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Krankenhaus Köthen Krankenhaus Köthen: Kurze Wege für die Patienten

Von ute Hartling-Lieblang 01.11.2013, 19:19

köthen/MZ - An seine erste Operation im neuen Zentrum für Chirurgie in Köthen kann sich Chefarzt Thomas Krüger noch gut erinnern. „Es war eine Schenkelhalsfraktur“, sagt der promovierte Mediziner. Bald folgte die erste Knieprothese. Für das Krankenhaus Köthen, in dem Krüger heute als Ärztlicher Direktor tätig ist, war das 2003 ein Meilenstein. Eine Orthopädie gab es bislang in Köthen nicht. Patienten mit orthopädischen Erkrankungen mussten oft lange Wege nach Dessau oder Halle in Kauf nehmen.

Als Privatdozent Thomas Krüger, „ein waschechter Orthopädie“, wie er selbst von sich sagt, 2002 - kurz nach seiner Habilitation an der Uniklinik in Halle - gefragt wurde, ob er sich vorstellen könne, in Köthen zu arbeiten, konnte er dies. Allerdings unter einer Voraussetzung: „Es muss eine zeitgemäße Umstrukturierung und Spezialisierung erfolgen, wenn man den Standort sichern will.“

Dreigeteilte Chirurgie

2003 begann Krüger mit dem Aufbau der Klinik für Orthopädie, die Bestandteil des Zentrums für Chirurgie ist, das am 1. November 2003, also vor genau zehn Jahren, gegründet wurde. Bis dahin war Chefarzt Wilfried Loitsch alleiniger Chefarzt für Chirurgie am Krankenhaus.

Im neuen Zentrum für Chirurgie sollte es von nun an eine Dreiteilung mit Orthopädie, Unfallchirurgie und Allgemeinchirurgie geben. Loitsch übernahm zunächst die Allgemeinchirurgie.

Thomas Krüger hatte zwei Kollegen aus Dessau, die späteren Chefärzte Tobias Marcy (Allgemeinchirurgie) und Wolfram Seelbinder (Unfallchirurgie) für das „Projekt Köthen“ gewinnen können. Diese kamen 2004 in die Bachstadt und komplettierten die Leitung des neuen Zentrums für Chirurgie.

Gab es 2003 neun Ärzte in der „Chirurgie“, sind es heute 22, blickt Krüger nicht ohne Stolz zurück. In den zurückliegenden zehn Jahren wurden allein in der Orthopädie rund 8 500 Patienten behandelt, darunter 4 000 mit einer Endoprothese (Gelenkersatz). Jährlich werden in Köthen je etwa 200 Hüft- und Kniegelenkendoprothesen implantiert. Die Orthopädie habe sich zu einer stabilen Abteilung im Krankenhaus entwickelt und wolle dies, unabhängig vom Träger, auch bleiben, unterstreicht der Chefarzt.

Mehrere Spezialisierungen

Neben der Endoprothetik hat sich das Team um Chefarzt Thomas Krüger auch auf die Sport- und Allgemeinorthopädie, die Fußchirurgie und seit dem jahr 2012 auch auf die Wirbelsäulenchirurgie spezialisiert.

Dabei legt der promovierte Mediziner Wert darauf, dass diese Entwicklung immer mit Augenmaß und dem Blick auf Qualität erfolgt sei. „Permanent schneller, höher weiter“, das sei nicht sein Ding, sagt Krüger und betont, dass das Krankenhaus Köthen sich den Schuh, es werde zu viel operiert, nicht anzieht. „Bei uns wird die Indikation streng gestellt“, betont der Chefarzt. Operiert werde am Schluss der Behandlungsmöglichkeiten.

Erst kürzlich wurde in der Presse eine Statistik zur Häufigkeit von Knieprothesenoperationen veröffentlicht, danach liegt Sachsen-Anhalt nach Zahlen aus dem Jahr 2011 mit 132 Operationen auf 100 000 Einwohner im vorderen Drittel. In Anhalt-Bitterfeld jedoch wurden nur 110 Operationen dieser Art durchgeführt. „Aus meiner Sicht spricht das, bei aller Kritikfähigkeit an solchen Medizinreports, für eine fachgerechte Betreuung und Indikationsstellung im Landkreis sowohl durch die niedergelassenen Kollegen wie durch die Krankenhausärzte“, betont Krüger.

Völlig neue Strukturen

Mit der Gründung des Zentrums für Chirurgie und vor allem auch mit dem Neubau entstanden am Köthener Krankenhaus völlig neue Strukturen. „Nach jeder OP kommt der Patient erst einmal eine Nacht auf eine Überwachungsstation. Damit können wir allgemeine Risiken deutlich minimieren“, schildert Krüger. Das neue ambulante Operationszentrum (AOZ) hat die Möglichkeiten auch für die orthopädischen Patienten erweitert. Kleinere Eingriffe können hier ambulant durchgeführt werden.

Die Etablierung der Wirbelsäulen-Chirurgie im vergangenen Jahr beschreibt Krüger als einen Glücksfall für das Haus. „Dieser Fachbereich war eigentlich nie für unsere Abteilung vorgesehen“. Die besondere Konstellation, dass mit Oberarzt Michael Planert ein annerkannter Spezialist auf diesem Gebiet direkt an die Köthener Ärzte herangetreten ist, spreche für den guten Ruf der Abteilung über die Stadtgrenzen hinaus.

So ist man jetzt in Köthen auch in der Lage, Bandscheibenvorfälle, Abnutzungserscheinungen, Frakturen und andere Erkrankungen der Wirbelsäule operativ zu behandeln. „Was wir in Köthen nicht machen, das sind große Tumoroperationen sowie Säuglings- und Kleinkindorthopädie“, schränkt Krüger ein. Dazu bestehe ein Kooperationsvertrag mit der Uniklinik in Halle.

Lehrkrankenhaus der MLU

Zu den Höhepunkten der letzten Jahre zählt Krüger den Umstand, dass das Köthener Krankenhaus im Jahr 2011 die Zulassung als Akademisches Lehrkrankenhaus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erhielt. Inzwischen haben zehn zukünftige junge Mediziner die Möglichkeit der praktischen Studentenausbildung in Köthen in Anspruch genommen. Der erste Student, der seine Ausbildung hier begann, sei inzwischen Assistenzarzt am Krankenhaus, schildert Krüger.

Gab es in den zehn Jahren neben Höhen auch Tiefen? Privatdozent Thomas Krüger muss bei dieser Frage nicht lange überlegen: „Der plötzliche Unfalltod unseres Kollegen Moritz Heinroth hat uns alle sehr erschüttert und damals eine tiefe Lücke gerissen.“ Angesichts eines solch tragischen Ereignisses relativiere sich so manches, räumt Krüger ein. Für die Zukunft wünscht er sich vor allem „maßvolle, realistische Entwicklungen und ein langfristiges Denken für den Standort Köthen.“ Manchmal müssten die Dinge auch Geld kosten, wenn man medizinische Werte verteidigen wolle.