Ukrainisches Kunstwerk Malaktion in Köthen für Frieden: Knapp 400 Leute haben auf dem Marktplatz ein Zeichen gesetzt
Künstler Steffen Rogge hat zusammen mit den Köthenern am Wochenende ein ukrainisches Kunstwerk entstehen lassen.

Köthen/MZ - Es ist ein Bild, was sich in den Köpfen einprägt. Drei Geschwister liegen sich unter Tränen in den Armen. Sie stehen für die Völker Ukraine, Russland und Belarus. Darüber eine Friedenstaube und ein großes Licht der Hoffnung. Umrandet wird das ganze schließlich von der ukrainische Flagge, in den Farben blau und gelb. Zwei bis drei Stunden hat Künstler Steffen Rogge an dieser Skizze gesessen, sie zunächst zu Papier gebracht.
Am Wochenende ist daraus dann ein großes Kunstwerk aus Kreide auf dem Köthener Marktplatz entstanden. „Die Situation macht alle traurig und betroffen. Es ist eine Herzenssache, da in irgendeiner Form aktiv zu werden“, sagt Rogge. Ein Zeichen für den Frieden, für die Ukraine sollte gesetzt werden. Und das ist gelungen.

Herzen, Peace-Zeichen und ukrainische Flaggen
Knapp 400 Leute waren laut Streetworkerin Nadine Anhalt am Freitag und Samstag gekommen, um sich an der Aktion malerisch zu beteiligen. „Wenn man merkt, dass man nicht alleine ist mit seinen Sorgen, dann hilft das“, sagt Anhalt. Kreativ wurden die Köthener bis in die Hallesche Straße hinein. Zahlreiche Herzen, Peace-Zeichen und ukrainische Flaggen waren zu sehen.
Der Köthener Kai Henze und seine Familie entschieden sich für das Motiv der Friedenstaube und malten zusätzlich noch ein paar Sonnenblumen auf das Kopfsteinpflaster. Als Mitglied der St. Jakobgemeinde, die die Aktion gemeinsam mit allen Gemeinden der Stadt und der Stadt Köthen selbst, ins Leben gerufen hat, sei es für ihn ohnehin Ehrensache gewesen, diese Aktion zu unterstützen. „Es sollte in jeder Stadt so etwas geben. Ich hoffe, dass man dadurch was bewegen kann“, sagt Henze.
„Baut Rampen, keine Bomben“ war auf dem Weg in der Halleschen Straße zu lesen - auch die Skater haben eine klare Botschaft hinterlassen und tauchten bei einigen Tricks auf ihrem Board gleich noch in gelb-blauen Farben auf. Das Wetter spielte mit. Bei strahlendem Sonnenschein tobten sich auch viele Kinder mit der Kreide aus und verschönerten den Platz. „Das ist ein tolles Zeichen. Ich bin überglücklich und dankbar gewesen“, resümiert Nadine Anhalt, die Initiatorin dieser Aktion, nach dem Wochenende. Und das Gute obendrein - das Kunstwerk wird sicher noch einige Tage, sofern es nicht regnet, zu sehen sein.
Ukrainer stimmen Nationalhymne an
Zu der Aktion haben sich am Freitag auch rund 70 ukrainische Studenten der Hochschule Anhalt samt ihren geflüchteten Angehörigen eingefunden. Hochschulpräsident Jörg Bagdahn und Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann haben die Studenten begleitet. Pure Dankbarkeit in Sicherheit zu sein und die Hoffnung, bald wieder zurück in ihre Heimat zu können - das ist es, was in den Gesprächen mit den Geflüchteten immer wieder hochkam.
Ein besonders bewegender Moment: Am Samstagmittag stimmten einige Ukrainer ihre Nationalhymne auf dem Marktplatz an. „Diese Aktion ist einmal mehr ein Zeichen für Weltoffenheit in Köthen und das freut mich sehr“, reagiert Wissenschaftsminister Armin Willingmann auf die Aktion.
Die Aktion wurde von der Partnerschaft für Demokratie finanziell unterstützt
Auch Oberbürgermeister Bernd Hauschild war an beiden Tagen vor Ort. Immer wieder kam er mit Einwohnern ins Gespräch. Menschen, die große Dankbarkeit und Lob aussenden. „Das ist einfach ein tolles Gefühl, ein Zeichen“, sagt Hauschild und knüpft damit an die Malaktion von 2018 an, bei der die Köthener ein Zeichen gegen rechte Demonstranten gesetzt hatten. Um das Bild auch in seiner Fülle zu betrachten, nahm er den ein oder anderen auch kurzer Hand mit auf den Rathausturm. „Das Bild dann noch einmal von oben zu sehen, das war wirklich beeindruckend“, berichtet Köthens OB.
Die Aktion wurde von der Partnerschaft für Demokratie finanziell unterstützt. Der Kukakö umsorgte die Kreativen mit Tee. Unter dem Motto „Köthen leuchtet für den Frieden“ hat sich am Freitagabend eine Menschenkette mit Kerzen ringsum das Bild herum gebildet. Auch hier haben sich viele Köthener beteiligt. In der Jakobskirche konnten zusätzlich an beiden Tagen Spenden abgegeben werden. Einiges an Geschirr, Töpfen und Kaffeemaschinen ist zusammengekommen und kommt den Flüchtlingsunterkünften zu Gute.