Mit 55 gekündigt Mit 55 gekündigt: Frank Lehmann verlässt nach 30 Jahren die Stadtverwaltung Aken

Aken - Seine Eltern, sagt er, sind einfache Bauersleute. Er wächst mit Hühnern, Schweinen, Kaninchen auf, zum Grundstück in Kühren gehört Acker. Jede Menge Acker. Es gibt immer viel zu tun. Auch für ihn, den jüngern der beiden Brüder. Aber Frank Lehmann liebt die dörfliche Idylle und alles, was damit zusammenhängt. Die Ruhe, der Garten, die Nähe zur Elbe,
Der heute 55-Jährige hätte gern Biologie studiert. Und vom Durchschnitt her hätte das auch funktioniert, doch mit seiner politischen Überzeugung passt er damals nicht in das sozialistische System. Er ist evangelischer Christ und Pazifist. Deshalb will er auch nicht zur Armee und schon gar nicht Offizier werden. Am Ende geht er für anderthalb Jahre nach Oranienburg, als Richtschütze im Panzerregiment, „das war echt hart“. Die Zeit prägt ihn.
„Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen fünf Jahren leider verändert“
Man bietet ihm an, Lehrer zu werden. Aber das will er nicht, „nicht unter den Bedingungen“, er lehnt ab. Über Umwege kann er am Ende doch noch Gartenbau studieren, an der Humboldt-Uni in Berlin. Am 8. Oktober 1990 fängt der frisch gebackene Diplom-Agraringenieur im Akener Rathaus an. Er wird Amtsleiter für Umweltschutz. Trägt im Laufe der Zeit Verantwortung für den Friedhof, die Spielplätze, den Wald und die Bäume.
Jetzt, fast 30 Jahre später, geht er. Auf eigenen Wunsch. Er hat gekündigt. „Die Rahmenbedingungen für meine Arbeit und für mich persönlich haben sich in den vergangenen fünf Jahren leider verändert“, sagt er.
Er verlässt die Akener Stadtverwaltung, wo er seit 2000 sogar Vorsitzender des Personalrates ist. Eine Aufgabe, die er „immer mit viel Herzblut“ ausgefüllt habe. Es sei ihm „wichtig gewesen, dass wir uns für unsere Beschäftigten einsetzen und stark machen“.
Er interessiert sich für die Natur, sammelt Briefmarken, „aber nur die mit Blumen und Tieren“
Frank Lehmann beschreibt sich im Rückblick auf seine Kindheit als „sehr introvertiert“. Er interessiert sich für die Natur, sammelt Briefmarken, „aber nur die mit Blumen und Tieren“. Bis zur achten Klasse geht er in Aken auf die Pestalozzischule, ab der neunten auf die Goetheschule in Köthen, wo er Abitur macht. Eine Zeit, die ihn extrem prägt: „Hier geht das Aufwachen los.“ Hier fängt er an, sich zu widersetzen, sich einzumischen. Hinzu kommt, „dass wir in Aken einen tollen Pfarrer hatten, der uns beigebracht hat, Fragen zu stellen“.
Diese Fähigkeit hilft ihm in vielerlei Hinsicht. Als Grüner im Kreistag, wo er zwei Legislaturperioden bestreitet. Als berufener Bürger gehört er noch immer dem Landwirtschafts- und Umweltausschuss an. Er arbeitet seit fast einem Jahr im Ortschaftsrat von Kühren, wo er mit seinem Lebenspartner zu Hause ist.
Beruflich geht es für Frank Lehmann nun in Dessau weiter
Er singt in einem Kirchenchor in Dessau, bringt sich in Aken im Gemeindekirchenrat ein, sitzt im Vorstand der Jagdgenossenschaft Obselau und ist Mitglied in der Ortsgruppe vom Naturschutzbund Deutschland.
Beruflich geht es für ihn nun in Dessau weiter. Im Umweltamt der Stadt. In seinem Fachgebiet, den Grünflächen. Leichtfertig geht er nicht aus Aken weg. Aber er geht „mit großer Dankbarkeit, sichtbare Spuren hinterlassen zu haben“. Vor allem in Form von Bäumen, die am Wegesrand gepflanzt wurden, vielfach in seiner Verantwortung; „das sind meine Kinder“. Und er geht in der Überzeugung, seine eigenen Werte nie aus den Augen verloren zu haben: Aufrichtigkeit, Respekt und Toleranz. (mz)