"Köthen900" "Köthen900": Historische Dimension
Köthen - 1784. Was war da? Friedrich Schillers „Kabale und Liebe“ wird uraufgeführt. Die erste russische Siedlung in Alaska wird gegründet. In Österreich erlebt der Heurige seine offizielle Geburt. Und in Breslau erbaut ein Mann namens Johann Casper Göbler eine Viola da Gamba. Über Göbler ist nur wenig bekannt. Seine einzigartig klingende Gambe aber, ein Instrument von schlichter Eleganz und zeitloser Schönheit, kann man heute immer noch hören, wenn sie von Thomas Fritzsch gespielt wird - zum Beispiel am 7. Februar ab 20 Uhr in der Schlosskapelle.
Das Konzert zur Eröffnung des Festjahres „Köthen900“ beginnt am 7. Februar um 20 Uhr in der Schlosskapelle. Neben den Musikern Thomas Fritzsch und Michael Schönheit wird auch der Schauspieler Friedhelm Eberle zum Gelingen des Abends beitragen. Eberle, bekannt u.a. aus dem „Polizeiruf“ und aus der Fernsehserie „Einzug ins Paradies“, liest in Köthen, was Zeitzeugen über Abel geschrieben haben.
Karten (25 Euro Vorverkauf, 28 Euro Tageskasse) gibt es in der Köthen-Information im Schloss.
Das Konzert, das Fritzsch an diesem Ort gibt, ist nicht irgendeines, sondern eines von historischer Dimension. Es ist in mehrfacher Hinsicht mit Symbolik beladen: Zum einen wird damit das Festjahr „Köthen900“ eröffnet. Zum anderen spielen Fritzsch und mit ihm Michael Schönheit am Fortepiano Werke des Gambisten und Komponisten Carl Friedrich Abel. Der wiederum in Köthen geboren wurde und neben (oder mit) Johann Sebastian Bach derjenige ist, dem die Stadt Köthen vorrangig ihren globalen Ruf als Stadt der Musik zu verdanken hat.
Dazu kommt, was Fritzsch spielen wird: Zehn Sonaten aus der zweiten Pembroke-Sammlung, die letzten Werke des im Leben tragisch gescheiterten Abel, sein Schwanengesang, lange verschollene Meisterstücke, die erst durch Fritzsch und seine Freundschaft mit einem US-amerikanischen Sammler und Musikliebhaber nach Jahrhunderten wieder in der Öffentlichkeit zu hören waren. Köthen erlebt dabei den Vorzug, die erste Stadt weltweit zu sein, in der die komplette Sammlung aufgeführt wurde: Die vier Duette konnte man 2014 in der Agnuskirche bei einem Fritzsch-Konzert erleben, nun werden die zehn Sonaten folgen, die Fritzsch zum Bachfest 2014 in Leipzig welturaufgeführt hatte.
In Köthen fließt zusammen, was zusammengehört. Passend zum Konzert der Aufführungsort: In der Schlosskapelle wurde Abel 1723 getauft, der Eintrag im Taufregister wird am 7. Februar genauso zu sehen sein wie eine wenige Tage nach Abels Tod 1787 in London erschienene letzte Abbildung des großen Musikers. (mz)