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Zukunftstag Leben retten, Becken säubern: So sieht die Arbeit in der Badewelt Köthen aus

Arbeiten, wo andere schwimmen gehen und planschen: Zum Zukunftstag hat sich ein 14-jähriger Schüler bei der Köthener Badewelt umgesehen.

Von Jakob Milzner 29.04.2022, 13:00
Badeweltmitarbeiter Christopher Bechert (links) erklärt dem Schüler Carl Schmidt die Funktionsweise des Beckensaugers.
Badeweltmitarbeiter Christopher Bechert (links) erklärt dem Schüler Carl Schmidt die Funktionsweise des Beckensaugers. Foto: Ute Nicklisch

Köthen/MZ - In einem kleinen Raum mit großen Fenstern, direkt neben dem Sportbecken, sitzen Christopher Bechert und Carl Schmidt. Beide tragen sie kurze Sporthosen, T-Shirts und Badeschlappen. Denn es ist warm hier, warm und feucht: Rund 30 Grad Celsius beträgt die Lufttemperatur in der Köthener Badewelt.

Von hier aus können sie alles übersehen: Das Sport-, das Wellen- und das Kinderbecken haben die beiden ebenso im Blick wie die zwei Bildschirme, die quasi in Echtzeit Informationen über alle technischen Systeme und Anlagen im Schwimmbad liefern.

Ständig arbeiten die Pumpen und reinigen Filter das Badewasser

Und das sind eine ganze Menge: Ständig arbeiten die Pumpen, reinigen Filter das Wasser, wird Chlor zur Desinfektion eingeleitet. „Mit dem Computer kann man das ganze Bad steuern“, sagt Christopher Bechert, während er die schematischen Darstellungen auf den Bildschirmen erläutert. In der Köthener Badewelt ist er als Fachangestellter für Bäderbetriebe tätig – oder, altmodisch ausgedrückt: als Bademeister.

Dass man als solcher deutlich mehr zu tun hat, als zu schimpfen, wenn übermütige Badegäste verbotenerweise vom Beckenrand springen, war für Carl Schmidt an diesem Tag eine der ersten Erkenntnisse. Er habe sich den Beruf „ein bisschen ruhiger vorgestellt“, sagt der 14-jährige Schüler, der eigentlich das Köthener Ludwigsgymnasium besucht.

Mit dem Computer kann man das ganze Bad steuern.

Christopher Bechert, Mitarbeiter Köthener Badewelt

Aber nicht heute. Denn zum Zukunftstag haben Schülerinnen und Schüler in Sachsen-Anhalt Gelegenheit, in unterschiedliche Berufe hineinzuschnuppern. Bislang habe er sich noch keine großen Gedanken darüber gemacht, was er einmal werden möchte, sagt Carl. Lieblingsfächer hat er aber schon: In der Schule gefielen ihm Geschichte, Geografie und Sport am besten, sagt der Schüler.

Und sportlich muss man auch sein als Fachangestellter für Bäderbetrieb. Denn aus dem harmlosen Badespaß kann im Notfall schnell ernst werden. „Die Situation kann ständig umschlagen“, sagt die Betriebsleiterin der Köthener Badewelt, Mandy Kassur.

Menschen vor dem Ertrinken retten muss regelmäßig geübt werden

Leben retten – neben anderen Tätigkeiten im Schwimmbad ist das die wichtigste Aufgabe für einen Bademeister. Dazu werde man in der Ausbildung bereits entsprechend geschult, verrät Bechert, und später würden die Fähigkeiten immer wieder in Kursen aufgefrischt.

Dabei werde auch simuliert, wie es ist, einen Menschen zu retten, der nicht schwimmen kann. Eine heikle Aufgabe – denn es könne geschehen, dass sich die zu rettende Person in Panik an ihn klammere. So müsse man sich erst aus dem Griff eines ertrinkenden Menschen befreien, um diesen dann sicher an den Beckenrand zu bringen.

Auch Schwimmkurse gehören zu den Aufgaben eines Fachangestellten für Bäderbetriebe

Etwas so dramatisches sei ihm bislang noch nicht passiert, erzählt Bechert. Nur einmal habe er einen Nichtschwimmer aus dem Becken holen müssen. Wiederbeleben habe er einen Menschen dagegen noch nicht müssen, sagt er, und er hoffe, dass das auch so bleibt – daneben steht Mandy Kassur und klopft auf Holz.

Doch im Schwimmbad zu arbeiten, bedeutet viel mehr, als die Sicherheit der Badegäste zu überwachen. Schwimmkurse geben, Systeme warten, Bäder säubern – „ein wichtiger Beruf“, fasst Mandy Kassur zusammen.