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Zu groß, zu breit, zu schwer Minister vor Ort - Firmenchefs von Kranbau und Kessel schildern in Köthen ihre Transportprobleme

Von Karl Ebert 28.06.2021, 12:54
Dieser Riesenkran hat im April die Halle in Köthen verlassen.
Dieser Riesenkran hat im April die Halle in Köthen verlassen. (Foto: Ruttke)

Köthen - Die Kranbau Köthen GmbH ist in ganz Deutschland und auch in Europa eine gefragte Adresse, wenn es um große Krananlagen geht. Erst im April hat die Firma aus der Bachstadt einen Zwei-Träger-Kran mit der Hublast von fast 400 Tonnen für ein Stahlwerk von Thyssen Krupp in den Westen der Republik geliefert. „Es war der größte Kran seiner Art, den wir hier in Köthen gefertigt haben“, erklärte Geschäftsführer Oliver Nitzsche seinen Gästen, Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) und dem CDU-Bundestagskandidaten für den Wahlkreis 71, Frank Wyszkowski, der bei der Wahl im September einen der Plätze in Berlin ergattern will.

Beide waren zusammen mit Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild (parteilos) gekommen, um sich über den Stand der Dinge, die aktuelle Produktion und die Probleme des mittelständischen Unternehmens zu informieren. Und weil der Nachbar auf der anderen Seite des Holländer Wegs, der VKK Standardkessel, bei dieser Problematik nicht weitab liegt, war auch dessen Geschäftsführer Michael Fitzke bei dieser Runde anwesend.

Keine Alternative zum Fluss

„Wir fertigen Kräne nicht nach Bausätzen, sondern nach den ganz individuellen Wünschen unserer Kunden. Und die Wahrscheinlichkeit, dass diese Anlagen eher größer als kleiner werden, ist durchaus gegeben“, erzählt Kranbau-Geschäftsführer Nitzsche. Und damit ist er auch schon beim Problem. Wie sollen diese Anlagen zu den Kunden im Westen und Süden der Republik oder in Europa kommen? Die einzige Chance derzeit ist der Weg über das Wasser. Also werden die Ungetüme auf Schwerlasttransporter verladen, über rund 20 Kilometer in drei bis vier Stunden in der Nacht zum Elbehafen nach Aken gebracht und dort über die Flüsse Deutschlands zum jeweiligen Bestimmungsort transportiert.

Thomas Webel
Thomas Webel
(Foto: Ebert)

„Es ist die einzige Chance, dass wir unsere Produkte transportieren können, ohne sie in kleinere Teile zerlegen zu müssen. Denn je mehr wir ab- und wieder aufbauen müssen, umso mehr leidet ja auch die Qualität“, sagt Nitzsche. „Den großen Kran für Thyssen hätten wir weder über eine Bundesstraße noch über die Autobahn 14 zu einem Elbehafen bei Magdeburg gebracht. Bei einem länger zurückliegenden Straßentransport in den Westen mussten wir sogar über Berlin fahren.“ Der Grund für den Umweg: Die Brücken auf der Bundesstraße 6n halten die Lasten nicht aus. Doch nicht nur die Schwere der Krananlagen oder auch der Kessel aus der Nachbarfirma sind ein Problem, es sind auch ihre besonderen Abmessungen. Die Kräne und Kessel sind für den Transport auf Straßen und Schienen auch zu hoch und zu breit. Also bleibt nur die Elbe.

Pegelstände nicht konstant

Bundestagskandidat Wyszkowski will sich im Fall seiner Wahl dafür einsetzen, dass die B6n wirklich bis 2025 zu Ende gebaut wird. „Leider gibt es Minderheiten, die dieses ambitionierte Projekt immer wieder aufhalten und vor Gericht Recht bekommen. Ich würde mir wünschen, dass die schweigende Mehrheit, die das über sich ergehen lässt, endlich einmal lauter werden würde“, sagte Wyszkowski mit Blick auf ständig anhängige Verfahren. „Ich weiß, dass ich mir mit dieser Aussage nicht nur Freunde mache.“

Doch auch dieser Weg ist nicht sicher. Hoch- oder auch Niedrigwasser bei langer Trockenheit und die Transporte und Produkte der beiden Köthener Firmen bleiben an Land. Die Fahrrinne der Elbe müsste vertieft oder der Fluss selbst angestaut werden. Ein Problem, das Minister Webel bestens bekannt ist. „Nach dem Elbe-Hochwasser 2002 hat der damalige Bundesumweltminister der Grünen, Jürgen Trittin, ein Moratorium über die Elbe verhangen, das alle Eingriffe verbietet und heute noch gilt. Für manchen Bundespolitiker ist jede Veränderung an der Elbe Teufelswerk. Dabei wäre einiges nötig“, sagt Webel. Auch das vor Jahren einmal diskutierte Projekt eines flachgehenden Binnenschiffes für noch größere Anlagen wurde nie umgesetzt. „Wir sind auf fünf Millionen Euro Fördermittel der EU sitzengeblieben, weil sich niemand gefunden hat, der sich dieser Aufgabe annimmt“, erklärte Webel, der sein Amt im Herbst aufgeben wird.

Fertigungsleiter Karsten Freitag (2. v. re.) informiert OB Bernd Hauschild, CDU-Bundestagskandidat Frank Wyszkowski, Verkehrsminister Thomas Webel und Kranbau-Geschäftsführer Oliver Nitzsche (v. li.) über die aktuelle Produktion.
Fertigungsleiter Karsten Freitag (2. v. re.) informiert OB Bernd Hauschild, CDU-Bundestagskandidat Frank Wyszkowski, Verkehrsminister Thomas Webel und Kranbau-Geschäftsführer Oliver Nitzsche (v. li.) über die aktuelle Produktion.
(Foto: Ebert)