Pflegeheim Lindenstraße Pflegeheim Lindenstraße: Abwechslung für beide Seiten

Köthen/MZ - „Wer die Figur erkennt, ruft laut ihren Namen“, forderte Birgitt Kühnruß, Leiterin des Wohnbereichs im Köthener Pflegeheim Lindenstraße, die Senioren auf und gab kurze Hinweise auf das gesuchte Wesen. Sobald die richtige Antwort fiel, erschien eine Märchengestalt nach der anderen im Innenhof des Pflegeheims. Hänsel und Gretel verstreuten Brotkrumen, während die Hexe mit hässlichem Warzengesicht hinter ihnen her schlich. Aschenputtel säuberte mit einem großen Reisigbesen den Weg von den Brotkrumen, damit dieser gleich darauf vom Glitzerstaub der guten Fee Dornröschens wieder übersät wurde. Ebenso wie einige Bewohner.
Doch damit nicht genug. Nach dem Abstecher ins Märchenland machten die Senioren eine Reise um die Welt.
Inderinnen in vielfarbigen Tüchern, Afrikanerinnen, die ihre kleinen Trommeln auf der Schulter trugen, ein Matrose, dem das Bier kräftig überschwappte, und heißblütige Spanierinnen, die mit ihren Rasseln und Absätzen auf dem Pflaster klapperten.
Alle zogen sie ihre Kreise vorbei an ihren staunenden Zuschauern. Und schließlich konnten sich vor allem die Bewohnerinnen an ihre Tanzabende in Gaststätten erinnern. Ihre Pflegerinnen zeigten ihnen wundervolle Abendkleider in allen Farben und Schnitten. Einige bewiesen dabei sogar Talent zum Modeln. Als echtes Glanzlicht krönte ein Brautpaar die Vorstellung, das zu „One Moment in Time“ erst eine feierliche Runde im Innenhof drehte und schließlich zu tanzen begann. Einige Pflegerinnen griffen sich auch ein paar der Senioren und animierten sie zum Mitmachen.
„Für unsere Bewohner ist so ein Nachmittag immer eine Auflockerung des Alltags“, erklärte Yvonne Friedrich, die im Pflegeheim als zusätzliche Betreuerin arbeitet. „Sonst kennen sie ihre Pflegerinnen ja nur bei der Arbeit ganz in weiß.“ Sie hatte die Modenschau zusammen mit ihrer Kollegin Andrea König organisiert. Aus dem ganzen Personal des Pflegeheims wurden Frauen für die Vorstellung eingespannt, zwölf waren es insgesamt.
Die Kleider und Kostüme stammten entweder aus Privatbesitz oder vom Theater. „Eine Kollegin ist auch beim Theater beschäftigt und konnte uns zum Beispiel mit den Kostümen für die Märchenfiguren aushelfen“, erläuterte Friedrich. „Andere haben wiederum einheimische Kleidung aus ihrem Urlaub mitgebracht.“ Die Idee für das Programm ist über längere Zeit gewachsen. „Zuerst wollten wir nur Abendmode präsentieren, aber dann hatten einige Kolleginnen noch die Ideen mit den Märchen und der Weltreise“, schilderte die Betreuerin weiter. Veranstaltungen wie diese abwechslungsreiche Modenschau sind aber auch aus einem anderen Grund ein wichtiger Bestandteil des Pflegeprogramms. „Nicht nur unsere Bewohner können sich amüsieren, auch wir“, sagte Friedrich. „Das Personal kann mal ausspannen und das ist bei unserer Arbeit auch sehr wichtig.“