonzentriert präsentiert, laufen Kameras und leuchten Scheinwerfer.
Die Mitarbeiter des Filmteams achten genau darauf, dass es ganz still ist und das Licht Midori Goto und den Raum richtig in Szene setzt.
Schon das Gewandhausorchster in Szene gesetzt
Das Filmteam gehört zur Leipziger Firma Accentus. Sie ist auf hochwertige Musikproduktionen der Klassik spezialisiert, hat schon Daniel Barenboim, Claudio Abbado oder das Gewandhausorchester Leipzig in Szene gesetzt.
Yukie Bürkner-Damm ist Producerin bei Accentus und sorgt in Köthen dafür, dass der Dreh reibungslos abläuft. Sie wollte Midori Goto unbedingt im Schloss in Szene setzen.
„Wenn sie hier spielt, kann man eintauchen in die Welt von Bach“, schwärmt die Producerin. Dies sei der authentische Ort, an dem die Stücke entstanden seien. „Das Schlossgelände hat einen Zauber“, beschreibt Bürkner- Damm.
Volle Konzentration auf das Geigenspiel
Sie spricht auch für die Künstlerin, die ebenfalls von der guten Akustik und dem Ambiente im Schloss bezaubert sei. Dazu sagen möchte sie selbst nichts. Dass sie sich auf das Geigespiel konzentriere, sei für sie das Wichtigste während der Produktion, erklärt die Producerin.
Keine Autogramme, keine Posen für Fotografen, keine Interviews. Da ist die Japanerin, die seit vielen Jahre in den Vereinigten Staaten lebt, Profi. Sie ist erfahren bei Musikproduktionen.
Die japanische Geigerin Midori Goto spielt für die Musik-DVD insgesamt sechs Stücke von Johann Sebastian Bach in Köthen ein. Es sind drei Partiten und drei Sonaten, die in Bachs Zeit als Hofkapellmeister in Köthen entstanden.
Es sind Solo-Stücke, die der Barockmeister für die Violine komponierte. Eine Partita enthält die bekannte Chaconne von Bach, ein dramatisches Stück, das die Bandbreite des Instruments voll ausschöpft. Dieses wie auch die anderen Stücke gelten als sehr anspruchsvoll für Geiger.
Die Köthen Kultur und Marketing GmbH will die DVD nach ihrem Erscheinen auch in Köthen im Angebot haben. Wahrscheinlich zum Bachgeburtstag im März 2017 soll sie in der Köthen-Information erhältlich sein. (mz/kan)
130 Minuten Köthen
Damit die Zuschauer der DVD die Welt von Midori Goto und Bach besser ermessen können, hat das Filmteam an verschiedenen Orten in Köthen gedreht. Neben den Räumen der Bachgedenkstätte auch in der Schlosskapelle und der „Bachkirche“ St. Agnus.
Insgesamt 130 Minuten soll die Reise der Stargeigerin in die Welt von Bach in Köthen dauern. Eine Woche sind Drehteam und Künstlerin dafür im Einsatz, berichtet die Producerin. Etwa zehn Stunden pro Tag wird im Schloss gearbeitet.
„Wir drehen jeden Tag zwei Stücke“, berichtet Bürkner Damm. Für Midori Goto wohl der härteste Job. Sie beginne oft 7 Uhr morgens, sich auf der Geige warmzuspielen und legt das Instrument erst am Abend zur Seite.
Nicht die ersten Dreharbeiten
Der Betreiber der Gedenkstätte, die Köthen Kultur und Marketing GmbH (KKM) verfolgt die Dreharbeiten mit großen Interesse. Mit Erlaubnis des Verwalters, der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, finden hier Dreharbeiten statt. Nicht zum ersten Mal.
Schon so einige Drehteams seien im Schloss gewesen, zum Beispiel vor Jahren für einen Polizeiruf aus Halle. Die KKM gewährt Firmen wie Accentus gerne Zutritt zu den Räumen.
„Das ist ein glänzender Werbeeffekt für die Stadt“, begründet KKM-Sprecher Christian Ratzel. Einen Klassik-Weltstar, der den Meister des Barock in der kleinen Bachstadt inszeniert, gibt es nicht alle Tage. (mz)