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Mittelalter neu erzählt Mittelalter neu erzählt: Heimatmuseum Aken setzt Exponate neu in Szene

Von Sylke Hermann 11.10.2019, 09:12
Vieles dreht sich im Akener Museum bisher um die Schifffahrt.
Vieles dreht sich im Akener Museum bisher um die Schifffahrt. Ute Nicklisch

Aken - Drei Vitrinen sind leer. Leer geräumt. Um Platz zu schaffen für das, was kommt. Hört man Mirko Bauer, ehrenamtlicher Leiter des Akener Heimatmuseums, dabei zu, wie er mit Bürgermeister Jan-Hendrik Bahn gedanklich ins Mittelalter abtaucht, dann dürfte das Neue durchaus sehenswert sein. Etwas Außergewöhnliches, Spannendes, Besonderes. Das sei zu erwarten.

Aken ist - die MZ berichtete bereits darüber - Korrespondenzstandort einer Sonderausstellung, die seit Anfang September im Kulturhistorischen Museum Magdeburg gezeigt wird. „Faszination Stadt“ beschäftigt sich mit der Urbanisierung Europas im Mittelalter und mit der Rechtsgeschichte. Mittendrin das Sachsenspiegeldorf Reppichau - und die Elbestadt Aken.

Während sich Reppichau im Ganzen als Kunstprojekt präsentiert, gestaltet Aken einen Teil der Mittelalterausstellung im Heimatmuseum um. Hat dafür sogar einen Ausstellungsdesigner engagiert - und mit Sascha Bütow einen Historiker im Boot, der sich, wie man hört, gar als Impulsgeber der Umgestaltungsidee hervortut. Der Name Bütow sollte im Verlauf des Interviews des Öfteren fallen.

Mittelalterausstellung im Akener Heimatmuseum besteht seit 2002

Mirko Bauer sieht in der Tatsache, Teil der großen Sonderschau zu sein, eine echte Chance für Aken. Immerhin besteht die Mittelalterausstellung im Heimatmuseum seit 2002. Kurz nach dessen Wiederöffnung gestaltet, sei es nun an der Zeit, neue Akzente zu setzen.

Bis es soweit ist, bis das Ergebnis sichtbar sein wird, vergehen noch ein paar Wochen. Eine Zeit, die für Mirko Bauer mindestens so spannend sein dürfte, wie für den Bürgermeister, der schon von den Ideen, die mittelalterliche Stadtgeschichte zu erzählen, begeistert ist. Man werde hier „ein echtes Highlight“ präsentieren, verspricht er. Und hofft, dass die neu und vollkommen anders präsentierten Exponate zahlreiche Geschichtsliebhaber aus nah und fern anlocken wird, er sei, so betont er, überzeugt davon, dass dies gelingen wird.

Mirko Bauer kann es offensichtlich kaum erwarten, erste Ergebnisse der Umgestaltung zu sehen. Obwohl schon der Weg dorthin aufregend und spannend sei. „Bisher haben wir unsere kleinen Wunderkammern mit unseren Ehrenamtlichen gestaltet“, berichtet er. „Es ist natürlich etwas Anderes, wenn das ein Ausstellungsdesigner macht.“

Besonders stolz ist Mirko Bauer auf eine der ersten Pilgerkarten Europas

Es werde, deutet Mirko Bauer an, „keinen so krassen Bruch“ geben. Man habe „Kompromisse gefunden“. Und so werden auch die völlig neu gestalteten Vitrinen viele Exponate aus den einstigen Wunderkammern zeigen. Fünf so genannte Bilder werden konzipiert. Skizzenhafte Darstellungen verraten, dass es luftiger werden wird. Weniger ist mehr, möchte man meinen. Herausragende Stücke, wie ein stattlicher Wetterhahn zum Beispiel sollen auch herausragend inszeniert werden.

Dabei scheint es hier und da weniger um die Exponate an sich zu gehen, vielmehr darum, was sie über das Mittelalter zu erzählen haben. Besonders stolz ist Mirko Bauer auf eine der ersten Pilgerkarten Europas, eine Karte Erhard Etzlaubs, die Aken abbildet. Weil es hier eine Möglichkeit gibt, die Elbe zu queren, begründet der Museumsleiter. Die Vitrinen werden das Museum insgesamt „visuell und inhaltlich aufwerten“.

Jan-Hendrik Bahn freut sich auf „superspannende Geschichten“

Jan-Hendrik Bahn freut sich jedenfalls auf „superspannende Geschichten“ und weiß: „Das wird ein wertvoller Schatz für uns sein.“ Ein Schatz, der ohne den Landkreis nicht zu realisieren gewesen wäre. Als „Leuchtturmprojekt“ werden 90 Prozent der Umgestaltung finanziert. „Ich bin dankbar“, sagt Akens Bürgermeister, „dass wir ein Korrespondenzstandort sein dürfen.“

Die Experten seien begeistert, sie würden vor Ideen nur so sprühen, ihre Augen funkeln. Begeisterung pur. Begeisterung für das Außergewöhnliche, Spannende, Besondere. Voraussichtlich ab Anfang November zeigt das Heimatmuseum sich in einem kleinen Teil in neuem Glanz und lädt ein, das Mittelalter zu entdecken. (mz)

Das Kulturhistorische Museum Magdeburg zeigt die Sonderausstellung „Faszination Stadt - Die Urbanisierung Europas im Mittelalter und das Magdeburger Recht“ bis zum 2. Februar 2020. Mehr dazu im Internet - auch über die Korrespondenzstandorte - auf der Seite: www.faszination-stadt2019.de

Eine spannende kulturgeschichtliche Reise bieten die Korrespondenzstandorte zur Ausstellung „Stadt - Land - Recht“ im Kulturhistorischen Museum Magdeburg.

Zu Aken heißt es auf der Internetseite zur Ausstellung: „Das eindrucksvollste Ausstellungsobjekt der Stadt Aken ist ihre Altstadt mit der erhaltenen Stadtmauer, die stolz ihren Rechtsbereich kennzeichnet und schützt.“ Rechtsgeschichte sei im Heimatmuseum und Rathaus zu erleben.

Auch Reppichau ist Korrespondenzstandort: „In einmaliger Weise“, erfährt man, „können die Besucher hier in die Welt des Sachsenspiegels eintauchen, denn Eike von Repgow, Verfasser des Sachsenspiegels, des bedeutendsten Rechtsbuchs des Hochmittelalters, war hier zuhause.“ Die Urschriften sind verschollen, aber die Bilderhandschriften würden Vorlagen für wunderschöne Metallplastiken und Fassadenbemalungen geben, die im ganzen Dorf zu sehen sind.