Paradies für Wildbienen Paradies für Wildbienen in Quellendorf: APH Hinsdorf nutzt freie Flächen für Blühstreifen

Quellendorf - „Hier haben wir alles beisammen“. Dr. Matthias Gerber gerät regelrecht ins Schwärmen, als er über das Gelände der alten Gärtnerei blickt, die zwischen Quellendorf und Hinsdorf liegt. Im Jahr 2014 wurde begonnen, dieses Areal zu einer Blühfläche umzugestalten, die sich nun in voller Pracht zeigt.
Ausgesät wurde eine so genannte Sand-Trocken-Mischung, bestehend aus 30 Arten diverser Gräser und Pflanzen. „Entwickelt wurde diese Samenmischung am Bernburger Standort der Hochschule Anhalt“, informiert der Biologe
Eine Insel in der offenen Agrarlandschaft der APH Hinsdorf
In den angrenzenden Bäumen wurden sechs Nisthilfen aufgehängt. Außerdem befindet sich auf dem Gelände ein Lesesteinhaufen, in dem Eidechsen und anderes Getier Unterschlupf finden.
Nicht zuletzt wurde mit einfachen Mitteln eine Winterfutterstelle aufgebaut, wo Vögel Nahrung finden. „Es ist eine Insel in der offenen Agrarlandschaft“, sagt Matthias Gerber und zeigt auf das angrenzende riesige Rapsfeld.
Die alte Gärtnerei, so der Biologe, könnte von der Agrar-, Produktions- und Handelsgesellschaft Hinsdorf e.G. (APH), der das Areal gehört, bewirtschaftet werden. Doch das mache wenig Sinn.
„Sie kommen mit ihrer Technik gar nicht drauf. Der Ertrag müsste praktisch erzwungen werden.“ Für die Aufwertung der Landschaft sei die Fläche jedoch hervorragend geeignet.
APH Hinsdorf beteiligt sich seit Jahren an Nachhaltigkeitsprojekten
Die APH Hinsdorf gehört seit dem Jahr 2012 zum Farmnetzwerk Nachhaltigkeit des Chemiekonzerns BASF und beteiligt sich seit dem an Projekten zur Verbesserung der Biodiversität. Das Anlegen mehrjähriger Blühstreifen gehört dazu. Wenig produktive oder mit der Technik nicht zu bearbeitende Flächen wurden dafür ausgewählt.
Zusammen gerechnet sind es mittlerweile fünf Hektar, auf denen es bunt blüht. „Damit konnten ideale Habitate für Insekten geschaffen werden. Insbesondere bei den Wildbienen haben wir im Jahr 2016 eine deutliche Zunahme im Umfeld von Quellendorf beobachten können“, sagt BASF-Fachberater Gerber.
Die Wildbienen, erklärt Gerber, haben eine wichtige Bestäubungsfunktion, sind unter anderem für den Raps sehr wichtig. Das führe bei dieser Ölfrucht zu einem besseren Fruchtansatz und höheren Erträgen. Zugleich seien Wildbienen Futter für Eidechsen und Vögel.
Blühstreifen führen zu Anstieg der Wildbienenpopulation
In den Blühstreifen schwirren aber nicht nur Wildbienen herum. Auch Honigbienen profitieren von solchen Flächen. Was für Hobbyimker Christian Gabriel aus Thurland Anlass war, nach Absprache mit der APH vier seiner insgesamt 30 Bienenvölker an der alten Gärtnerei zu stationieren. „Diese Blühstreifen sind interessant, weil sie bis in den Spätsommer hinein Nahrung bieten“, sagt Gabriel.
Dr. Christian Schmid-Egger, Gutachter für Landschafts- und Tierökologie, hat die Artenentwicklung in Quellendorf beobachtet und zieht ein positives Fazit. An sieben, seit dem Jahr 2012 angelegten Blühstreifen erfolgten Erhebungen.
Und an diesen sieben Standorten wurde ein Anstieg bei den Wildbienen registriert. Es konnten insgesamt 160 Wildbienenarten und 109 andere Stechimmenarten nachgewiesen werden.
„Wir brauchen mehr blühende Flächen und keine sterilen Gärten“
Für Schmid-Egger ist diese Nachhaltigkeitsinitiative „ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“. Positiv bewertet er die steigende Bereitschaft in der Landwirtschaft, sich für den Erhalt der Arten zu engagieren.
Und spannt den Bogen aber noch weiter. „Tun können wir alle etwas, ob im heimischen Garten oder auf dem Balkon. Wir brauchen mehr blühende Flächen und keine sterilen Gärten“, sagt der Insektenexperte. (mz)