Köthen Köthen: Schnaps mit Tradition

Köthen/MZ - Noch rechtzeitig vor Weihnachten wollen Cornelia Kubitz und ihr Sohn Sebastian, Inhaber der Traditionsfirma „Wilhelm Behr“ GbR, ihre Direktvermarktung am Köthener Heinrichsplatz erweitern. Konnte man dort bisher unter anderem Kräuterliköre mit so klangvollen Namen wie „Köthener Kräutermelodie“ oder so geschichtsträchtigen wie „Hahnemann“, „Melanie“ oder „Alter Dessauer“ erwerben, kommen nun auch Geiste und Brände zum Sortiment hinzu.
Von Kräuterlikör allein könne so eine kleine Firma nicht existieren, sagt Cornelia Kubitz. Also sei die Idee entstanden, das historische Fabrikgebäude von 1831, das weitgehend leer stand, auszubauen. „Heute haben wir gerade einen Whisky gebrannt“, zeigt Kubitz auf ihre kleine Destillationsanlage mit vier Böden, deren Brennblase 250 Liter fasst. Den Trester bezieht Kubitz aus der Saale-Unstrut-Region. Auf einer Fläche von 180 Quadratmetern sollen die Kunden künftig nicht nur einkaufen, sondern auch verkosten können. „Der Raum ist groß genug, um hier auch Veranstaltungen durchzuführen, von der Familienfeier bis hin zum Klassentreffen“, beschreibt die Inhaberin ihr Vorhaben. Eine Art Erlebnisgastronomie, die auch Besucher von außerhalb anlocken soll. Nicht nur, weil hier am Heinrichsplatz inzwischen über 180 Jahre Familiengeschichte der Firma Wilhelm Behr geschrieben wird, sondern weil sich Cornelia Kubitz so eng mit der Getränke- Geschichte ihrer Heimatstadt verbunden fühlt, dass sie auf die Idee kam, das Obergeschoss des alten Fabrikgebäudes in ein kleines Museum zu verwandeln.
In der Köthener Kulturpädagogin Nicola Hedemann fand sie dabei eine Gleichgesinnte. Sie recherchiert seit Jahren über Firmen in Anhalt, die ehemals Getränke hergestellt haben, vom Mineralwasser bis zum Hochprozentigen. In Köthen, Radegast, Raguhn, Zerbst, Bernburg und Dessau ist sie dabei bisher auf 24 Hersteller gestoßen, die ihre Firmen zwischen 1768 und 1904 in Anhalt gegründet haben. Um „Schnaps-Behr“, wie alteingesessene Köthener die Fabrik von Wilhelm Behr liebevoll nennen, kommt man dabei ebenso wenig herum wie um die zahlreichen Köthener Gastrich-Buden, die auf die Firma Happ & Gastrich, Mineralwasserfabrik & Brause mit Sitz in Bernburg zurückgehen. 1896 wurde in Bernburg das erste dieser traditionellen Holzhäuschen eröffnet, an die sich viele ältere Köthener noch heute gern erinnern.
Daher soll Gastrich in dem kleinen Museum auch einen gebührenden Platz einnehmen. „Wenn es uns gelingt und wir dafür auch Sponsoren finden“, würden die beiden Frauen gern eines dieser Gastrich-Häuschen wieder aufbauen und es im Museum präsentieren. „Denkbar wäre auch, einen mobilen Gastrich-Wagen zu bauen“, träumt Cornelia Kubitz.
Ergänzt werden soll das Museum nach und nach mit den verschiedensten Exponaten, angefangen von Etiketten aus der Köthener Getränkegeschichte über Gerätschaften, darunter eine alte Saftpresse, bis hin zu den typischen Gastrich-Flaschen mit ihrem einzigartigen Verschluss. Um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, haben Cornelia Kubitz und sechs weitere Mitstreiter einen Verein gegründet, der sich mit der Geschichte der Getränkebetriebe in Anhalt befasst und sie gern auch Touristen näher bringen möchte, die die Bach-Stadt Köthen aus den unterschiedlichsten Gründen besuchen.
