Köthen Köthen: Im Marstall wird auch der Dudelsack erklingen
KÖTHEN/MZ. - Dudelsack? Auch Dudelsack! Andreas Hardelt nickt und grinst. Der Leiter der Köthener Musikschule sollte aufzählen, welche Instrumente man an der Einrichtung erlernen kann, und ganz schnell war festzustellen, dass es einfacher ist zu sagen, für welche Instrumente kein Unterricht angeboten wird. Aber selbst da kann man nicht sicher sein, ob nicht die Mannschaft um Hardelt auch eine Überraschung im Angebot hat. Wie eben den Dudelsack: Im nächsten Jahr werde der Köthener Steffen Fischer, der seit Jahren Dudelsack spielt und Dudelsäcke anfertigt, in der Musikschule einen dreimonatigen Kurs anbieten, damit der interessierte Laie lernt, die Musik der Highlander selbst zu intonieren - die Übungs-Dudelsäcke stellt Fischer zu Verfügung.
Termin steht felsenfest
Und ein Plätzchen für die Trainingsstunden wird sich im Obergeschoss des Marstalls in Köthen dann sicher auch finden lassen. Immerhin ist dann der Umbau des Marstalls zur neuen Musikschule des Landkreises längst abgeschlossen. Am Freitag, als Kultusministerin Birgitta Wolff die Baustelle besuchte und bei der Gelegenheit noch einmal würdigte, dass weitere 55 000 Förder-Euro in den Umbau des Gebäudes fließen können, wurde auch noch einmal der Termin der Übergabe der Schule als in Stein gemeißelt dargestellt: Am 17. Dezember wird die Musikschule der Öffentlichkeit übergeben.
Nicht nur, dass man in diesem Teil des Köthener Schlosses eine rekordverdächtige reibungslos funktionierende Baustelle vorfindet - auch der Zeitraum von der Idee zur Realisierung ist so kurz, wie man es in kühnsten Träumen nicht erwartet hatte. Der Kulturausschuss des Landkreises, daran erinnerte dessen Vorsitzender Ronald Mormann (SPD), habe im August 2008 die miserabel untergebrachte Musikschule in Köthen besucht und festgelegt, dass an dieser Unterbringung etwas geändert werden müsste. Dass man schon gut zwei Jahre später sich nicht nur über leichte Verbesserungsarbeiten freuen werden wird, sondern über eine komplett neue Schule, war damals nicht im mindesten abzusehen, so Mormann.
Dass die Musikschule vielen am Herzen liegt, wurde auch am Freitag wieder deutlich. Neben Mormann stand auch die Landtagsabgeordnete Brigitte Take (CDU) am Freitag in der Reihe derer, die sich um die Mittelbeschaffung für das Haus gekümmert haben, ganz zu schweigen von den Vertretern der Landkreisverwaltung, die im August die Gelegenheit beim Schopf packten und im Eiltempo die vom Landesverwaltungsamt geforderten Informationen über den Finanzierungsstand der Maßnahme zusammentrugen und übermittelten. Ob ansonsten die 55 000 Euro zur Verfügung gestellt worden wären, mit denen man die Lücke im Bau-Etat nahezu vollständig schließen kann, darf bezweifelt werden.
Teurer Brandschutz
Denn anders als in anderen Landkreisen Sachsen-Anhalts, in denen man mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II an der Verbesserung der baulichen Situation der Musikschulen arbeitete und arbeitet, ist es in Köthen nicht gelungen, die 2009 vollzogene pauschale Kürzung der Mittel um fünf Prozent im laufenden Bauprozess auszugleichen. In Köthen lief es - aus gutem Grund - genau andersherum. Weil im Ausschreibungsverfahren einige Bieter ausgeschlossen werden mussten, war es sogar zu einer Preiserhöhung um etwa 20 000 Euro gekommen. Dazu kamen zusätzliche Auflagen des Brandschutzprüfers: Der forderte eine flächendeckende Brandmeldeanlage, was zu einem Mehraufwand von 30 000 Euro führte. Durch all diese Resultate und Auflagen wurden die Einsparungen, die man letzten Endes doch erreichte, wieder stark gemindert.
Weitere zusätzliche Kosten gehen auf das Alter des Gebäudes zurück, das im Jahr 1766 entstand - da lebte der Alte Fritz noch und Goethe steckte gerade in den Flegeljahren, dies nur als Verdeutlichung, wie viele Jahre das Haus schon auf dem Buckel hat. Und da kann man auch nachvollziehen, dass einige Bereiche der alten Holzbalkendecke, die mit Lehm ausgekleidet waren, durch die Erschütterungen der Bauarbeiten schlichtweg herausgefallen sind und ersetzt und geschützt werden mussten. Kostenpunkt: 18 000 Euro.
Insofern kam die Zuwendung von weiteren 55 000 Euro gerade zu rechten Zeit, um auch solche Teile des Baus zu forcieren, die entweder auf Eis gelegt werden sollten oder nur auf das allernotwendigste hätten minimiert werden müssen, wie den Ausbau des Orchesterprobenraums. Für den hatte der Förderverein der Musikschule in den vergangenen Monaten schon eine ordentliche Summe Spendengeld zusammengetragen. Die wird jetzt, nach Lage der Dinge, für diesen speziellen Fall nicht benötigt - was nicht heißt, dass man keine Ideen habe, die Mittel sinnvoll für die Musikschule zu verwenden. Wenn die Zeit reif ist, werde man darüber reden, hieß es jüngst von Seiten des Fördervereins.
Ausgehen darf man davon, dass das Geld nicht für den Kauf von Baumaterial ausgegeben wird. Das hätte manchmal nötig erscheinen können, denn die Baustelle wurde letzthin von dreisten Dieben heimgesucht, die mal eben drei Paletten Estrich klauten. Seitdem bringen die Baufirmen immer nur so viel Material mit, wie sie am Arbeitstag benötigen.