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Salat dank Karpfen Salat dank Karpfen: Fluglehrer Silvio Büttner hat in Görzig eine Gärtnerei eröffnet

Von Doreen Hoyer 07.05.2019, 05:00
Beet- und Balkonpflanzen verkaufen Silvio Büttner und seine Mitarbeiterin Veronika Lehmann in Görzig.
Beet- und Balkonpflanzen verkaufen Silvio Büttner und seine Mitarbeiterin Veronika Lehmann in Görzig. Ute Nicklisch

Görzig - Eigentlich will Silvio Büttner hoch hinaus - klar, als Geschäftsführer einer Flugschule in Magdeburg. Ihn interessieren aber auch Dinge, die sich am Boden abspielen. Oder im Boden.

Seit gut einem Monat betreibt der 43-Jährige, der gebürtig aus der Nähe von Suhl stammt, eine Gärtnerei mit Hofladen in Görzig - und wohnt wechselnd einige Tage im Südlichen Anhalt, einige Tage bei Magdeburg. Gärtnern habe ihn schon immer begeistert und als er im Netz gesehen habe, dass in Görzig eine alte Gärtnerei angeboten werde, habe er direkt zugegriffen, berichtet Büttner.

„Die Eröffnung lief top, die folgenden Wochen waren auch gut - wir hatten ja auch schönes Wetter“

Im Mai 2018 übernahm er das Gelände. „Wir haben hier erstmal containerweise Müll rausgefahren“, erinnert sich der 43-Jährige an die erste Zeit. Nachdem das Gelände beräumt, die alten Gewächshäuser wieder nutzbar waren, startete der eigentliche Gärtnereibetrieb im kleinen Rahmen. Zwei Mitarbeiter hat Büttner. „Die Eröffnung lief top, die folgenden Wochen waren auch gut - wir hatten ja auch schönes Wetter“, zeigt sich Büttner zufrieden. Die Gärtnerei liegt an der Straße in Richtung Glauzig, es hielten mehr Kunden auf der Durchfahrt an als gedacht.

Das 2.000 Quadratmeter große Gewächshausarreal will Büttner nun nach und nach auf Vordermann bringen. Ab Anfang Mai sind die ersten Beet- und Balkonpflanzen im Verkauf: Geranien, Begonien, Petunien zum Beispiel. Im Gewächshaus daneben finden sich noch keine Blumen. Dafür aber Hühner. Die sollen durch ihr Scharren den Boden vorbereiten für die Tomatenpflanzen, die bald dort wachsen sollen.

Kot von 200 Karpfen wird vor Ort zu Dünger verarbeitet

Etwas ganz Besonderes befindet sich in einem dritten Gewächshaus. Eine so genannte Aquaponic-Anlage. Sie besteht unter anderem aus einem großen Fischbecken, in dem 200 Karpfen leben. Deren Kot wird gefiltert, mittels Bakterien zu Dünger verarbeitet und in ein anderes, größeres Becken geleitet. Auf diesem Becken schwimmen Platten mit kleinen Löchern, in denen bald Salat wachsen soll.

Klingt ungewöhnlich, doch Büttner kann die Funktionsweise gut erklären. In die Löcher werden kleine so genannte Netztöpfe eingesetzt, gefüllt mit einer Salatpflanze und einem Stück Schaumstoff. Die Wurzeln der Pflanze hängen so im Wasser, werden durch Ausströmsteine, aus denen Sauerstoff kommt, belüftet. Die Pflanzen nehmen über das Wasser den Dünger aus Fischkot auf.

Das funktioniere gut, er habe es schon in Magdeburg in einer kleineren Anlage getestet, berichtet Büttner. Ab Anfang oder Mitte Juni sollen die ersten Salate zu kaufen sein. Die Fische werden wahrscheinlich geräuchert, so jedenfalls der aktuelle Plan. Das Wissen zur Aquaponic-Anlage habe er sich nach und nach selbst angeeignet, berichtet Büttner. Zwei weitere sollen in Görzig noch dazu kommen, „betrieben“ sozusagen mit Welsen und Tilapia, einer Gattung der Buntbarsche.

Noch gibt es allerlei zu tun auf dem Gärtnereigelände mit dazugehörigem Hofladen

Vorteile gegenüber dem Salat klassisch vom Feld gebe es viele, sagt Silvio Büttner. So brauche man gerade in Zeiten von Dürresommern weniger Wasser. Das Wasser in der Anlage werde ständig umgewälzt und wieder aufbereitet. Und er komme ohne zusätzliche Düngestoffe aus. „Man schmeckt wirklich den Unterschied“, ist der 43-Jährige überzeugt.

Der auch ansonsten noch viele Ideen für die Görziger Gärtnerei hat. Möglich wäre es, bald Eier von den Hühnern im künftigen Tomatenbeet und Gemüse aus eigenem Anbau zu verkaufen. Ein Imbisswagen steht auch schon bereit, um später einmal Würstchen und Co. an die Kundschaft zu verkaufen.

Aber noch gibt es allerlei zu tun auf dem Gärtnereigelände mit dazugehörigem Hofladen. Er sei nun mal selbstständig, betont Büttner gut gelaunt. Was vor allem heiße: Man arbeitet selbst und ständig. (mz)

Büttner schaut in das Karpfenbecken. Hinter ihm die Platten, in denen der Salat auf dem Wasser wachsen soll.
Büttner schaut in das Karpfenbecken. Hinter ihm die Platten, in denen der Salat auf dem Wasser wachsen soll.
Ute Nicklisch
Die noch kleinen Pflanzen mit Schaumstoff in ihren Töpfen.
Die noch kleinen Pflanzen mit Schaumstoff in ihren Töpfen.
Ute Nicklisch