Noternte Noternte: Hinsdorfer bleiben bei Gerste 40 Prozent unter Durchschnittsertrag

Quellendorf - Traditionell feiert die Agrar-, Produktions- und Handelsgesellschaft (APH) Hinsdorf am letzten Sonnabend im Juni ihr Hoffest. Dann teilt Geschäftsführer Quirin Forster gewöhnlich mit, dass alles startklar für die Ernte ist, die nach den Feierlichkeiten losgeht. In diesem Jahr ist alles anders. „Ich habe zum Hoffest darüber informiert, dass die Wintergerste von 1.100 Hektar bereits geerntet und unter Dach und Fach ist.“
Eine richtig gute Nachricht ist das allerdings nicht. „Wir haben bereits am 15. Juni mit dem Dreschen begonnen, so früh wie noch nie, was der noch immer anhaltenden Trockenheit geschuldet ist“, sagt Forster im MZ-Gespräch. Entsprechend ernüchternd fällt die Bilanz bei der Wintergerste aus. Geerntet wurden 43 Dezitonnen je Hektar. „Das sind 60 Prozent des Durchschnittsertrages.“ Auch die Qualität des Getreides sei grenzwertig, hätte besser sein können.
Raps durch Knospenwelke und lange Trockenheit geschädigt
Am Montag begann um die Mittagszeit auf einem großen Schlag zwischen Quellendorf und Kochstedt die Rapsernte, der bei der APH auf insgesamt 1.400 Hektar angebaut wurde. Die Pflanzen seien aber durch die sogenannte Knospenwelke und die lange Trockenheit geschädigt. „Da ist schon vorhersehbar, dass es auch zu Ertragseinbußen kommen wird.“
Bei Triticale (450 Hektar), Roggen (400 Hektar) und Weizen (2.800 Hektar) sei die Situation nicht anders. Früher sei es meist so gewesen, dass bei einer schlechten Ernte im Sommer zumindest die Herbsternte in Ordnung war, resümierte Quirin Forster. Doch er zweifelt mittlerweile, dass es in diesem Jahr so kommt. „Die Zuckerrüben- und Maisbestände fangen schon an, sich langsam, aber sicher zu verabschieden. Sie stagnieren im Wachstum und vertrocknen.“
Letzte nennenswerte Niederschläge im April
Regen - das ist der Wunsch, den die Landwirte ebenso haben wie die Kleingärtner. „Wenn es regnet, dann muss es mal durchdringend regnen. Ein Landregen von 20 bis 30 Litern wäre schon sehr wichtig“, so der Geschäftsführer. Die letzten nennenswerten Niederschläge habe es im April gegeben.
Aus Sicht der Liquidität wird 2018 zweifellos ein schwieriges Jahr. „Sollte auch die Herbsternte schlecht werden, dann sehe ich ziemlich schwarz.“ Denn auch die Jahre 2015, 2016 und 2017 hätten kein sonderlich gutes Betriebsergebnis gebracht. „Wir werden versuchen, an allen Schrauben zu drehen, mit denen wir sparen können“, nannte Forster die Konsequenz.
„Man muss überall die Handbremse anziehen.“
Man müsse schon jetzt die Herbstarbeiten ins Visier nehmen und sich fragen, auf welche Art die Bodenarbeiten dann gemacht werden, man müsse sich Investitionen, Maschinen- und Ackerkäufe genau ansehen. „Man muss überall die Handbremse anziehen.“
Von Dürrebeihilfen, nach denen hier und da schon gerufen wird, hält Quirin Forster nicht viel. „Jeder muss die Situation in seinem Betrieb im Blick haben und rechtzeitig reagieren“, lautet sein Standpunkt. Zudem besagten Erfahrungen, dass es oft sehr kompliziert und bürokratisch sei, solche Hilfen zu bekommen.
Wasserwagen und Pflug für den Fall eines Feldbrands vor Ort
Großes Augenmerk legen die Bauern der APH Hinsdorf darauf, in diesen heißen Tagen die Ernte ohne Zwischenfälle einzubringen. Ein Wasserwagen ist stets mit vor Ort, ebenso ein Pflug. „Sollte es zu einem Feldbrand gekommen sein, kann mit dem Pflug eine Schneise gezogen und der Lauf des Feuers unterbrochen werden“, erklärte Quirin Forster. Zudem könnten innerhalb kurzer Zeit immer ein paar Helfer auf das Feld geschickt werden, entweder Mechaniker, die in der Nähe den Boden bearbeiten oder Männer aus der Werkstatt. „Ich hoffe aber sehr, dass wir von einer solchen Situation verschont bleiben.“ (mz)