Köthen Köthen: Die sieben Zwerge und Rotkäppchen dominieren
KÖTHEN/MZ. - Für Antje Streiber-Schon zählt vor allem eines: "Das Kostüm muss praktisch sein." Kein Wunder. Immerhin muss die Leiterin des Tanzstudios "Step by Step" bei Auftritten stets eine Brücke zwischen Kostümerie und Bewegungsfreiheit schlagen. Am Samstagabend zählte für die Gastgeberin des Künstlerfaschings ein weiteres Kriterium: Die Kostüme mussten zum Motto passen.
Das nämlich drehte sich rund um die fabelhafte Welt der Märchen. Als Favoriten des Abends waren eindeutig die sieben Zwerge auszumachen. Eine unüberschaubare Zahl der "bemützten" Märchenfiguren hatte sich auf den Weg zum Tanzstudio "Step by Step" in der Lohmannstraße gemacht. Dort hielt Pinguin Charly eine Vollversammlung höchster Wichtigkeit ab. Es ging um das Schicksal des Märchenwaldes.
Platz zwei auf der Liste der beliebtesten Faschingsoutfits ging an Rotkäppchen. Die typische Kopfbedeckung des Mädchens war bei Frauen und Männern gleichermaßen beliebt. Nadine Höppner fühlte sich in ihrem märchenhaften Kostüm pudelwohl. Eine Spezialanfertigung in der Farbe pink wäre der Dessauerin aber noch lieber gewesen. Dann hätte sie ihrem Spitznamen "Pinky" alle Ehre gemacht.
Auch Hartmut Schmiegel, Gründungsvater des Künstlerfaschings, war ins Rotkäppchen-Kostüm geschlüpft. Kosten und Mühen hatte der Köthener nicht gescheut, um die Verwandlung perfekt zu machen. Ein Zettel mit der Aufschrift "Hormonbehandlung abgeschlossen" prangte auf seinem Rücken. Wo Rotkäppchen sich niedergelassen hatte, war natürlich auch der Wolf nicht weit. Gleich mehrere griesgrämige Gesellen schlichen um die Tische mit den unschuldigen "Mädchen" herum.
Einer von den Wölfen war Kay Mormann. Eigentlich wollte der Dessauer seine Faschingsgarderobe selbst gestalten. Die Materialkosten hätten den Anschaffungspreis für ein komplettes Kostüm allerdings weit überschritten. Im Internet hatte Kay Mormann deshalb ein Nachthemd mit Ohren und Wuschelschwanz bestellt. Von den Kostümen der anderen Faschingsgäste war der Dessauer begeistert. "Jeder hat sich etwas einfallen lassen", lobte er.
Hänsel kam mit Gretel
Dass das Motto "Märchen" durchaus eine Frage der Auslegung ist, bewies die Theatergruppe "Märchenhaft". Bei ihr wurde Schneewittchen nicht von Zwergen, sondern von modebewussten Außerirdischen begleitet. Auch die "Ghostbusters" hatten sich ins Getümmel gemischt. Sie gingen dieses Mal nicht auf Geister-, sondern auf Feenjagd.
Dem Reich der Mythen und Legenden war auch Zauberer Michael Schneider entsprungen. Stolz präsentierte er sein Kostüm der Marke Eigenanfertigung. Der Ruhm gebührte allerdings nicht dem langjährigen Besucher des Künstlerfaschings selbst, sondern seiner Ehefrau. "Ich kann nicht mal einen Knopf annähen", gestand der Köthener. Dass die Wahl eines geeigneten Kostüms manchmal gar nicht so einfach ist, weiß Mandy Hubert. "Wir haben uns lange Gedanken gemacht", erzählte die Köthenerin. Letztlich hatte sie sich für ein Gretel-Kostüm entschieden. Ihr Mann ging passend dazu als Hänsel. Der Traum aller Mädchen wäre für Mandy Hubert definitiv nicht in Frage gekommen. "Prinzessinnen finde ich ganz schlimm", machte die junge Frau deutlich.
Außerirdische tanzen mit
Beliebte Figuren des DDR-Fernsehens durften zum Künstlerfasching nicht fehlen. Sybille und Marko Lorenz erweckten Schnatterinchen und Pittiplatsch zum Leben. Ihr persönlicher Favorit des Abends war allerdings das maskuline Schneewittchen der Theatergruppe "Märchenhaft".
Weder auf ein kulturelles Programm noch auf das passende Ambiente mussten die Gäste der Märchenwaldvollversammlung verzichten. Kleine Schäfchen wirbelten über das Parkett. Dem Charme der sieben Wollknäuel konnten selbst die Außerirdischen nicht widerstehen und tanzten mit. Beim Rotkäppchen-Spiel galt es, verschiedene Utensilien im Märchenwald zu finden.
Den hatten Sybille und Marko Lorenz in stundenlanger Fleißarbeit gestaltet. Gastgeberin Antje Streiber-Schon war sichtlich erleichtert, dass sie sich auch dieses Mal auf ihre "Step by Step"-Mannschaft verlassen konnte. Zum dritten Mal fand der Künstlerfasching in ihrem Tanzstudio statt. "Ich finde es schön, dass die Tradition von Step by Step fortgeführt wird", lobte Hartmut Schmiegel.