Kontaktfrei nach Hause Kontaktfrei nach Hause: Wie ein Köthener Pizza-Service die Corona-Krise meistert

Köthen - „Ich bin komplett ehrlich, ich sehe mich nun wirklich nicht als ein Held und möchte auch nicht aufs Foto“, sagt Florian Boesener. „Für mich ist der Job nicht wirklich anders als vorher.“
Anders als vorher - vor Corona - ist jedoch, dass Restaurants, Bistros und Imbisse geschlossen sind und höchstens Selbstabholung oder Lieferservice anbieten. Wer will schon ständig selber kochen? Und da kommen Pizzerien, die sich darauf schon vorher spezialisiert haben, ins Spiel. Für sie ist das Ausfahren der Teigspezialitäten nicht neu.
Florian Boesener aus Großbadegast kennt sich damit aus. Er ist Pizzabote bei „Flying Pizza“ in Köthen und dort seit einem halben Jahr tätig. „Sobald wir mit Kunden in Kontakt kommen, machen wir alles sauber. Dafür haben wir in jedem Auto eine Tube Desinfektionsmittel.“
Nur eine Person auf einmal im Laden - das Kontaktverbot greift auch hier
Auch werde nach jeder Schicht das Interieur der Fahrzeuge desinfiziert. Eben „alles, womit man in Kontakt kommt“, fasst der Pizzabote zusammen. Der Restaurantbetrieb sei eingestellt, und wer die Pizza selber abholen möchte, ist zur Wahrung eines angemessenen Abstands im Laden angehalten. Absperrungen an der Kasse und den Sitzgelegenheiten, nur eine Person auf einmal im Laden - das Kontaktverbot greift auch hier. Doch der Lieferservice macht den Löwenanteil der Bestellungen aus.
Das Geschäft läuft anscheinend gut, denn „alle Kollegen sind weiterhin im Dienst“, wie Florian Boesener verrät. Als einer von sechs Pizzaboten bei „Flying Pizza“ bringt er nach Bestellungen übers Internet oder Telefon die frische Pizza den Kunden nach Hause. Und da hat sich durchaus einiges geändert.
„Wir bitten die Kunden, vor die Haustür zu kommen“, sagt der 19-Jährige. Wird in bar bezahlt, gehe es nicht ohne Kontakt. „Wir verzichten dann auf eine Unterschrift oder eine Bestellbestätigung.“ Sicherer sei es jedoch bei einer sogenannten kontaktlosen Lieferung: Wer online bestelle und auch bezahle, habe diese Möglichkeit, so Boesener. In dem Fall legt er die Pizzakartons zuerst ab, klingelt dann und wartet, bis der Kunde seine Bestellung entgegengenommen hat. In jedem Fall reinigt er seine Hände danach mit Desinfektionsmittel.
„Trotz dieser Situation arbeiten wir sehr gut zusammen“
Egal wie der Kundenkontakt aussieht, er spüre derzeit besonders viel Wertschätzung, sagt Florian Boesener und erklärt: „Die Kunden sind dankbarer, das merke ich auch beim Trinkgeld.“ Klar gebe es Ausnahmen - ab und zu ist ein Kunde mal ungeduldig, weil die Lieferung aufgrund der zusätzlichen Maßnahmen ein wenig länger dauert. „Ich freue mich, dass die Kunden Verständnis zeigen.“
Egal wie es also in Zukunft weitergeht - dem von Jacqueline Pfeiffer betriebenen Pizzalieferservice geht es gut. Florian Boesener kann das allerdings nur aus dieser Perspektive beurteilen, denn er selbst lasse sich „selten bis nie“ Essen liefern. Er freue sich über das Interesse, allerdings bitte nicht an seiner Person. Der Job sei Teamarbeit, sagt er und fügt hinzu: „Ich möchte mich bei meine Kollegen bedanken. Trotz dieser Situation arbeiten wir sehr gut zusammen.“ (mz)