Nach Unglück bei Köthener Citylauf Nach Unglück bei Köthener Citylauf: Trauerfeier für verstorbenen Läufer

köthen/MZ - Die Glocken der Jakobskirche läuten. Ungewöhnlich für einen Freitagnachmittag. Eben haben hier noch die Beachvolleyballer des Marktplatzturnier bei bestem Sommerwetter den Ball übers Netz geschlagen, gerufen bei der Ballannahme und fröhliche Musik laufen lassen. Nun ist es still. Die Spieler schauen zum Portal der Kirche, wo sich schwarz gekleidete Menschen versammeln und still in die Kirche gehen. Sie nehmen Abschied von Béla Petzsche, dem jungen Mann, der am 16. Mai beim Citylauf starb.
Die Familie, Freunde, Bekannte und einige Köthener sind gekommen, um sich gemeinsam zu verabschieden. Sie wechseln nur wenige Worte miteinander, halten sich kurz an den Händen. Manch einer nimmt einen anderen in den Arm. Sie teilen den Kummer. Dann setzen sich die etwa 40 Besucher links vor dem Altarraum auf die Bankreihen. Das Orgelspiel beginnt.
Sprachlose Trauer
Horst Leischner ergreift das Wort. Für den Pfarrer der Jakobsgemeinde ist die spontane Gedenkveranstaltung für Béla eine neue Situation. Die tragischen Ereignisse, die zum Tod des 22-Jährigen führten, hatten ihn zum Handeln bewegt. Auch, weil er bei seiner Arbeit in der Notfallbegleitung des Krankenhauses Köthen damit konfrontiert wurde. „Ich wollte den Jugendlichen eine Möglichkeit zum Trauern geben“, erklärt er. Leischner hatte der Familie die Gedenkveranstaltung vorgeschlagen.
Der Pfarrer findet Worte für die sprachlose Trauer der Gäste. „Unser Leben ist weniger geworden“, sagt er. Er erinnert kurz an die Umstände von Bélas Tod und macht den Hinterbliebenen mit Psalmen und einem Gebet Mut, weiterzumachen mit dem eigenen Leben.
Blumen und Ballons zum Abschied
Horst Leischner hilft ihnen auch ein wenig Abschied zu nehmen. Er nimmt die erste der Kerzen, die im Altarraum neben Blumen und einem Bild von Béla entzündet werden. „Wer möchte, kann etwas sagen“, rät er den Gästen. Sie tun es dem Pfarrer gleich. In kleinen Gruppen gehen sie zum Altarraum, entzünden die Kerzen. Seine Mutter sagt, sie sei froh, dass so viele gekommen sind. Den meisten aber fehlen die Worte.
Als die Kerzen entzündet sind, gehen die Gäste aus der Kirche mit einem riesigen Strauß bunter Luftballons. Béla steht auf jedem geschrieben. Jeder Gast bekommt einen Ballon, während wieder die Glocken läuten. An der Laterne vor der Sparkasse lassen sie die Ballons in den Himmel steigen. An der Stelle, wo Kollegen und Freunde vor ein paar Tagen Blumen und Bilder zum Gedenken aufgestellt haben. Auf dem Marktplatz ist es still. Pfarrer Leischner tröstet die Gäste des Gedenkens, spricht ihnen noch einmal Mut zu. Die Beachvolleyballer auf dem Feld vor der Kirche schauen zu. Das Spiel haben sie ruhen lassen. Es scheint, als nehmen auch sie Abschied.
