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Kleinstwohngruppe "Zietheknirpse" Kleinstwohngruppe "Zietheknirpse" in Köthen: So familiär wie möglich

Von Stefanie Greiner 21.08.2016, 16:07
Hier fühlen sich die „Zietheknirpse“ zu Hause.
Hier fühlen sich die „Zietheknirpse“ zu Hause. MZ

Köthen - Sie können nicht bei ihren Eltern leben. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die sieben Kinder der Kleinstwohngruppe „Zietheknirpse“ in Köthen sollen es dennoch so familiär wie möglich haben. Dafür sorgen ihre Erzieher.

„Das gemeinsame Frühstück ist uns sehr wichtig“, sagt Sindy Garten. Und zählt weitere Beispiele auf. Beispiele, die zeigen sollen, dass der Alltag in der Kleinstwohngruppe dem einer normalen Familie gleicht. Die Kinder würden zur Schule gehen, im Haushalt helfen, ihren Hobbys nachgehen, … Mit dem Unterschied, dass ihre Eltern nicht im gleichen Haus leben würden. Mitunter nicht mal in der gleichen Stadt.

Seit fünf Jahren gibt es die Wohngruppe nun schon. Hinter ihr steht die St. Johannis GmbH Bernburg, eine gemeinnützige Gesellschaft für soziale Dienstleistungen. Ein solider Partner fürs Jugendamt Anhalt-Bitterfeld, wie dessen Leiter Peter Grimm deutlich macht.

Die sieben Kinder - vier Jungs und drei Mädchen im Alter von sieben bis zwölf Jahren - der Wohngruppe können nicht bei ihren Eltern aufwachsen. Sie sind damit nicht allein. Die St. Johannis GmbH hat in Anhalt-Bitterfeld noch andere Wohngruppen. In Kleinwülknitz zum Beispiel. Oder auch in Sandersdorf.

Die Eltern einiger Kinder sind drogenabhängig. Und dabei, eine Therapie zu machen. Manche scheitern. Die Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes des Jugendamtes haben in solchen Fällen - dann also, wenn sich Eltern aus welchen Gründen auch immer nicht um ihre Kinder kümmern können - die Aufgabe, ein neues Zuhause zu suchen. Und das können eben auch sogenannte Kleinstwohngruppen sein.

Katrin Simon vom Allgemeinen Sozialen Dienst ist begeistert von dieser Form der Betreuung. Das familiäre Miteinander würde den Kontakt zu den Eltern der Kinder leichter machen. Leichter als beispielsweise bei einem Kinderheim.

Fünf Erzieher plus Gruppenmutti - das ist die gute Seele des Hauses - zählt das Team der Wohngruppe an der Akazienstraße in Köthen. Sie sind 24 Stunden vor Ort. Verteilt auf Schichten versteht sich. „Die Kinder sind nie allein“, betont Standortleiterin Silvana Moll. Sie würden rund um die Uhr betreut werden. Und nicht nur das. „Die Erzieher haben nicht nur einen Betreuungs-, sondern auch einen Erziehungsauftrag“, sagt sie.

Sindy Garten und ihre Kollegen bringen den Kindern alles bei, was ansonsten ihre Eltern machen würden. Wobei die - und das ist der St. Johannis GmbH wichtig - auch weiterhin eine Rolle spielen. Einige dürfen ihre Kinder stundenweise sehen, andere sogar übers Wochenende. Sie begleiten ihre Kinder zur Einschulung, feiern mit ihnen Weihnachten. Wie viel Zeit die Eltern mit ihren Kindern verbringen dürfen, wird von Fall zu Fall entschieden. Je nachdem, wie viel Verantwortung die Eltern übernehmen können.

Einige können sich irgendwann - nach einer erfolgreich abgeschlossenen Therapie zum Beispiel - wieder ganz um ihre Kinder kümmern. Für die Erzieher heißt es dann: loslassen. „Es ist immer schwierig, ein Kind gehen zu lassen“, sagt Silvana Moll. Könne es zurück in seine Familie oder auch in eine Pflegefamilie sei das aber immer auch ein Grund zur Freude. (mz)