Köthen Köthen: Der frühere «Stift» hat heute das Sagen
KÖTHEN/MZ. - Carsten Friedrich aus Drosa ist das beste Beispiel dafür, das man auch hier in der Provinz als Jugendlicher Erfolg haben kann. Schon als Knirps wusste er den Schraubenschlüssel gekonnt einzusetzen. "Das ist meine Berufung. Es gab niemals etwas anderes", erinnert sich der heutige Landmaschinenmechanikermeister. Schon im Kindesalter waren Landmaschinen für ihn das Interessanteste überhaupt, zumal es auf dem heimischen Bauernhof jede Menge davon gab. Deshalb war seine Berufswahl schnell klar. Ebenso stand für den Drosaer niemals die Möglichkeit zur Debatte, seine Heimat zu verlassen.
Bei der Firma Agravis Technik in Köthen nahm Carsten Friedrich eine Ausbildung als Landmaschinenmechaniker auf. Während er sich in seiner Schulzeit nicht gerade als fleißiger Schüler zeigte, änderte sich das in der Berufsausbildung schlagartig. Nach dreieinhalb Jahren Lehrzeit wurde er als bester Lehrling ausgezeichnet. Anschließend wechselte er in einen Landmaschinenbetrieb nach Calbe. Dort eignete sich der frisch gebackene Facharbeiter wertvolle Erfahrungen an.
Carsten Friedrich strebte jedoch nach mehr und begann nach drei weiteren Jahren mit der Meisterschule, die er teils in Halle und teils in Lüneburg absolvierte. Zeitgleich wechselte der Vollblutmechaniker zurück nach Köthen und übernahm dort schon die Tätigkeiten eines Werkstattmeisters. Nach nur einem Jahr intensiven Paukens hatte Carsten Friedrich im Sommer dieses Jahres den Meisterbrief in der Tasche.
Wo er einst als Lehrling anfing, hat der 25-jährige heute das Sagen über ein Team, welches nicht nur viel länger bei der Firma Agravis arbeitet als er, sondern zum Teil auch bedeutend älter ist. In seiner Werkstatt sind vier Schlosser und zwei Lehrlinge beschäftigt. "Wir haben ein gutes Arbeitsverhältnis", so Friedrich.
Vom winzigen Rasenmäher bis zum monströsen Mähdrescher wird dort alles repariert. "Wir machen alles wieder heil", scherzt der frisch gebackene Meister. Zudem schrauben die Schlosser auch direkt vor Ort an den riesigen Maschinen. "Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Jedes Stück ist anders", erklärt der Juniormeister seine Tätigkeit.
Da Carsten Friedrich eigentlich kein Mensch für den Schreibtisch ist, legt er nicht selten selbst mit Hand an. Oft hilft er auch den Kunden, wenn Probleme direkt auf dem Acker auftreten. Bei der Feier des 20-jährigen Firmenjubiläums am Köthener Standort der Agravis Technik Sachsen-Anhalt / Brandenburg GmbH war er jedoch in der Werkstatt. Zahlreiche Bauern kamen an jenem Tag nach Köthen, gab es doch einiges zu sehen. Interessante Vorträge über automatische Lenksysteme, neue Motoren und Abgasnormen sowie spezielles Zubehör für den Pflanzenschutz fanden bei den Besuchern Aufmerksamkeit. Auch die Maschinen-Verkaufsausstellung fand reges Interesse.
Unter den Besuchern befand sich auch Eckhard Strötker aus Calbe mit seinem Sohn. Sie ließen sich unter anderem die neuartige Ad Blue-Technologie eines Fendt-Ackerschleppers erklären, welche zum Erreichen der neuen Abgasrichtlinien entwickelt wurde. Auch Bauer Ralf Fleischer aus Kühren nahm sich Zeit für die Feier. Er lässt regelmäßig seinen Deutz vom Agravis-Team reparieren. "Wenn man einmal zufrieden war, kommt man immer wieder", lobt Fleischer dessen Arbeit.
Die von Steffen Hönig geleitete Köthener Niederlassung von Agravis hat 19 Mitarbeiter. Nicht ohne Stolz erklärt der Chef, dass der Standort Köthen seit 20 Jahren zu einer festen Größe herangewachsen ist. "Von der einzelnen Schraube bis zum System für 500 000 Euro ist bei uns alles zu haben", sagt Hönig.