Musik in Köthen Musik in Köthen: 8. Nationaler Bach-Wettbewerb für junge Pianisten eröffnet

Köthen/MZ - An Selbstbewusstsein mangelt es Victoria Wachenfeld aus Neuss auf keinen Fall. Als sich gestern kurz vor der offiziellen Eröffnung des 8. Nationalen Bach-Wettbewerbes für junge Pianisten die Gäste im Hofkapellensaal versammelten, ließ die Achtjährige ihre Mutter einfach stehen, schlängelte sich mit einem kurzen Sprint durch die Besucherschar bis zum Steinway-Flügel, setzte sich auf den Hocker und fing zu spielen an. Zwar rief Mutti vom Eingang nach dem Töchterchen, aber das war von der Musik so gefangen, dass es erst von einer brummigen Mannsperson von den Tasten verdrängt werden konnte. Worauf der Platz am Elfenbein fast genauso schnell wieder besetzt war: durch Kevin Xiangtian Yang aus Dortmund, der - quasi als Start vor dem Start - nicht minder konzentriert aufspielte.
Als gutes Zeichen für den Wettbewerb durfte dies allemal gewertet werden - und Prof. Dietmar Nawroth, seit dem Jahr Vorsitzender der Jury und von Anfang an als Jury-Mitglied dabei, sprach denn auch allen aus dem Herzen, als er feststellte: „Es ist wunderbar, dass dieser Wettbewerb existiert.“ Das finden auch die Eltern und Lehrer, die ihre Kinder oder Schützlinge nach Köthen begleitet haben - viele nicht zum ersten Mal, denn allein 20 der 88 angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben schon am 7. Wettbewerb vor zwei Jahren teilgenommen. Zwar werden letztlich nicht alle 88 Pianisten sich auch im Wettbewerb beweisen können - es gab immerhin einige Abmeldungen, teils der Ferien wegen, teils wegen ungenügender Vorbereitungsmöglichkeiten - aber diejenigen, die seit gestern die Wettbewerbsvorspiele bestreiten, liefern in der Regel sehr gute und ausgezeichnete Leistungen ab.
Für die Qualität des Köthener Wettbewerbs kann beispielhaft der Name Marcel Tienhao Mok aus Stuttgart genannt werden. Vor zwei Jahren war er Sieger in der Altersgruppe III, der 15- bis 19-Jährigen, gewesen. Ein Jahr später, bei den Bach-Festtagen 2012 durfte Mok beim Konzert der Preisträger 2011 spielen - und tat dies so ausgesprochen überzeugend, dass Dietmar Nawroth, der diese Episode gestern erwähnte, sich auch zwei Jahre später noch freuen durfte: „Da hatten wir den Richtigen zum ersten Preisträger gemacht.“ Und das wird, davon kann man ausgehen, auch in diesem Jahr wieder der Fall sein.
