"Sagenhaftes Köthen" "Sagenhaftes Köthen": Verena Schiffner veröffentlicht alte Sagen - und eine neue

Köthen - Sagen aus dem Köthener Land hat wohl jeder schon mal gehört oder gelesen. Die Sage vom Nonnenschleier zum Beispiel. Oder die Sage über das Saubörnchen. Es hat auch immer wieder über die Jahrhunderte hinweg Publikationen gegeben, in denen einzelne Sagen veröffentlicht wurden. Zu DDR-Zeiten etwa wurde ein notizheftgroßes gelbes Büchlein ediert, das beim Journalistenbasar immer ein Renner war.
Und lustigerweise war es die Suche nach diesem Heftchen, die Verena Schiffner, Inhaberin von „Mein Buchladen“ in Köthen, auf die Idee brachte, ein eigenes Buch mit Köthener Sagen und Sagen aus dem Umland herauszugeben. „Eine Lehrerin hatte im Laden nachgefragt, ob es eine Chance gebe, an das gelbe Sagenbüchlein heranzukommen - am besten gleich einen ganzen Klassensatz, weil das Thema Sagen im Deutschunterricht behandelt werden sollte.“
„Die Texte in der DDR-Ausgabe waren stark gekürzt, das wurde schnell deutlich“
Zunächst überlegte Verena Schiffner, das alte Heft neu auszulegen. Dann aber wurde doch mehr draus: Sie organisierte sich einige alte Bücher, in denen Sagen enthalten waren, verglich die Quellen miteinander und stellte daraus eine neue Sagen-Edition zusammen, die in dieser Vollständigkeit neu sein dürfte. „Die Texte in der DDR-Ausgabe waren stark gekürzt, das wurde schnell deutlich. Die Texte sind jetzt wieder in der vollen Länge lesbar. Ich habe nur einige Anpassungen an die heutige Umgangssprache vorgenommen“, sagt Schiffner.
Insgesamt 35 Sagen sind hier versammelt und die spielen beileibe nicht nur in Köthen, sondern auch in vielen kleinen Ortschaften der Region. Und manchmal sind die faktischen Anstöße zur Sage auch heute noch zu sehen. Wer etwa von Merzien nach Storkau fährt, der kann - quasi aus den Augenwinkeln - kurz vor Storkau am Straßenrand einen Stein erkennen. Mit diesem Brocken, der „blaue Stein“ genannt, hat es folgende Bewandtnis: Einst hat der Teufel vom Petersberg aus mehrere Steine in Richtung der Lausigker Kirche geschleudert. Und der Stein bei Storkau ist der Stein, mit dem der Teufel am weitesten gekommen ist.
Julia Reinhold hat sich zu den alten Sagen noch eine neue ausgedacht
Zu dieser Sage gibt es auch eine hübsche Illustration, wie die ganze Broschüre durch die Bebilderung gewinnt. Die Bilder stammen - bis auf eines - von Julia Reinhold, einer Köthenerin, die noch an der Berufsschule lernt. Verena Schiffner entdeckte durch Zufall auf Julia Reinholds Facebookseite, dass die junge Frau sich auch mit Malerei beschäftigt und fragte an, ob sie das Sagenbuch bebildern würde. Was sie auch tat.
Und nicht nur das: Julia Reinhold hat sich zu den alten Sagen noch eine neue ausgedacht. Diese dreht sich um die schiefe Spitze des Halleschen Turms in Köthen, die Steffen Fischer - von dem die einzige andere Illustration stammt - auf seinen bekannten Halli-Bildern stets ein wenig überspitzt hat. Nun gibt es auch die Geschichte dazu - nachzulesen in „Sagenhaftes Köthen“.
Das sich für 7,95 Euro pro Exemplar schon gut verkauft, „aber da ich das Buch im eigenen Verlag veröffentlicht habe, kann ich bei Bedarf nachdrucken lassen“, so Verena Schiffner. (mz)