Piratenfilmer drehen bei Orbita-Film
Weißandt-Gölzau/MZ. - Das Betriebsgelände der Orbita Film GmbH in Weißandt-Gölzau verwandelte sich am Dienstagvormittag in den Drehort für einen Kurzfilm. Kameramann Nikolaus von Fürstenberg hat sein Arbeitsgerät auf die grüne Wiese gestellt und filmt die Einfahrt eines Lkw. Regisseur Tobias Bräuhauser (erster Spielfilm "180 Grad") sitzt im Gras und sieht sich die Einstellung auf einem Mini-Bildschirm an. Schauspieler Hans Uwe Bauer ("Das Leben der anderen"), er verkörpert in dem Streifen den ehemaligen Grenzsoldaten Torsten, steht in seiner Pförtnerbude neben der Schranke.
Das Pförtnerhäuschen und der Schlagbaum sind im wirklichen Leben die Haupteinfahrt für die Laster, die Folie aus dem Werk abholen und ausfahren. Die Trucks, die auch im Film zu sehen sein werden, gehören zum Fuhrpark der Orbita-eigenen Spedition TSL.
Bei Orbita, vor dem Kondi-Markt in Weißandt-Gölzau, in Köthen, Scheuder und Pösigk entstehen in nur fünf Tagen Sequenzen für den 15-minütigen Streifen "Der Befehl". Ein Film, der nach dem Gewissen fragt. Torsten, der einstige Grenzsoldat, erschießt an der innerdeutschen Grenze ein junges Ehepaar, das aus der DDR fliehen will. Torsten versucht alles, um seine Schuld zu verdrängen, allein es gelingt ihm nicht. Er wird zum Alkoholiker, arbeitet als Pförtner in einem Betrieb.
Ein junger Mann, gespielt von Oliver Mommsen (Tatort), ist der Sohn des erschossenen Paares. Er sucht den Mörder seiner Eltern, findet ihn, schießt auf ihn... Der 30-jährige Bräuhauser nennt den Irak-Krieg als aktuellen Anlass seines Films. "Wie kommt der Mensch mit einem Mord zurecht, der legalisiert ist?" nennt der Regisseur die Frage, der er mit seinem Film nachgeht. Mit den Drehorten im Kreis Köthen glaubt Bräuhauser die ideale Umgebung für seinen Streifen gefunden zu haben. "Alles scheint zu passen. Es stimmt einfach", findet er, der lange in der Umgebung von Halle nach dem gesucht hat, "was die Grundstimmung des Filmes trägt".
"Der Befehl", "ein Kurzfilm über das Gewissen" ist eine Produktion der Piratenfilm GbR mit nur einem ganz geringen Budget, der durch die Film-Fernseh-Fonds Bayern gefördert wird. Sämtliche Darsteller und Mitarbeiter des Teams arbeiten "für umsonst", berichtet Produktionsleiter Wolfgang Weigl. Er und Bräuhauser sind Gründer der Piratenfilm, die in München zu Hause ist. Gefreut hat sich das gesamte Drehteam über die uneigennützige Unterstützung der Orbita-Film GmbH. Das "Film" im Firmennamen scheint eine Verpflichtung zu sein. Betriebsrat Christian Henkel hat die Filmleute begleitet, ihnen die Türen bei Orbita geöffnet. "Vielleicht können wir den Streifen ja bei uns auch mal öffentlich aufführen" überlegt Henkel. Mit "Der Befehl" will sich Bräuhauser im Herbst bei verschiedenen Festivals, u.a. in Hof, bewerben. Außerdem soll der Streifen im Internet laufen. Eine Art der Aufführung, die nach Auskunft der Filmer, immer mehr Liebhaber findet.