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Rundgang im Ort Ortsbürgermeister Gerd-Peter Bartosch sieht Osternienburg gut versorgt

Dennoch gibt es so einiges, was den Ortsbürgermeister stört.

Von Stefanie Greiner 19.09.2021, 12:00
Gerd-Peter Bartosch (li.) spricht mit Dietmar Fischer und Dietmar Vetter (re.) über die Bergbauzeit, die Osternienburg geprägt hat.
Gerd-Peter Bartosch (li.) spricht mit Dietmar Fischer und Dietmar Vetter (re.) über die Bergbauzeit, die Osternienburg geprägt hat. (Foto: Ute Nicklisch)

Osternienburg/MZ - Dietmar Vetter kann verstehen, dass viele Bürger des Osternienburger Landes ein wenig neidisch auf Osternienburg blicken. „Wir haben alles hier“, sagt er und beginnt aufzuzählen: Allgemeinarzt-, Zahnarzt- und Tierarztpraxis, Kindergarten und Grundschule, Einkaufsmöglichkeiten. „Das habe ich natürlich auch aufgeschrieben“, entgegnet Gerd-Peter Bartosch, der Ortsbürgermeister von Osternienburg.

Er hatte zunächst aufgezählt, was alles nicht mehr da ist, und ergänzt nun: „Wir haben Physiotherapie, Friseursalon und Nagelstudio. Wir haben zwei Kirchen.“ Er ist stolz auf alles das. Und trotzdem klingt er frustriert beim Rundgang durch seinen Ortsteil.

Leere Baugrundstücke ärgern den Ortsbürgermeister

„In Osternienburg ist in den letzten Jahren nichts passiert“, moniert er. Klar, in der Grundschule sei etwas gemacht worden. Auch der neue Kunstrasenplatz der Hockeyspieler könne sich sehen lassen. Investitionen, für die er sehr dankbar sei. Aber was bleibe darüber hinaus, fragt er sich. Wehmütig blickt der Ortsbürgermeister auf die Wiese an der Ringstraße, wo längst Spielgeräte stehen sollten. Auch Osternienburg, der größte Ortsteil der Gemeinde und Verwaltungssitz, bekommt die notgedrungenen Sparmaßnahmen zu spüren.

Noch viel mehr ärgert ihn jedoch der Anblick gegenüber. Die leeren Baugrundstücke an der Ernst-Thälmann-Straße. Wie gut hätte er sich hier ein betreutes Wohnen vorstellen können. Der desolate Haushalt des Osternienburger Landes hat damit nichts zu tun. Die Pläne standen. Weil der Investor jedoch keinen Kredit bekam, wurde nichts aus dem Projekt. Zumindest nicht in Osternienburg. Anderswo wurde das Vorhaben umgesetzt. Das ärgert ihn. Grundstücke für Einfamilienhäuser sind stattdessen entstanden. Ein Haus steht bereits. Daneben klafft eine große Lücke.

Die Kindertagesstätte ?Haus Regenbogen? mit Hort und Tagesgruppe befindet sich in Trägerschaft der Werkstatt für Bildung und Begegnung.
Die Kindertagesstätte ?Haus Regenbogen? mit Hort und Tagesgruppe befindet sich in Trägerschaft der Werkstatt für Bildung und Begegnung.
(Foto: Ute Nicklisch)

„Wir sind ein klasse Standort, aber wir publizieren das zu wenig“

Gerd-Peter Bartosch wirkt unentschlossen. Einerseits ärgert ihn vieles. Wie das damals mit Solvay gelaufen ist, der verlorene Rechtsstreit, der Schuldenberg, den die Gemeinde auch deshalb vor sich herschiebt. Die sanierungsbedürftige Villa an der Rudolf-Breitscheid-Straße. „Wir haben in Osternienburg keinen Saal außer der Aula“, fährt er fort. Und die sei nicht einmal groß genug, um alle Gäste zur Einschulung unterzubringen.

Andererseits berichtet er stolz, wie schön der Ortsteil der Gemeinde ist. Er spricht über sanierte Häuser und Straßen, den Molkerteich als beliebtes Ausflugsziel zum Baden, über engagierte Vereine und Institutionen, die Feuerwehr. „Wir sind ein klasse Standort“, macht Gerd-Peter Bartosch deutlich. „Aber wir publizieren das zu wenig.“

Er erzählt, dass 1960 rund 3.500 Menschen hier gelebt haben. Mit dem Bergbau waren viele Umsiedler aus Polen mit ihren Familien hergekommen. Aus einem Bauerndorf wurde ein Industriestandort. An die Bergbauzeit erinnert heute der Hunt, ein offener Förderwagen, der vor drei Jahren unweit der damaligen Bergarbeiter-Kolonie aufgestellt wurde. Heute leben in Osternienburg - inklusive Pißdorf und Sibbesdorf - noch 1.900 Menschen.