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Pflaumenkuchen toppt USA-«Cake»

Von STEFANIE GREINER 05.06.2009, 16:49

KÖTHEN/MZ. - Einzig der leichte Akzent gibt Aufschluss über ihre Herkunft.

Ariel Geist kommt aus den Vereinigten Staaten von Amerika, genauer gesagt aus Boxborough in Massachusetts. Seit Ende September ist sie nun als Austauschschülerin in Deutschland. "Ich hatte mich so gefreut", erinnert sich die 19-Jährige an die Tage vor dem Abflug. Den Klischees über ihre Heimat auf Zeit schenkte sie von vornherein wenig Glauben. "Deutschland ist Bayern - Bier, Sauerkraut, Lederhosen. Ich wusste, dass es ein Stereotyp ist", bemerkt die junge Amerikanerin.

Keine Schwierigkeiten

Von der ersten Minute an hat sie ihre neue Heimat ins Herz geschlossen. "Ich fühle mich sehr wohl", betont Ariel Geist. Anfängliche Verständigungsprobleme waren schnell überwunden. Aufmerksam lauschte die 19-Jährige den Worten ihrer Gesprächspartner und lernte auf diese Weise schnell dazu. Mittlerweile bereitet ihr der mündliche Sprachgebrauch keine Schwierigkeiten mehr.

Die junge Amerikanerin hat sogar einige Lieblingswörter. "Geradeaus - das hört sich super an", erzählt sie. "Ach Quatsch" und "Achso" sind weitere Favoriten. Ariel Geist vermutet, dass ihr diese Formulierungen auch dann noch über die Lippen kommen werden, wenn sie wieder in ihrer amerikanischen Heimat ist. Die 19-Jährige bekundet, dass ihr auch das deutsche Essen fehlen werde.

"Ich liebe es", lobt Ariel Geist die hiesigen Speisen und erzählt, dass sie alles probiert. "Tote Oma" sei nicht so ihr Fall gewesen. Dafür habe es ihr aber die Möhrensuppe ihrer Gastmutter angetan. Auf Platz eins der Austauschschülerin stehen die deutschen Backgenüsse. "Cake und Kuchen sind ganz anders", vergleicht sie die amerikanische Variante mit deutschem Kuchen. "Es gibt hier so viele Sorten", schwärmt die 19-Jährige. Ihr Favorit ist Pflaumenkuchen. Mit Fast Food hat Ariel Geist nichts am Hut. Und das war schon in den Vereinigten Staaten so.

Bei ihrer Gastfamilie in Aken fühlt sich die junge Amerikanerin sehr wohl. "Sie sind toll", erzählt die 19-Jährige. "Meine Gastmutti ist richtig super." An einige Dinge musste sich Ariel Geist aber erst noch gewöhnen. Im Haus ihrer Familie in Massachusetts stehen die Türen meistens offen. In Deutschland ist das nicht so. "Die Türen hier sind immer zu", stellt die Austauschschülerin fest.

Drei Geschwister

Aber auch daran hat sie sich mittlerweile gewöhnt. Mit ihrer kleinen Gastschwester kommt Ariel Geist sehr gut aus. Sie selbst hat drei Geschwister. Die junge Amerikanerin genießt die Ruhe im Haus der Akener Familie. "Ich habe nie an einem Fluss gewohnt. Das hier ist toll", freut sich die 19-Jährige über die Nähe zur Elbe. "Wasser ist mein Element", erzählt die Rettungsschwimmerin. Gelegentlich schaut sie beim Akener Kanuclub vorbei.

"Ich habe gar keine Zeit mehr", bemerkt die Austauschschülerin. Nach dem Unterricht trifft sie sich mit Schulfreunden oder unternimmt etwas mit ihrer Gastfamilie. Begeistert erzählt Ariel Geist von einer Fahrradtour und einem Besuch des Bergzoos in Halle. Ihre Entscheidung für einen Auslandsaufenthalt hat sie nicht bereut. Heimweh-Gedanken werden von den vielen neuen Eindrücken verdrängt. Die Erfahrungen als Austauschschülerin fernab der Heimat wollte Ariel Geist schon immer einmal sammeln.

Um in den USA kein Schuljahr zu versäumen und nachholen zu müssen, hat sich die Amerikanerin für eine Auslandsreise im Anschluss an ihren Schulabschluss entschlossen. Den Unterricht im Ludwigsgymnasium kann sie also entspannt angehen. "Mathematik ist mein Lieblingsfach", hebt die 19-Jährige hervor. Deutsch hingegen falle ihr nicht immer leicht. "Wir lesen Faust", erzählt sie und fügt hinzu, dass sie die Rezitation des Osterspaziergangs gut gemeistert habe.

Über die Unterrichtsgestaltung wundert sich Ariel Geist nach wie vor. Während sie in den USA zwischen unterschiedlichen Leistungsniveaus wählen konnte, müssen hier alle die gleiche Leistung erbringen. "Ich finde das eigenartig", bemerkt die junge Amerikanerin. In ihrer Heimat habe sie jeden Tag den selben Stundenplan gehabt. Der täglich wechselnde Unterricht am Ludwigsgymnasium sei anfänglich schon gewöhnungsbedürftig gewesen. In ihrem Klassenkollektiv fühlt sich die Austauschschülerin sehr wohl. "Die Leute waren gleich freundlich", erinnert sie sich an die ersten Tage in der neuen Schule.

Neue Freunde

Nachdenklich hebt die Austauschschülerin hervor, dass sie ihre neu gewonnenen Freunde und ihre Gastfamilie vermissen werde. Im Juli fliegt sie zurück in die amerikanische Heimat. Ab September will Ariel Geist dann an der Universität von Massachusetts studieren. Die Vermutung, dass ihr Familienname deutsche Wurzeln haben könnte, ist übrigens gerechtfertigt. Ein entfernter Verwandter der 19-Jährigen lebte in Deutschland. Der Name Geist sei ein Relikt dieser Herkunft, erzählt sie.