Köthen Köthen: Maschine steht plötzlich im Regen
ELSNIGK/MZ. - Gewaltige Kräfte haben während des Unwetters am Sonntagabend auch auf dem Gelände der Firma Gussek Haus in Elsnigk gewütet. Wie Volker Matz, bis April 2010 Geschäftsführer der Firmen Gussek Haus und Gussek Fensterbau, informiert, hat der aus Richtung Scheuder heranbrausende Tornado etwa 200 Quadratmeter des Daches einer Halle für den Fensterbau heruntergerissen und auf eine rund 100 Meter entfernte Wiese geweht. "Er hat das Dach am Giebel ergriffen", schildert Matz das Geschehen. Der Sturm hat außerdem ein großes Rolltor zum Einsturz gebracht, unter einem Hagelschauer gingen rund 300 Scheiben des Oberlichtes einer Halle kaputt. Matz schätzt den Gesamtschaden auf 50 000 Euro.
Der Hausmeister hatte die Geschäftsleitung alarmiert. Mitarbeiter sind noch während des Sturms ins Unternehmen geeilt und haben den Strom in der halb offenen Halle abgestellt.
Für das Unternehmen besonders kritisch: Eine automatische Fertigungsstrecke für Fenster mit empfindlicher Elektronik steht nun - notdürftig mit Planen geschützt - quasi unter freiem Himmel. Sie hat während des Unwetters Unmengen von Regen abbekommen. Wert der erst im Mai 2011 in Betrieb gegangenen Anlage: rund zwei Millionen Euro.
Immer noch fassungslos stand Volker Matz am Dienstag auf einer Wiese neben dem Werk vor den etwa 500 Kilogramm schweren Dachteilen, aus denen noch dicke Schrauben ragten, mit denen sie im Gebälk verankert waren. Dann verdüsterte sich sein Gesicht. "Es ist unbegreiflich, mit welcher Wucht das hierher geschleudert wurde. Nicht auszudenken, wenn das ein Mensch abbekommen hätte! Alles andere kann man ja ersetzen . . ."
Zwar ist der 67-Jährige seit April 2010 im Ruhestand, doch angesichts des immensen Sturmschadens hat ihn der geschäftsführende Gesellschafter Frank Gussek am frühen Montagmorgen quasi als Havarie-Manager reaktiviert. Ab 1992 hatte Volker Matz das Werk in Elsnigk mit aufgebaut, kennt hier jeden Winkel und hat gute Kontakte zu langjährigen Geschäftspartnern. Darunter auch der Köthener Dachdeckermeisterbetrieb Kurch. Dieser war am Dienstag neben weiteren Firmen bei Gussek Haus im Einsatz. Vor allem das Dach musste so schnell wie möglich wieder über die Fertigungsstrecke in der 1995 errichteten Fensterbau-Halle.
Inzwischen haben Mitarbeiter der Herstellerfirma aus Tauberbischofsheim die Anlage einschließlich der Schaltschränke getrocknet und die empfindliche Elektronik überprüft. Am Dienstag 14 Uhr gab es einen Probelauf.
Während in einem intakten Teil der Halle weiter gearbeitet wurde, stand die Produktion von Holzfenstern seit Montag still. "Aber wir haben Vorlauf", verriet Volker Matz. Und bei seinen weiteren Erklärungen wäre niemand darauf gekommen, er sei schon im Ruhestand: "Wenn der Probelauf klappt, müssen wir noch zwei Sonnabende Sonderschichten fahren, dann holen wir das wieder auf."
Und wenn der Gutachter der Versicherung seine Arbeit bei Gussek Haus erledigt hat, können auch die umherliegenden Dachteile weggeräumt werden.