Mögliches Moratorium Mögliches Moratorium: Experte sieht keinen Bedarf zur Durchforstung der Fasanerie

Köthen - Ein Moratorium einrichten, keine weiteren Maßnahmen ergreifen, das Forstbetriebswerk liegenlassen und gemeinsam mit Forstleuten, dem Stadtrat und der Bevölkerung ein Konzept entwickeln, das sich über deutlich mehr als zehn Jahre erstreckt - so könnte die Vorgehensweise in Sachen Köthener Fasanerie aussehen.
Diesen Vorschlag unterbreitete am Mittwoch Karl-Friedrich Weber nach einer Begehung der Fasanerie. Der Mann aus Königslutter war einer Einladung des Vereins „Bürgerbündnis für Köthen (Anhalt)“ gefolgt.
Waldpolitischer Sprecher des BUND Niedersachsen
Weber ist waldpolitischer Sprecher des BUND Niedersachsen und Präsident der Stiftung Naturlandschaft. Er war 47 Jahre lang Forstmann, überwiegend im praktischen Revierdienst, „in Laubwäldern, ähnlich wie diesem hier, aber auch in Eichenmischwäldern“, wie er sagte.
Weber gefällt die Fasanerie, die er als „interessanten Naturwald“ einstufte, gut. „Die Stadt kann stolz darauf sein. Es ist ein Klimaregulator par excellence, ein absolut schöner Wald, den sich andere wünschen“, lautete sein Urteil.
Aus seiner Sicht besteht kein Bedarf, die Fasanerie zu durchforsten. Die favorisierte Art der Eichenverjüngung bewertete er kritisch. Dass dringend etwas gemacht werden müsse, weil die Eichen so alt seien, könne er nicht nachvollziehen.
„Die Eichen werden im Mittel auf 140 Jahr geschätzt. Die sind blutjung. Mit 140 fangen die erst an, erwachsen zu werden“, äußerte Weber.
Verschiedene Widersprüche entdeckt
Der Forstmann hat im Vorfeld einige Unterlagen zur Fasanerie gelesen und darin Widersprüche ausgemacht. Beispielsweise zwischen der Verordnung des Landkreises, nach der die Fasanerie als naturnaher Wald geschützt ist, und dem Beschluss der Stadt mit der festgeschriebenen forstwirtschaftlichen Nutzung für zehn Jahre.
Solche Widersprüche müssten geklärt werden. Weber ist bereit, seine fachlichen Argumente auch den Köthener Stadträten zu erläutern.
Der Verein „Bürgerbündnis für Köthen“ hat vorige Woche ein Bürgerbegehren gestartet, das zum Ziel hat, die forstwirtschaftlichen Arbeiten in der Fasanerie bis zum Ende des Jahres 2018 auszusetzen. (mz)