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Peter Braemer malt leidenschaftlich gern Peter Braemer malt leidenschaftlich gern: Sein Wohnhaus in Diebzig wird zur Kunstausstellung

Von Ute Nicklisch 09.04.2018, 10:18
Peter Braemer vor seinem Selbstbildnis
Peter Braemer vor seinem Selbstbildnis Ute Nicklisch

Diebzig - Während sich seine Geschwister noch um die letzten Handgriffe kümmern, wirft sich Peter Braemer gemeinsam mit seiner Mutter Heidelinde bereits in Schale. Schließlich steht ein ganz besonderes Ereignis im Hause bevor. Eine Vernissage unter dem Titel „Die Kunst des Peter Braemer“.

Über mehrere Etagen verteilt, verwandelt sich das gesamte Wohnhaus der Familie Braemer in einziges Kunsthaus. Von gemalten Bildern über Tonkunst bis hin zu Holzschnitt ist von dem 37-jährigen Künstler alles zu sehen. „Ich freue mich schon sehr. Da trifft man Menschen, die man schon lange nicht gesehen hat und man kann ein bisschen erzählen“, sagt Braemer mit verschmitzter Mine.

Er ist kein gewöhnlicher Künstler. Der überaus talentierte Mann aus Diebzig ist schwerst behindert. Erst mit drei Jahren lernte er überhaupt laufen, und seine Feinmotorik ist stark eingeschränkt. Obwohl man ihm in der Schule prophezeite, er habe keinerlei Farbempfinden, begann Peter bereits mit acht Jahren, sich in seinen Zeichnungen auszudrücken.

Privater Kunstunterricht bei der Künstlerin Simone Schwarz-Finze in Köthen

„Man erkannte die Erlebnisse eines ganzen Tages zusammengefasst in seinem Bild“, erinnert sich dessen Mutter noch ganz genau an die Anfänge seiner Kunst. Seine drei älteren Geschwister bringen ihm die ersten Techniken bei und die Kunst des Peter Braemer ward geboren. „Soltau“ war eines seiner ersten überraschenden Bilder, welches eben den Besuch des Freizeitparks darstellte. Während er von 1990 bis 2001 die „Angelika-Hartmann-Schule“ in Köthen besuchte, nahm er zudem 1999 privaten Kunstunterricht bei der Künstlerin Simone Schwarz-Finze in Köthen.

Seitdem beeindruckt der Diebziger mit immer neuen Werken. So an die 60 Stück, schätzt Heidelinde Braemer, müssten es inzwischen sein. Dabei steht jedes seiner Werke nicht einfach nur als Kunstobjekt. Denn der Mann mit Handicap drückt damit auf besondere Art und Weise seine Erlebnisse und Gedanken aus. Wie etwa ein Bild vom Dammbruch in Breitenhagen beim Hochwasser 2013. Denn auch sein Heimatort Diebzig war davon betroffen. Aber auch eigens erlebte Gefühle wie Liebeskummer oder etwa einen Fahrradsturz spiegelt er in einer faszinierend abstrakten Art und Weise wider.

„Er vergisst Essen und Trinken, wenn er malt“

Ein Konzertbesuch der Musikgruppe „Karat“ war ausschlaggebend für ein Bild mit magischem Charakter. Auch unzählige Tiere und Dinge, die er beim Durchstreifen seiner Heimat Diebzig beobachtet, finden sich in seinen Werken wieder. Sein derzeit liebstes Bild stellt seinen verstorbenen Rottweiler namens „Einstein“ in einer wunderschönen Landschaft dar. Auch die derzeitige Problematik um den Wolf ging an ihm nicht vorbei und kommt in seinen aktuellen Bildern vor. Dabei beginne er völlig untypisch in seiner Maltaktik, beschreibt Heidelinde Braemer. Keiner wisse anfangs überhaupt, was es irgendwann mal werden solle.

„Er vergisst Essen und Trinken, wenn er malt“, so Heidelinde Braemer weiter. „Ich bin beim Malen voll konzentriert“, erklärt der 37-Jährige kurz und knapp dazu. Sogar ein Bild von der Beerdigung seiner einstigen Kunstlehrerin hat er gemalt.

Regelmäßige Urlaubsreisen an die Ostsee finden sich in seiner Bild- und Tonkunst ebenfalls ihren Niederschlag. Und sogar in Amerika wird demnächst ein Bild von Peter Braemer hängen. Ein amerikanischer Offizier fand es auf dem Facebook-Account von Heidelinde Braemer und möchte es nun unbedingt haben.

Die Dauerausstellung ist auch weiterhin im Atelier sowie im Wohnhaus zu besichtigen

Mit der Ausstellung, im eigenen Hause, so erklärt Heidelinde Braemer, möchte sie nicht zuletzt deutlich machen, wie viel mehr doch in dem Menschen Peter Braemer stecke. Dabei gab es bereits eine Ausstellung in seiner ehemaligen Schule sowie im Köthener Amtsgericht.

Zu den Gästen am Samstagnachmittag in Diebzig zählten unter anderem auch Mitarbeiter von der Werkstatt für behinderte Menschen in der Diakonie Dessau, wo Peter Breamer schon seit 2002 arbeitet. Aber auch zahlreiche Freunde, Ärzte und Nachbarn nutzten die Gelegenheit, sich die Arbeiten anzuschauen.

Und neben der eigentlichen Kunst gab es bei bestem Wetter, Kaffee und Kuchen und einem Sektchen einen gemütlichen Nachmittag auf dem Hof zu erleben. Die Dauerausstellung ist auch weiterhin im Atelier sowie im Wohnhaus zu besichtigen. Bei Interesse vereinbart Heidelinde Braemer gern per E-Mail an [email protected] einen Termin zur Besichtigung der Kunst des Peter Braemer. (mz)

Der Freizeitkünstler Peter Braemer in seinem Atelier in Diebzig
Der Freizeitkünstler Peter Braemer in seinem Atelier in Diebzig
Ute Nicklisch
Der Diebziger gestaltet auch Tonkunst.
Der Diebziger gestaltet auch Tonkunst.
Ute Nicklisch