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110 Festwagen, Laufgruppen und Kapellen Rosenmontag in Köthen Kukakö: Zug mit 110 Festwagen, Laufgruppen und Kapellen

Von Matthias Bartl 04.03.2019, 06:28
Am Rosenmontag werden wieder ungezählte Köthener und Besucher am Straßenrand den bunten Zug an sich vorbeiziehen lassen.
Am Rosenmontag werden wieder ungezählte Köthener und Besucher am Straßenrand den bunten Zug an sich vorbeiziehen lassen. picture alliance / Jens Wolf/dpa

Köthen - Politprominenz gehört zum Rosenmontagsumzug in Köthen dazu. Zumindest seitdem Ministerpräsident Reinhard Höppner (SPD) im wärmenden Norwegerpullover den Elferratswagen enterte und durch Köthens jeckengesäumte Straßen fuhr.

Das ist gut 20 Jahre her, aber dass der Zug des Kukakö auch heute noch ein bevorzugter Platz für Abgesandte aus dem politische Magdeburg und Berlin ist, wird am Montag wieder zu erleben sein: „Sieben von neun Landesministern haben sich angekündigt“, zählt Senatspräsident Ronald Mormann auf, „dazu drei Vorsitzende von Landtagsfraktionen und Katrin Budde, die den Kulturausschuss des Bundestags leitet.“ Mormann, Landtagsabgeordneter der SPD, grinst: „Das könnte man als auswärtige Kabinettssitzung mit Bundesbeteiligung bezeichnen.“

Rosenmontagsumzug in Köthen hat ungefähr 3.000 Mitwirkende

Und die „Sitzung“ hat dann nur einen Tagesordnungspunkt: Vergnügen. Das sich nur die Politiker auf dem Elferratswagen gönnen, sondern auch die Besucher am Rand des um 11.11 Uhr startenden Zuges und die etwa 3.000 Mitwirkenden. „Wir haben in diesem Jahr 110 Startnummern vergeben“, sagt Mormann. Das sind 110 Festwagen, Laufgruppen, Kapellen, Cabrios und andere Umzugsblickfänge mehr. „Wir sind und bleiben der größte Rosenmontagsumzug seiner Art in Ostdeutschland“, unterstreicht der Senatspräside mit Nachdruck.

Und natürlich wird auch wieder dafür gesorgt, dass nicht nur die Köthener, sondern Karnevalsfans buchstäblich aus aller Welt daran teilhaben können - via Youtube. „Nachdem sich das MDR-Fernsehen im Vorjahr in allen drei Ländern des Sendegebietes komplett aus Karnevalsproduktionen zurückgezogen und sich lediglich auf nachrichtliche Berichterstattung beschränkt hat“, so Mormann, „werden wir wieder unter Leitung von Christoph Albert eine eigene Fernsehproduktion des gesamtes Zuges herstellen.“

Professionell und ungekürzt. „Wir garantieren damit jedem Zugteilnehmer, dass er im Fernsehen ist“, erläutert Mormann. Übertragen wird der Rosenmontagsumzug dann jeweils viermal auf den Sendern RAN1 und RBW - und wer in Namibia sitzt oder Tokio oder wo es sonst noch auf diesem Planeten Kukakö-Freunde gibt, der kann sich das volle Programm über Youtube ins Haus holen.

Neben der Ehrentribüne steht nun der Senatswagen, der zur Tribüne umfunktioniert wird

Und dann etwa nacherleben, wie am Bärplatz fünf professionelle Kameras das bunter Geschehen einfangen. Dort werden sechs Programmpunkte für die Aufzeichnung angeboten: viermal sind es Gruppen des Kukakö, die sich an dieser Stelle länger als üblich der Aufmerksamkeit der Objektive sicher sein können, dazu kommt ein Beitrag von „Fantasia“ und einer der Erkneraner Woltersdorfer KarnevalGesellschaft, die einmal mehr den weitesten Anreiseweg nach Köthen hatte.

Sehen kann man dann ebenso, dass es diesmal keine zwei Bühnen am Bärplatz geben wird. „Die KKM-Bühne ist kaputt und nicht nutzbar“, sagt Ronald Mormann, der sich damit in der Zwangslage sah, improvisieren zu müssen. Die so entstanden Idee hat sogar zusätzlichen optischen Charme: Neben der Ehrentribüne steht nun der Senatswagen, der zur Tribüne umfunktioniert wird. Das habe den Vorteil, einen schönen Hintergrund zu haben - der Wagen wird von einer großen Nachbildung des Köthener Schlosses geziert.

Keine Zusammenarbeit zwischen Stadtmarketinggesellschaft und KKM mehr

Dass der Verein die KKM-Bühne nicht mehr nutzen kann, bedeutet auch, „dass die Marketinggesellschaft der Stadt am Zug überhaupt keinen Anteil mehr hat“, wie Mormann feststellt. Früher habe die KKM selbst Wagen gebaut, sich später an den Kosten für die größte Kapelle beteiligt. Auch die Stadt selbst hat früher einmal einen Wagen gestellt - nun zum zweiten Mal hintereinander keinen.

„Das stößt bei mir auf Unverständnis“, sagt Ronald Mormann, der darauf verweist, dass der Umzug etwa 2.000 Leute an einem Wochentag in die Innenstadt lockt, wo sonst „tote Hose“ wäre. Auch anderweitig ist der Umzug ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt - ob in der Gastronomie, in der Hotellerie, in Handwerksbetrieben. Mit dem Zug betreibe der Kukakö ein erfolgreiches Stadtmarketing.

Das einzige, was die Stadt zum Zug beisteuere sind aus Sicherheitsgründen so genannte Nizza-Sperren aus Beton - „aber das ist auch die eigene Idee der Stadt, eine Vorgabe seitens des Landes gibt es nicht. “ (mz)