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Schlechte Ernte durch Trockenheit? Schlechte Ernte durch Trockenheit?: Bauernvertreter fordern Unterstützung vom Land

Von Matthias Bartl und Helmut Dawal 15.06.2018, 08:46
Wenn in diesem Jahr die Bauern der Region ihr Getreide ernten, dürften die Erträge deutlich geringer ausfallen als in früheren Jahren.
Wenn in diesem Jahr die Bauern der Region ihr Getreide ernten, dürften die Erträge deutlich geringer ausfallen als in früheren Jahren. Rebsch

Köthen - Thomas Lins muss nicht lange nach dem Wort suchen, dass die Situation am besten beschreibt: „Katastrophal“, sagt der Betriebsleiter der Gruma Agrar GmbH. Katastrophal schlecht nämlich sieht es mit der Ernte aus, die auf den Gruma-Flächen heranwächst - die Pflanzen haben seit Wochen kaum Wasser gesehen und ihr Wachstum ist entsprechend schlecht ausgefallen. Lins erinnert sich an ein ähnlich übles Jahr: „1992 war es auch sehr trocken, aber diesmal ist es noch schlimmer. Eigentlich ist es gar nicht mehr zu verkraften.“

Anhaltende Trockenheit ruft die Berufsverbände der Landwirte auf den Plan

Heute oder am Wochenende werde man bei der Gruma, die 800 Hektar bewirtschaftet, mit der Ernte des notreifen Getreides beginnen und dann auch genauer sagen können, welche Ausmaße die Verluste haben. „Grob geschätzt gehe ich von 30, 40 Prozent aus“, so Lins. Der natürlich hofft, dass der Himmel endlich ein Einsehen hat und es regnen lässt. „Für Roggen, Triticale und Gerste ist das zwar zu spät, aber bei Mais und Rüben könnte Regen das Ergebnis noch verbessern.“

Die anhaltende Trockenheit hat auch die Berufsverbände der Landwirte auf den Plan gerufen. Aufgrund des Ausbleibens von notwendigen Niederschlägen in den vergangenen Wochen appellieren die beiden berufsständischen Vertretungen in Sachsen-Anhalt, der Bauernverband und der Bauernbund, an die Politik, die von der Dürre betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe nicht alleine zu lassen.

Auf den leichten Böden in der Altmark, im Jerichower Land, der nördlichen Börde, in Anhalt, Wittenberg und Teilen des Salzlandkreises zeichnen sich laut der Verbandssprecher extreme Ertragsminderungen bis hin zu Totalausfällen bei Getreide und Raps ab. Aus Not wurde auf vielen Schlägen nicht auf die Druschernte gewartet, sondern ungewöhnlich zeitig die schlechten Bestände als Ganzpflanzenernte ins Silo gebracht.

Hilfsmaßnahmen für die von der Trockenheit betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe?

Aber auch auf den besseren Standorten leiden Getreide, Raps, Hackfrüchte und Sonderkulturen in fast allen Landesteilen unter extremer Trockenheit und ungewöhnlich früher und starker Hitze. Es sei absehbar, dass die Getreideernte in einigen Landesteilen bereits Anfang kommender Woche und damit zwei bis drei Wochen früher als normal beginnt.

Kleine Körner, schlechte Qualitäten und Erträge, die noch unter den niedrigen Ergebnissen des vergangenen Jahres liegen, würden die Folge sein. „Wir werden mit Ernteausfällen und Minderungen zu rechnen haben, die weit über das Wetterrisiko hinausgehen, mit denen die Landwirtschaft gewohnt ist zu leben,“ so der Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn, der in Cosa einen landwirtschaftliche Betrieb führt.

Die Präsidenten beider Verbände haben deshalb am Rande des Eröffnungsrundganges der DLG-Feldtage in Bernburg am 12. Juni die Landwirtschaftsministerin von Sachsen-Anhalt, Claudia Dalbert, gebeten, Hilfsmaßnahmen für die von der Trockenheit betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe vorzubereiten und mit den Verantwortlichen der Landesregierung und mit den ebenfalls betroffenen Bundesländern abzustimmen.

„Hilfen könnten sein, Steuerforderungen auszusetzen, Liquiditätsdarlehen zu gewähren und Beratungshilfe zu geben. Ertragsminderungen und die damit verbundenen finanziellen Ausfälle werden erfahrungsgemäß aus eigener Kraft in den Betrieben nur schwer abzufangen sein“, so der Präsident des Bauernbundes Sachsen-Anhalt, Jochen Dettmer.

Insbesondere Wintergerste geschädigt

Das würde sicher auch im Sinne des Hofes Pfaffendorf sein. „Uns geht es nicht anders. Wie alle Bauern warten auch wir sehnsüchtig auf Regen.“ Das sagt Oliver Holetschka, auf Hof Pfaffendorf zuständig für die Pflanzenproduktion. Wie er auf MZ-Anfrage mitteilte, habe die Trockenheit insbesondere der Wintergerste zugesetzt, die extrem darunter leide, dass keine Niederschläge gefallen seien. „Auch der Weizen steht sehr trocken“, ergänzt Holetschka. Mit welchen Ertragseinbußen in Pfaffendorf gerechnet wird, lässt er offen. „Wir werden sehen, was die Mähdrescher runter holen.“

Mais und Zuckerrüben hingegen stehen noch recht gut. „Sie haben zum richtigen Zeitpunkt von dem bisschen Regen, der da gefallen ist, profitiert und können jetzt die fehlenden Niederschläge noch ganz gut kompensieren.“

Ein kleiner Teil der Felder kann über sogenannte Kreisberegungsanlagen bewässert werden. Genutzt wird die Beregnung vor allem für Ackerbohnen und Silomais, aber auch Zuckerrüben. Insgesamt sind es rund 300 Hektar, die mit Wasser versorgt werden können. Das Gesamtanbaugebiet beläuft sich aber auf rund 3.400 Hektar.

(mz)