Risse im Resonanzboden Risse im Resonanzboden: Nachbau des Mietke-Cembalos beim "Köthener Herbst" muss überholt werden

Köthen - Dorothea Büchse hat es schriftlich, was sie derzeit besonders bewegt: Als der jüngste „Köthener Herbst“ vor zwei Jahren vorüber war und die Organisatoren berechtigt Lob und Anerkennung ernteten, fiel doch ein Wermutstropfen in den Freudenbecher.
Einer der internationalen Musiker, der auf dem Cembalo mit Präludien, Fugen, Sonate und Suite von Bach brillierte, kam anschließend nicht umhin, sein temporäres Arbeitsgerät zwar wortreich zu würdigen („Sehr geeignet für die Bachsche Musik“), legte aber auch den Finger auf gleich mehrere Wunden: Das Cembalo befinde sich in einem ziemlich schlechten Zustand. Und geht man nach der detaillierten Aufzählung der Mängel war eigentlich bloß noch der Deckel zum Zuklappen in Ordnung.
Aus dem Jahr 1992 stammender hochgelobter Nachbau des Mietke-Cembalos
Logisch, dass dies die Freunde und Förderer der Bach-Gedenkstätte, die Erfinder des „Köthener Herbst“, deren Vorsitzende Dorothea Büchse ist, wurmte - auch wenn sie am Zustand des Tasteninstruments gänzlich unschuldig waren. Das gute Stück, ein aus dem Jahr 1992 stammender hochgelobter Nachbau des Mietke-Cembalos, auf dem einst Bach seinem Fürsten äonenüberdauernde Melodien vorgespielt hatte, war halt in die Jahre gekommen.
Und benötigte eine grundhafte Sanierung. Für diese haben die Freunde und Förderer nun zumindest so viel Geld zusammengesammelt, dass wesentliche Verbesserungen an dem von MartinChristian Schmidt geschaffenen Instrument durch den Restaurator Georg Ott so weit in Angriff genommen werden können, dass demnächst beim „Köthener Herbst“ des Jahres 2019 wieder darauf musiziert werden kann.
Was für den „Köthener Herbst“ in diesem Jahr besonders wichtig ist, weil man eben den Umstand ins Zentrum der Veranstaltungen stellen will, dass Bach vor 300 Jahren „sein“ Cembalo beim Instrumentenbauer Michael Mietke in Auftrag gegeben hatte und zu diesem Zweck extra von Köthen nach Berlin gereist war.
Schon das, was sichtbar ist, wird dem Instrumenten-Retter genug Arbeit machen
„Da war natürlich der Gedanken logisch, nicht nur eine Notreparatur des Mietke-Nachbaus zu veranlassen, sondern eine grundlegende Restaurierung. Jedenfalls soweit es unsere Finanzen zulassen.“ Finanzen, die man im Kreis der Mitglieder und Förderer der Bach-Gedenkstätte über einen längeren Zeitraum zusammengetragen hat.
Nun muss man sehen, wie weit Georg Ott damit kommt, denn das Risiko, im Zuge einer solchen Restaurierung noch weitere Probleme zu Tage zu bringen, sei nicht ausgeschlossen.
Schon das, was sichtbar ist, wird dem Instrumenten-Retter genug Arbeit machen. Der nur zwei bis drei Millimeter dünne Resonanzboden, der fast die ganze Fläche des Cembalos füllt, verzeichnet einige längere Risse. „Die Risse sind auch klanglich relevant“, unterstreicht Georg Ott. Eben weil der Resonanzboden seiner Aufgabe als „Soundverstärker“ nicht mehr hinreichend nachkommen kann, was durch das millimetergenau Einsetzen feinster Fichtenholzspäne korrigiert werden soll. Auch Springer, Kiele und Zungen, mit denen die Cembalosaiten angerissen und zum Schwingen gebracht werden, sind nicht mehr vollzählig in Ordnung. Auch einige geflickte Saiten müssen ausgetauscht werden. Dennoch ist Georg Ott optimistisch: „Bis zum ,Köthener Herbst’ ist das Cembalo wieder da.“ (mz)
