Kleinpaschleben Kleinpaschleben: Kinder können wegen neuem Fahrplan nicht mehr in den Hort
Kleinpaschleben/zabitz/MZ - Ramona Hüfner hat keinen Ausweg gesehen und Nick aus dem Hort abgemeldet. Die berufstätige Mutter hat keine Möglichkeit, ihren Jungen dort am Nachmittag abzuholen. Aber seit der Bus zwischen Kleinpaschleben und Zabitz nach neuem Fahrplan fährt, müsste sie das. Oder jedes Mal den Anrufbus bemühen.
Brief an den Landkreis
Silvana Siegel macht dieser Umstand traurig - und wütend. Sie ist Hortleiterin in Kleinpaschleben. Als sie vom Fahrplanwechsel erfährt und erkennt, dass die Nachmittagsverbindung Richtung Zabitz wegfallen sollte, schreibt sie sofort an den Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der als Träger des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ihr Ansprechpartner ist.
Doch Silvana Siegel ist zu spät, „obwohl ich sofort reagiert habe“. Am 29. November, ein Freitag, sei sie von der Grundschule in Kleinpaschleben informiert worden, dass zum 15. Dezember Änderungen in der Schülerbeförderung anstehen. Der Hort selbst habe gar nichts gewusst. Am Montag darauf, am 2. Dezember, schickt sie ihre Beschwerde, um dann zu erfahren, dass man ihre Anmerkungen nicht mehr berücksichtigen konnte.
Landkreisverwaltung wusste nicht Bescheid
Uwe Hippe bestätigt das. „Da war der Fahrplan genehmigt, gedruckt und verteilt“, erklärt der zuständige Amtsleiter in der Landkreisverwaltung. Man habe außerdem über die Einheitsgemeinde Osternienburger Land keine Bedarfsmeldung für den Schülertransport zwischen Kleinpaschleben und Zabitz vorliegen gehabt. Er betont, dass die Beförderung der Kinder aus dem Hort nach Hause vom Grundsatz her ohnehin Sache der Eltern sei. So steht es in der Satzung zur Schülerbeförderung im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Allerdings nur dann, wenn Hort und Schule räumlich voneinander getrennt sind. Sind sie hier aber nicht: Der Hort befindet sich im Gebäude der Grundschule. Schule und Hort fallen in die Zuständigkeit der Einheitsgemeinde Osternienburger Land - und die wurde vor der Fahrplanänderung als Träger öffentlicher Belange auch einbezogen.
Bürgermeister Stefan Hemmerling weiß das. Die Beteiligung sei obligatorisch. Er habe den Fahrplanentwurf im Haus verteilt und an die Ortsbürgermeister weitergegeben, schildert er gegenüber der MZ. „Wir haben aus dem Osternienburger Land keine Einwände zum neuen Fahrplan erhalten“, wundert sich Hippe.
Durchblick fehlte
Hemmerling bestätigt das. Er habe in der Tat nicht widersprochen. Aber er hätte auch nicht gewusst, worauf er sich beziehen sollte. Die Information, den Fahrplan zum Zeitpunkt X ändern zu wollen, habe über 20 Anhänge gehabt und nur den neuen Fahrplan enthalten, nicht den alten zum Vergleich, was ihm die Sache erleichtert hätte. In der Liste mit Kurzbeschreibungen zu den Veränderungen seien weder Kleinpaschleben noch Zabitz vorgekommen. „Mir war gar nicht bewusst, dass dort um die Zeit ein Bus gefahren ist“, räumt der Bürgermeister ein, nicht jede einzelne Verbindung zu kennen. Dass Fahrten, die sein Gemeindegebiet betreffen, komplett wegfallen sollen, das sei aus der Zusammenstellung in der E-Mail vom Landkreis nicht ersichtlich gewesen. Sich da einen Überblick zu verschaffen, sei äußerst schwierig.
Schulen und Horte habe er bei der Abfrage bisher nicht berücksichtigt, will das aber in Zukunft tun. Hippe weiß, dass die Firma Vetter die Schulen in Kenntnis gesetzt habe - allerdings zu den beschlossenen Veränderungen im Fahrplan. Der Hort in Kleinpaschleben blieb bis zum Schluss außen vor: „Wir existieren gar nicht“, beklagt sich die Hortleiterin.
Zu wenige Fahrgäste
Hans-Jürgen Wolf, Betriebsleiter bei Vetter, bezieht sich auf Fahrgastzählungen. Diese hätten ergeben, dass die 15.20 Uhr-Fahrt der Linie 472 zwischen Kleinpaschleben und Zabitz durchschnittlich nur von zwei, drei Leuten genutzt worden sei, an einigen Tagen überhaupt nicht. „Zur Sicherung der satzungskonformen Rückfahrten von Köthen kann diese Stichfahrt zwischen Wulfen und Köthen über Kleinpaschleben nicht mehr durchgeführt werden“, heißt es. Statt dessen verweist Wolf auf den flexiblen Anrufbus und argumentiert: Damit könne die Rückfahrtszeit aus dem Hort individuell an die Bedürfnisse der Schüler angepasst werden. Für zusätzlich 50 Cent pro Fahrt.
Bedauerliche Situation
Amtsleiter Hippe findet es bedauerlich, wie sich die Situation für Eltern und Schüler aktuell darstellt. Aber er sagt auch: „Das Unternehmen hat korrekt gehandelt.“ Und auch Hippe schwenkt auf den Anrufbus ein. Die zusätzlich anfallenden Kosten will Hemmerling allerdings nicht tragen. „Ich sehe mich da nicht in der Pflicht. Der Landkreis ist Träger des ÖPNV.“ Außerdem zahle er dafür Kreisumlage - „und nicht zu wenig“. „Hätten wir früher von den Problemen gewusst, hätten wir einen Ausweg suchen können - im Sinne der Kinder“, versichert Hippe. Aber bis zum nächsten Fahrplanwechsel könne man nichts tun.