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Ex-Klinik in Köthen  Lutzestift in Köthen: Kanzler von Pfau'sche Stiftung baut Ex-Klinik weiter aus

Von Sylke Hermann 19.08.2016, 07:51
Die frühere Klinik Arthur Lutzes wird weiter saniert.
Die frühere Klinik Arthur Lutzes wird weiter saniert. Heiko Rebsch

Köthen - Für diese wunderschöne Optik hat Heidrun Brauser gern ein paar Quadratmeter ihres neuen Domizils abgegeben, versichert sie, und lädt ein, selbiges in Augenschein zu nehmen. Noch unfertig. In der Tat auch nicht sonderlich groß, „aber ausreichend“, wie die Pflegedienstleiterin betont. Und im Lutzestift. Dort, wo einst der homöopathische Arzt Arthur Lutze seine Patienten heilte.

Die Kanzler von Pfau’sche Stiftung mit Sitz in Bernburg hatte das Objekt in der Köthener Springstraße, Ecke Lange Straße, vor Jahren erworben.

Seither wird hier gebaut. Nun ist man einen großen Schritt weiter, wenn Heidrun Brauser und ihr 29-köpfiges Team im Herbst in die Räumlichkeiten im Ostflügel ziehen.

Ein kleiner Ringtausch steht an. Zurzeit ist der häusliche Pflegedienst im benachbarten Hahnemannstift beheimatet. Ein 2008 ebenfalls von der Kanzler-Stiftung erbautes und direkt an das Lutzestift grenzendes Haus mit altersgerechten Wohnungen. Die Begegnungsstätte, die sich mit ihren Aktivitäten bisher den Möglichkeiten einer kleinen Wohnung anpassen musste, nutzt künftig die frei werdenden Räume des Pflegedienstes. Und aus der umgenutzten Wohnung, vorher Begegnungsstätte, wird wieder eine richtige.

Die Lutzeklinik wurde von 1854 bis 1855 im Auftrag von Arthur Lutze erbaut. In dem Gebäude gab es 72 Zimmer, es besticht durch seinen italienischen Baustil mit gotischen Schmuck-Elementen und Fenstern.

Während im Erdgeschoss umgebaut wird, befinden sich im Obergeschoss das Musikzimmer sowie der Hospizdienst und eine Tagesstätte für seelisch Behinderte.

Eigentümer des Gebäudes ist die Kanzler von Pfau’sche Stiftung. Sie feiert im kommenden Jahr ihren 150 Geburtstag. (her)

Aufwendiger Umbau des Lutzestifts

Für Stiftungsdirektor Andreas Schindler ist all das - trotz der beschwerlichen Umbauzeit - „höchst erfreulich“. Als die Stiftung seinerzeit das Objekt, das damals noch Lutzeklinik hieß, gekauft hatte, war er von „einer gefühlten Million“ ausgegangen, die der Umbau kosten würde. Er weiß das noch. Er kennt die damals genannte Zahl und vermag spontan nicht zu sagen, wo man bis heute angelangt ist, was der Umbau bereits gekostet hat. Aufwendig sei es in jedem Fall gewesen.

Der Schwamm hatte den Holzbalken tüchtig zugesetzt. Die Treppe hing in der Luft, man konnte bis in den Keller durchgucken, der Fußboden musste komplett erneuert werden. Umso ansehnlicher die neue alte Optik. Denn die Schachbrettfliesen sind geblieben; alles, was darunter liegt, ist neu.

Denkmalbehörde behält Sanierung genau im Blick

Die Türen wurden aufbereitet und in jener Optik wieder hergestellt, wie sie schon zu Lutzes Zeiten ausgesehen haben. All das sei in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde erfolgt, sagt Schindler. Im Amt verfolge man sehr genau und interessiert, welche Veränderungen sich im Erdgeschoss ergeben.

Das gilt auch für Fenster und für den neu geschaffenen Eingangsbereich, für den Heidrun Brauser bekanntermaßen einen Teil ihres Reiches abgegeben hat.

Andreas Schindler: „Der Eingang war in keiner Planung vorhanden. Wir wussten nichts davon. Das hat sich alles erst im Bauprozess ergeben.“ Als Indiz diente der Stuck einer früheren Tür. Im Torbogen, über den man von der Springstraße aus ins Lutzestift gelangt, muss es einmal ein Treppenhaus gegeben haben. Schindler spricht von „einer guten Entscheidung“, dass man sich - wieder gemeinsam mit der Denkmalpflege - entschieden habe, diese ursprüngliche Ansicht wiederherzustellen.

Was das Fensterthema angeht, so ist bereits ein Musterfenster angelegt worden. Die alten Doppelfenster sollen verschwinden; „das Holz“, bringt es der Hausherr auf den Punkt, „ist einfach im Eimer“. Immerhin stammen die Fenster aus der Bauzeit der Klinik. Aber zurzeit könne man sich die Maßwerkfenster ohnehin nicht leisten. Über 100 müssten ersetzt werden.

Historische Substanz am Lutzestift bleibt erhalten

„Wir haben es keine Sekunde bereut, uns hier engagiert zu haben“, erklärt der Stiftungsdirektor. Nicht nur, weil man damit historische Bausubstanz in Köthen erhalten habe.

Die Lage des Objektes sei auch für den Pflegedienst ideal, der von hier aus 156 Patienten in der Umgebung betreut. „Der Charakter des Hauses ist uns wichtig“, sagt er. Man hätte auch „einen schlichten Betonkasten auf der grünen Wiese“ bauen können. Günstiger wäre das allemal geworden. Aber die Stiftung wollte es so - und nicht anders. Andreas Schindler geht davon aus, dass man allein die Sanierung des Ostflügels im Erdgeschoss eine knappe Viertel Million Euro investiert habe. Aber er legt sich ungern fest. Vielleicht ist es mehr - oder weniger.

Nordflügel des Objekts wird die nächste Etappe

Fertig ist die Stiftung auch nach diesem neuerlichen Etappensieg - der Hospizdienst und die Tagesstätte für seelisch behinderte Menschen sind bereits vor geraumer Zeit im Obergeschoss eingezogen - noch lange nicht.

Im Nordflügel des Objektes in der Langen Straße ist noch gar nichts passiert. Außer, dass das gesamte Lutzestift im vergangenen Jahr trocken gelegt und mit einer Sperrschicht gegen eindringende Nässe geschützt wurde. Der Nordflügel ist ein Projekt für 2017. Oder später. „Ich träume davon, dass wir irgendwann rum sind, aber dann fangen wir sicher drinnen wieder an“, weiß Andreas Schindler. Aber träumen darf man ja... (mz)

Andreas Schindler zeigt Heidrun Brauser die Maßwerkfenster. Eine kostspielige Angelegenheit.
Andreas Schindler zeigt Heidrun Brauser die Maßwerkfenster. Eine kostspielige Angelegenheit.
Heiko Rebsch