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Mord im Mädchenpensionat geklärt

22.10.2006, 13:58

Halle/MZ. - In Zusammenarbeit mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Köthen, Ilona Häckel, und der Kreisvolkshochschule Köthen lud die Buchhandlung Gondrom zu einem kurzweiligen Ausflug in die Welt der großen Dame des englischen Kriminalromans.

Heike Meyer, Schauspielerin am Deutschen Nationaltheater in Weimar, und die Literaturwissenschaftlerin Ulrike Müller, ebenfalls aus Weimar, boten ihren Gästen nicht nur eine unterhaltsame Veranstaltung, sondern auch eine durchaus informative. Neben Hintergründen zu der bekannten und beliebten Schriftstellerin und ihrer Wirkungsgeschichte gab es auch manch interessanten Einblick in die Schreibkunst Agatha Christies, deren Schaffenszeit sich über sechs Jahrzehnte erstreckte. In 109 Sprachen wurden ihre Romane übersetzt und in millionenfacher Auflage veröffentlicht.

Agatha Christie rangiere einer Unesco-Studie zufolge hinter der Bibel und William Shakespeare auf Platz drei der meistgelesenen Bücher der Welt, verblüffte Ulrike Müller ihr interessiertes Publikum. "Angenehm altmodisch ist, dass die Morde aus der Feder Agatha Christies auch ohne Blutbäder auskommen", so die Literaturwissenschaftlerin. Bei ihrer Arbeit als Krankenschwester und in einer Apotheke während des ersten Weltkriegs sammelte die 1890 geborene Schriftstellerin Erfahrungen mit den Giften, die in vielen ihrer Werke eine Rolle spielen. Weitere Inspirationen sammelte sie u. a. im Irak, wohin sie ihren zweiten Ehemann, den Archäologen Max Mallowan, auf seinen Forschungsreisen begleitete.

Der Glaube Agatha Christies an das Gute, die besondere Aufnahmefähigkeit für Themen, Ereignisse und Charaktere sowie der typische Humor - markant verkörpert durch Hercule Poirot und Miss Marple - seien das, was die Kunst ihres Wirkens ausmache, erklärte Ulrike Müller. Anhand des Romans "Die Katze im Taubenschlag" aus dem Jahr 1959 wurden die klassischen von Agatha Christie eingesetzten schriftstellerischen Mittel präsentiert.

Dank ihres schauspielerischen Könnens entführte Heike Meyer in ihrer Lesung die Gäste in das englische Mädchenpensionat Meadowbank, in der eine Turnlehrerin alsbald ermordet aufgefunden wird und wenig später eine weitere Lehrerin ihr Leben lassen muss. Während die Schulleitung die Ereignisse noch zu vertuschen versucht, recherchiert eine der Schülerinnen auf eigene Faust als Laiendetektivin und knüpft Kontakt zu Monsieur Poirot. Die entdeckten Spuren führen die beiden schließlich zu einem ausländischen Spionagehintergrund.

Ulrike Müller kommentierte die einzelnen Passagen und erläuterte, wie Agatha Christie ihre Leser geschickt von trivialen Gesprächen hin zum Mord führt, sie mit den Augen des Kommissars sehen lässt, während das Motiv im Verborgenen bleibt und wie schließlich der Mörder als die Person enttarnt wird, mit der man am wenigsten gerechnet hat.

Agatha Christie, die "Meisterin des konsequenten Ereignisgewölbes", wie die Weimarer Literaturwissenschaftlerin sie bezeichnete, schrieb im Lauf ihres Lebens über 70 Kriminalromane, zahlreiche Kurzgeschichten und Bühnenstücke. Genügend Stoff also für eine hoffentlich baldige Fortsetzung des Krimi-Abends in Köthen.