Nach Eigentümerwechsel Nach Eigentümerwechsel: Campingplatz Akazienteich in Aken steuert ungewisser Zukunft entgegen

Aken - Sie waren mal 120. Zu den besten Zeiten des Platzes. Kurz vor der Flut im Sommer 2013. Und jetzt? 21 Dauercamper hat Liane Finze gezählt. 21, die sich auf dem Gelände am See verlieren. Es ist am Akazienteich nicht mehr viel vom Charme einstiger Zeiten übrig geblieben.
Als eine Berliner Immobilienfirma 2017 als neuer Eigentümer richtig durchstarten wollte, ankündigte, viel Geld in die Hand zu nehmen, um den See und den Platz als Kleinod weiterzuentwickeln und für Erholungsuchende bis nach Berlin interessant zu machen, da flackerte die Hoffnung auch bei den verbliebenen Dauercampern.
Was daraus geworden ist, kann Michael Rowald klar sagen: „Nichts.“ Der Mann aus Güsten räumt ein, damals zuversichtlich gewesen zu sein. Der Besitzer würde schon etwas tun, glaubte er. Hatte ja eine Menge Geld ausgegeben. Dass er sich in Aken am See aber kaum blicken ließ, nichts veränderte, davon war niemand ausgegangen.
„Wir wissen gar nichts. Wir sitzen hier zwischen Fell und Fleisch“
Doch die Camper hofften weiter. 2018 sollte es besser werden, redeten sie sich ein. Wurde es nicht. Heute sagen sie: „Wir wissen selbst nicht, ob der Platz offen ist oder nicht. Es gibt niemanden, der sich verantwortlich fühlt“, beklagt Liane Finze. Irgendwann im Frühjahr, erinnert sie sich, sei wieder mal ein Mann aus Berlin aufgetaucht.
Irgendein Buchhalter. Seinen Namen kennt keiner. Liane Finze weiß noch: „Er kam her und wollte auf dem Platz Rasen mähen. Nur dass es hier keinen Rasenmäher gibt. Genug Rasen, den man hätte mähen müssen, schon. Nach drei, vier Tagen war der Buchhalter wieder weg.“ Ohne Rasen gemäht zu haben. Und ohne Versuch, einmal vernünftig mit den Campern zu sprechen. Fragen hätten die so einige.
„Wir wissen gar nichts. Wir sitzen hier zwischen Fell und Fleisch“, beschreibt Michael Rowald die Situation. „Wir halten unsere Grundstücke in Ordnung. Ist ja hier ein schönes Fleckchen Erde.“ Abgesehen davon, wie sich der Platz zurzeit insgesamt präsentiert. Ungepflegt und loddrig, sagen sie selbst.
Soweit das in ihrer Macht steht, kümmern sich die Dauercamper selbst um anstehende Arbeiten
Manuela Zeuner, die seit fast elf Jahren je nach Witterung von Frühjahr bis Spätherbst am Akazienteich verbringt, würde sich wünschen, „dass man sich nicht schämen muss, dass man ordentlich duschen kann und das viele Unkraut am See verschwindet, dass sich endlich mal jemand blicken lässt“.
Sie versteht die Berliner Besitzer nicht: „Man kann doch nicht so ein Grundstück kaufen und sich dann nicht drum kümmern.“ Soweit das in ihrer Macht steht, kümmern sich die Dauercamper selbst. Zum Beispiel um die Abwasserpumpe. Oder um den Müll. Im Winter um den Schnee. Das funktioniere ganz ordentlich. „Wir sind eine richtige Campergemeinschaft“, erklärt Michael Rowald.
Und das soll auch so bleiben, ginge es nach ihnen. Keiner will hier weg. Ganz im Gegenteil. Sie wollen den Platz wieder beleben. „An uns liegt es nicht“, versichert Michael Rowald. Man schicke auch niemanden weg, berichtet Liane Finze. „Wenn Leute kommen, die hier mal eine Nacht zelten wollen, dann geht das natürlich. Gegen einen kleinen Obolus. Ich kann ja nicht den vollen Preis nehmen; gucken sie doch mal, wie das hier aussieht…“
Nicht einmal die Pacht der Camper wird vom neuen Besitzer eingefordert
Die kleinen Einnahmen zahlt sie auf ein Konto ein; falls doch mal jemand fragen sollte. Auch die Quittungen hebt sie gut auf. Allerdings glaubt Manuela Zeuner, dass die Berliner gar nicht wüssten, wer hier auf dem Platz ist. Offenbar interessiere es niemanden. „In diesem Jahr“, schildert Liane Finze, die halb in Könnern und seit 15 Jahren halb am Akazienteich zu Hause ist, „hat noch niemand von uns die Pacht bezahlt.“
An wen auch? Am Eingang zum Akazienteich hängt zwar ein Blatt mit einer Telefonnummer und einer Kontonummer - aber das hätte ja jeder dort aufhängen können, bleiben die Dauercamper skeptisch. Also warten sie. Sie warten darauf, dass man sich in der Hauptstadt irgendwann mal an Aken erinnert.
Dass man vielleicht sogar merkt, dass hier niemand seine Pacht zahlt und den Dauercampern eine Mahnung schickt. Das fänden die richtig gut. „Dann hätten wir endlich mal eine Telefonnummer“, sagt Liane Finze mit einer ordentlichen Portion Galgenhumor.
Objekt wird im Internet zum Verkauf angeboten
Denn eigentlich glauben sie nicht so recht daran. Es kämen in letzter Zeit immer mal wieder Fremde vorbei. Vorzugsweise in großen Autos, gut gekleidet. Die meisten würden Fotos von der Anlage machen.
Wenn Liane Finze sie anspricht und nach ihrem Namen fragt und nach dem Anlass ihres Besuches, bekommt sie keine Antwort. Vielleicht, denkt sie sich, sind das Kaufinteressenten? Schließlich kann man Platz und See seit einiger Zeit wieder erwerben. Die Berliner wollen offenbar nichts mehr mit Aken zu tun haben und bieten das Objekt im Internet an.
Den Dauercampern ist das egal. Sie machen das Beste aus der Situation. Baden gehen sie im Molkerteich bei Osternienburg, weil das im See wegen der Blaualgen ja nicht geht. Und ansonsten hoffen sie weiter. „Wir verlangen doch nichts Unmenschliches“, betont Michael Rowald, „wir wollen nur ein paar vernünftige Rahmenbedingungen.“ (mz)