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Neuer Präsident Neuer Präsident: Jörg Bagdahn kennt den Weg zur Hochschule Anhalt sehr gut

Von Katrin Noack 24.05.2016, 04:00
Jörg Bagdahn, zukünftiger Präsident der Hochschule Anhalt, an seiner gegenwärtigen Wirkungsstätte, dem Frauenhofer-Center für Silizium-Photovoltaik in Halle.
Jörg Bagdahn, zukünftiger Präsident der Hochschule Anhalt, an seiner gegenwärtigen Wirkungsstätte, dem Frauenhofer-Center für Silizium-Photovoltaik in Halle. Lutz Winkler

Köthen/Halle - Die Maxdorfer Straße in Köthen ist nicht weit vom Campus der Hochschule Anhalt an der Bernburger Straße entfernt. Der Weg zum Stadtzentrum, zur Wallstraße oder zur Magdeburger Straße führt dort vorbei. Ein Weg, den Jörg Bagdahn bestens kennt: Früher war es sein Schulweg. Ab dem 1. September geht er ihn wieder. Dann tritt der Köthener sein Amt als neuer Präsident der Hochschule Anhalt an.

Siliziumexperte

„Ich bin dort immer vorbei gegangen, aber eine Verbindung zur Technischen Hochschule habe ich nicht gesehen“, schildert der frisch gewählte Präsident der Hochschule und lächelt. Der Weg in das Amt hat sich über den Werdegang des 45-Jährigen ergeben. Das zeigt sich beim Gespräch im Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik (CSP) in Halle. Bagdahn ist dessen Leiter, hat es mit aus der Taufe gehoben. Silizium und die Nutzung des Halbmetalls in der Photovoltaik ist hier Schwerpunkt der Forschung. Zu diesem Thema lehrt Bagdahn auch am Fachbereich Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen der Hochschule Anhalt. Er hat dort seit 2009 eine Professur, die das Fraunhofer-Institut gemeinsam mit der Hochschule besetzt. Damals etwas Neues. „Das hat die Fachhochschulen aufgewertet“, erklärt er.

„Man muss ein guter Forscher und ein guter Kaufmann sein“

Als Leiter des Fraunhofer CSP hat der Wissenschaftler viele recht bürokratische Aufgaben, etwa die Antragstellung von Forschungsgeldern. Das meiste Geld muss er selbst einwerben. Er zitiert die Philosophie seines Arbeitgebers: „Man muss ein guter Forscher und ein guter Kaufmann sein“. Dieser Leitsatz dürfte dem Köthener auch als Präsident zugute kommen.

Wie auch seine fachliche und internationale Erfahrung. Werkstofftechnik studierte er in Chemnitz, „wegen der guten Ausbildung“, erinnert er sich. Mathematik und Naturwissenschaften waren schon in der Schule seine liebsten Fächer. „Ich wollte aber etwas Anwendungsorientiertes studieren“, erklärt er. Sein Studium schloss er mit einem Doktor und der Bestnote an der Universität Halle ab. Als Doktorand am Max-Planck-Institut beschäftigte er sich erstmals mit Silizium, bei seiner Forschung zur Fügetechnik: Mit einem damals völlig neuen Verfahren ließen sich sogenannte Wafer, Elemente von Solarzellen, verbinden. Heute komme dieses Verfahren häufig zum Einsatz, etwa bei medizinischen Geräten oder Smartphones.

Die Wahl des neuen Präsidenten der Hochschule Anhalt hat sich lange hingezogen. Schon zum 1. September 2015 sollte das Amt neu besetzt werden, weil der amtierende Präsident Dieter Orzessek aufhören wollte. Bei der Wahl Ende Juni des vergangenen Jahres konnte sich der erweiterte Senat der Hochschule aber nicht auf einen der beiden Kandidaten einigen. Der erweiterte Senat besteht aus 40 Personen, Professoren, Mitarbeitern und Studenten. Darum begann die Suche nach dem neuen Präsidenten von vorn.

Eine Findungskommission wählte aus den Bewerbungen für das Amt vier Kandidaten aus, zwei Angehörige der Hochschule und zwei externe Bewerber. Sie stellten sich am 18. Mai zur Wahl und präsentierten dem erweiterten Senat ihre Pläne für die Hochschule. Dieses Mal entschied sich das Gremium schon im ersten Wahlgang mehrheitlich für Jörg Bagdahn.  Kan

Zwei Jahre USA

Die Forschung führte den Köthener, seine Frau und die damals noch kleinen Kinder dann in die USA. Zwei Jahre arbeitete er an der John-Hopkins-Universität in Baltimore in der Grundlagenforschung, führte Berechnungen zu Elementen von Sensoren durch. „Die Zeit haben wir extrem genossen und viele neue Sachen gesehen“, schildert Bagdahn. Doch Freunde und Familie in Deutschland waren weit weg und dann kam das Angebot des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik Halle, wo er Abteilungsleiter wurde. Die Familie kehrte nach Köthen zurück.

Ein Bereich seiner Abteilung, die Photovoltaik, gewann mit den Jahren an Bedeutung, die Nachfrage von Firmen wie Q-Cells in Thalheim war groß. Die Landesregierung sah die Photovoltaik zunehmend als wirtschaftliches Standbein, ein Forschungszentrum sollte her. Bagdahn entwickelte ein Konzept für das CSP und durfte es 2007 als Leiter auch umsetzen.

Eine anspruchsvolle Aufgabe

Nun reizt den Köthener die Leitung einer größeren Einrichtung, die mit mehreren Fachbereichen ein umfassenderes Spektrum abdeckt. „Ich kann dort viel gestalten und es gibt einen starken Anwendungsbezug“, erklärt er.

Bagdahn übernimmt ein gut geführtes Haus. „Dass die Hochschule so erfolgreich ist, liegt an den Geschicken von Herrn Orzessek“, weiß dessen Nachfolger. Es sei eine anspruchsvolle Aufgabe, auf die er sich freue, wie der Köthener betont. Dazu gehört gewiss auch der bekannte Weg zum Campus, der nun sein Weg zur Arbeit ist. (mz)