Krötentunnel an der B6n Krötentunnel an der B6n: Drei Kilometer Straße müssen angehoben werden

Meilendorf - „So viele Kröten und Frösche, das ist schon herausragend.“ So bewertet Marcel Seyring die bisherigen Ergebnisse zur Krötenwanderung im Bereich der künftigen Trasse der B 6n zwischen Köthen und der A 9. Seyring ist Diplom-Biologe und Projektkoordinator in der halleschen Firma Ökotop, Büro für angewandte Landschaftsökologie. Seine Firma untersucht das Amphibienaufkommen entlang der aufgestellten Fangzäune, die rund 27 Kilometer lang sind.
Dass hier so viele Amphibien zu Hause sind, wurde erst im vergangenen Jahr richtig festgestellt, als es beim Bau einer Erdgasleitung ökologische Untersuchungen gegeben hatte. Zuvor gab es bei einer Landeskartierung im Jahr 2013 nur erste Indizien. Die sich im Herbst vergangenen Jahres aber bestätigten, als die Experten in diesem Gebiet über 5.000 Knoblauchkröten feststellten.
Noch mehr Kröten gefunden
Diese Population wird nun noch um einiges übertroffen, wie die aktuellen Zahlen belegen. Zu Ostern ging die Wanderung der Kröten richtig los. „Wir haben bis jetzt etwa 13.000 Kröten eingesammelt und umgesetzt. Darunter befanden sich 8.500 Knoblauchkröten“, informierte Marcel Seyring. Auch einige hundert Wechselkröten seien dabei gewesen. „Das ist eine sehr seltene Art“, bemerkte der Biologe. Registriert wurden außerdem Laubfrösche, Moorfrösche, Kamm- und Teichmolche.
In der großen Mehrzahl kommen die Tiere aus nördlicher Richtung und sind auf dem Weg zu Laichgewässern. Durch den Fangzaun werden sie gestoppt und fallen früher oder später in die Fangeimer. „Jeder Eimer ist GPS-eingemessen und hat eine Nummer. Dadurch erhalten wir sehr konkrete Daten“, erklärte Marcel Seyring. Die Eimer werden täglich geleert. Das geschieht in den Morgen- und Vormittagsstunden. Vier Mitarbeiter von Ökotop stellen dabei Art, Anzahl, Geschlecht und Alter der Amphibien fest. Danach werden die unter Naturschutz stehenden Tiere auf der anderen Seite des Fangzaunes wieder in die Freiheit entlassen. „Wir lassen sie allein weiterwandern oder bringen sie zu Gewässern.“
Wohin die Reise geht
Die Kröten, haben die Experten herausgefunden, zieht es unter anderem zu den Dorfteichen in Libehna und Körnitz und zu den mit Schilf bewachsenen Feuchtgebieten bei Ziebigk, Meilendorf und Zehmigkau. „Die kleinen Habitatinseln innerhalb der großen Ackerlandschaft sind sehr wertvoll“, bemerkte Marco Seyring.
In zwei bis drei Monaten beginnt eine weitere Etappe der Untersuchungen. Dann sind die jungen Kröten da und begeben sich auf die Rückwanderung in ihre Ackerlebensräume. „Und dann gibt es noch die Herbstwanderung. Da machen sich die ersten Kröten auf den Weg, um vorzeitig am Laichgewässer zu sein“, erklärte Seyring. Deshalb werde sich das Projekt auch bis in den Oktober hinein erstrecken.
Aus den Daten des vergangenen Jahres und den jetzigen Erhebungen entstehen die Empfehlungen für den Bau von Krötentunneln. Wo wird die Trasse besonders frequentiert? Wo sind Schutzmaßnahmen unbedingt erforderlich, wo weniger? Auf diese Fragen wollen die Landschaftsökologen Antworten geben, so genau es geht.
Kritische Stellen für Kröten
Im Moment gehen die Planer davon aus, dass ein etwa drei Kilometer langer Teilabschnitt der B 6n angehoben werden müsste, so dass dann auch Krötentunnel eingebaut werden können. Ob der zu schützende Abschnitt noch größer sein muss, wird aber erst nach Abschluss aller Untersuchungen feststehen.
Auch im nächsten Jahr werden die Amphibienexperten an der B 6n noch zu tun haben. „Dann haben wir die Baustelle im Blick und werden Bereiche absichern, die für die Kröten kritisch sind“, informierte Marcel Seyring. (mz)
