Reppichau Reppichau: Luther grüßt Eike von Repgow

Reppichau/MZ - Das Kompliment kam von ganz oben. Reppichau sei bekannt dafür, dass man hier immer den „richtigen Riecher hat“, sagte der Präsident der Lutherweg-Gesellschaft, Kirchenrat Jürgen Dietrich, am Sonntag auf dem Sachsenspiegeltag im Eike von Repgow-Dorf bei der Einweihung des Lutherplatzes. Denn als der Lutherweg im März 2008 eröffnet wurde, da sei noch nicht daran zu denken gewesen, dass dieser Pilgerweg, der heute auf 410 Kilometern und über 43 Stationen durch Sachsen-Anhalt führt, den kleinen Ort im Osternienburger Land durchqueren würde.
Doch Reppichau habe schon damals seine Fühler ausgestreckt. Und so saß der Ort mit im Boot, als die Route später über Zerbst erweitert wurde.
Niemand werde den Lutherweg, der einmal durch sechs Bundesländer führen soll und der bei seiner Fertigstellung über 250 Station auf einer Länge von 2 155 Kilometer präsentieren wird, im Ganzen erwandern. Darüber sind sich die Initiatoren einig. Trotz der wunderbaren Landschaft, die er durchquert. Es seien vielmehr die thematischen Stationen, die ihn so interessant machen.
Ständige Erweiterung
Und da hat Reppichau mit Station Nummer 18 seit Sonntag etwas ganz Besonderes zu bieten. Vier Stelen, drei davon stellen Kreuze dar, wurden von den ortsansässigen Kunstschmieden Schönemann für den kleinen Platz neben der Kirche aus Cortenstahl gestaltet und mit Elementen aus Edelstahl verziert. Sie tragen das Symbol des Lutherweges, ein geschwungenes L. Die vierte Stele, etwas abseits stehend, soll den Aufbruch in eine neue Zeit symbolisieren und hat damit auch Bezug zur Reformation. Den Text für den Informationsstand am Lutherplatz hat Prof. Heiner Lück, Inhaber des Lehrstuhls Für Bürgerliches Recht der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg geschrieben, der Köthener Kunstmaler Steffen Rogge hat die Tafel künstlerisch gestaltet. Lück, Schönemann und Rogge begleiten in Zusammenarbeit mit dem Förderverein Eike von Repgow, dessen Vorsitzender Ortsbürgermeister Erich Reichert ist, schon seit dem Jahr 2 000 das Kunstprojekt „Sachsenspiegel“, das einen besonderen Bildungsauftrag erfüllen möchte, wie Reichert erklärt. Es befindet sich in ständiger Erweiterung.
„Starke Symbolkraft“
Auch wenn nicht überliefert ist, dass Luther jemals einen Fuß auf Reppichauer Boden gesetzt hat, habe Luther den Sachsenspiegel gekannt, weiß Reichert. Luther und Repgow, deren Geburt etwa 300 Jahre auseinanderliegt, haben einiges gemeinsam. Das arbeitete der amtierende Landrat Bernhard Böddeker in seiner kurzen Rede auf dem Festplatz heraus. Beide seien Männer des Buches und Übersetzer gewesen: Eike übersetzte den „Sachsenspiegel“ (das Gewohnheitsrecht der Sachsen), vom Lateinischen ins Deutsche, Luther die Bibel. Beide sorgten also dafür, dass Texte aus der Gelehrtensprache auch den weniger gebildeten Volksschichten zugänglich wurden.
Jürgen Dietrich wiederum machte deutlich, dass es nicht auf Luthers persönliche Gegenwart in Reppichau ankomme, sondern darauf, dass es dem Ort gelungen sei, eine Idee auf vorbildliche Weise umzusetzen. Die Stelen hätten eine „starke Symbolkraft“. Die feierliche Weihe des Lutherplatzes übernahm Pfarrer Dankmar Pahlings. Er sprach die Hoffnung aus, der Platz möge für die, die ihn besuchen, ein Ort zum Nachdenken und Kraftschöpfen sein. Zur Feier des Tages ließen der Osternienburger Taubenzüchter Roland Jetzschmann und Kinder des Ortes 46 weiße Brieftauben aufsteigen.
Bald einen Lehrpfad
Bürgermeister Erich Reichert verkündete auf dem Sachsen-Spiegeltag, der eigentlich schon im Juni gefeiert werden sollte, damals aber dem Hochwasser zum Opfer fiel, zwei interessante Neuigkeiten: Zum einen wird man im Rittersaal des Informationszentrums bald Hochzeiten feiern können, zum anderen entsteht in Kooperation mit der Grundschule Osternienburg in Reppichau ein Lehrpfad für Schulen zum Thema „Auf den Spuren Eike von Repgows“.
