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Köthen Köthen: Gartenträumer, Denkmalskeptiker

Von MATTHIAS BARTL 28.10.2011, 18:43

KÖTHEN/MZ. - Es war schon bemerkenswert: Ausgerechnet Kornelia Klaus aus Wulfen, Stadtführerin in Köthen, sagte den Köthenern, welche Chance ihnen da mit den "Gartenträumen" ins Haus geschneit ist. "Köthen kriegt mit den Gartenträumen eine große Chance", fand sie. "Mancher Gutsgarten hätte solche Chance auch gern." Das etwas am Park gemacht werden müsse fand sie unstrittig. "Auch um Touristen anzulocken", sagte Kornelia Klaus, "Viele wollen den Schlosspark sehen, aber was soll ich ihnen denn zeigen?"

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die ausführlichen Erklärungen, die Landschaftsarchitekt Uwe Merz aus Dessau zu dem von ihm erarbeiteten denkmalpflegerischen Rahmenkonzept gegeben hatte, das für die Verwirklichung der Köthener "Gartenträume" eine wesentliche Rolle spielt, eher für ablehnende Reaktionen gesorgt - teils sachlicher, teils weniger sachlicher Natur. Da war aber auch nicht bis ins Letzte verstanden worden, warum ein solcher Plan eben unbedingt notwendig ist, um mit der "Gartentraum"-Entwicklung des Schlossparks zurück zum Denkmal voranzukommen.

Ein Hügel für Naumann

Merz hatte freilich die denkmalpflegerische Sicht auf das Objekt ohne Umschweife deutlich gemacht: Hatte von ausgeuferten Wegen gesprochen, davon, dass man das zugewachsene Naumann-Denkmal wie einst auf einem kleinen Hügel wieder mehr freistellen solle. Das Dürerbundhaus soll aus dem Park heraus besser sichtbar werden. Auch der Blick auf die Südseite des Schlosses von der Lindenstraße aus müsse sich öffnen, indem wenigstens einige der Bäume entfernt werden. Und besonders wichtig war dem Mann aus Dessau die Sicht von Osten in den Schlosshof hinein - die ist derzeit durch Bäume am Schlossteich verstellt und es stören die sieben Linden auf dem Schlosshof, von parkenden Autos ganz zu schweigen.

Während letztere jedoch schlicht weggefahren werden können, müssten die Linden gefällt werden, was nicht nur bei Jürgen Samuel und Jörg Rosenkranz Unmut hervorrief. Zumal Merz den Schlosshof auch noch mit Schotter zu belegen gedachte. Nun waren die erregten bis sarkastischen Reaktionen vielleicht verständlich, bestimmt aber zu voreilig: Denn nicht nur einmal wurde in der Debatte darauf verwiesen, dass mit der Konzeption längst nicht das letzte Wort zur tatsächlichen Umgestaltung gesprochen ist, wie auch OB Kurt-Jürgen Zander betonte. Zander sprach gar von 20 bis 30 Jahren, die die Umsetzung des Vorhabens vielleicht benötige - wenn man denn überhaupt das Geld zusammenbringt.

Unabhängig davon sind die vorgetragenen Veränderungen im Schlosshof sicher der unglücklichere Teil der Konzeption. Anderes kam allerdings bei den Zuhörern und Diskutanten viel besser an - und nicht nur Kornelia Klaus, sondern auch Frigga Rosenkranz, Hartmut Schmiegel oder Manfred Ruppert fanden insgesamt gesehen Gefallen an den Merzschen Plänen, die dem Schlosspark eine neue Zukunft eröffnen - auch wenn diese in Teilen anders aussieht als die Gegenwart. Man müsse nicht zum Lago Maggiore fahren, um Gartenträume zu erleben, hoffte Frigga Rosenkranz und stellte fest: "Vor jeder guten Sache steht ein Plan." Und Pomologe Manfred Ruppert, der dank seiner Nachforschungen zum Obstmustergarten aus eigener Anschauung weiß, wie schwierig es ist, ernsthafte historische Quellenrecherchen zu betreiben, fand gar: "Die Harke raushängen und über alles meckern, das können wir in Köthen." Man solle sich nicht nach dem Gemeckere richten - "ich ziehe den Hut vor Herrn Merz, wir sollten uns bei ihm für seine Arbeit bedanken".

Der im übrigen der Bürgerbeteiligung einen zusätzlichen Impuls geben wollte. In Zerbst und Dessau gebe es Fördervereine für die dort existierenden Schlösser, warum nicht auch in Köthen? Da könnten interessierte Bürger direkt und praktisch Einfluss darauf nehmen, wie sich der Schlosspark entwickelt und ein Gefühl für die denkmalpflegerische Substanz bekommen. Eine Idee, die Baudezernentin Ina Rauer als gute Möglichkeit sah, wie Bürger Initiative für die Stadt zeigen könnten.

Erste Vor-Maßnahmen möglich

Rauer machte auch deutlich, was die Stadt auf dem kurzen Weg tun kann, um den Beginn der drängenden Arbeiten am Schlosspark nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu verschieben. Für erste Maßnahmen verfüge man über 100 000 Euro, damit könne man das Wegesystem in Angriff nehmen. Notwendig sei die Baumpflege im Park unter denkmalpflegerische Aspekte zu stellen, während bisher unter Sicherheitsaspekten gepflegt wurde. Man könne die Strauchbereiche bearbeiten, allerdings in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde. Das alles sind Maßnahmen noch vor dem Start der eigentlichen Umgestaltung.

Und Hans-Joachim Scholz wird mit Befriedigung gehört haben, dass ein Ärgernis, das den Mann aus der Leopoldstraße schon lange umtreibt, ein Ende haben wird: Wenn der Schlosspark ein Denkmal sei, dann müsse die Stadt aufhören, ihn "mit dem Kuhfest zu schänden". Danach rieche der Park immer wie ein öffentliches Urinal. "Keine Würstchenbuden, keine Karussells", forderte Scholz. Die habe es, so Zander, schon in diesem Jahr dort nicht gegeben und werde es auch 2012 nicht geben. Darauf wird Scholz mit Sicherheit aufpassen.