Kirche Baasdorf Kirche Baasdorf: Restauration in Köthen ist auf der Zielgeraden

Baasdorf - Rainer Schmidt ist unter Druck. Die Zeit. Unter dem Triumphbogen in Baasdorfs Kirche legt er kurz den Mundschutz ab und sein Werkzeug beiseite, um zu erklären, was er tut.
Der Restaurator aus Thüringen ist hier, um den torähnlichen Ausschnitt zum Altarraum farblich zu gestalten. Eigentlich. Schmidt hatte in den vergangenen Tagen aber zunächst jede Menge damit zu tun, einen „ordentlichen Untergrund zu schaffen“, wie er sagt. Er schleifte und spachtelte, bis die Oberfläche aalglatt aussah; bereit, die Farben aufzunehmen.
Vor zehn Jahren noch besorgniserregend
Es sind die Gestaltungsideen des Köthener Architekturbüros Sauer, das sich seit Jahren mit der grundhaften Sanierung der Baasdorfer Kirche beschäftigt.
Die befand sich vor über zehn Jahren, als die Kirchengemeinde begann, sich um Fördermittel und Spenden zu bemühen und das Projekt anschob, in einem besorgniserregenden Zustand. Heute ist man entschieden weiter; kurz vor der Zielgeraden.
Für den 18. September ist ein Gottesdienst zur Wiederindienstnahme geplant. Ein Termin, den sich Kerstin Mädchen, die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates und eine der glühendsten Verfechterinnen des Sanierungsprojektes, nicht entgehen lässt.
„Es hat sehr viel Kraft gekostet, bis hierher zu kommen, aber wir wollten es - und wir wussten, das ist unsere Chance“, schildert die 53-Jährige.
Der Pfarrer strahlt
Noch ist die Kirche Baustelle. Und doch schon in einem Zustand, der auch den Pfarrer strahlen lässt. Horst Leischner verweist zum Beispiel auf die Fenster mit neuen Bleiver-glasungen.
Auf die Deckenausmalung - ein Ergebnis, wie er formuliert, „der künstlerischen Kompetenz unserer Architekten“. Er räumt ein, dass der Anblick der kräftig blauen Kirchenschiff-Decke „sehr gewöhnungsbedürftig“ gewesen sei, aber ihre Wirkung keineswegs verfehle. Der Fußboden ist komplett aufgearbeitet, zwischen 200 und 300 Pflastersteine, schätzt Ronald Maaß, sind ersetzt worden.
Maaß ist Projektleiter bei der Köthener Beschäftigungs- und Arbeitsförderungsgesellschaft mbH (Köbeg) - und stolz auf seine Leute, die an und in der Kirche ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen würden. Und ihre Ausdauer. „Hier sind zu 80 Prozent Laien am Werk“, informiert Maaß.
Ein enger Zeitplan
Was man von Rainer Schmidt, dem freiberuflichen Restaurator aus Thüringen, nicht sagen kann. Der hat schon in der Köthener Jakobskirche seine Spuren hinterlassen. In Baasdorf wird er wohl noch bis Anfang September brauchen, bis der Durchbruch zum wieder geschaffenen Altarraum fertig ist.
Nachdem die Flächen mühevoll vorbehandelt sind, trägt er den Grundfarbton auf; ein Steingrün. Genauso sind die Wände im Kirchenschiff gestrichen. Doch der Durchbruch wird farblich noch durch Bögen in Ultramarin und Oxidrot akzentuiert, zum Teil schimmern sie golden.
Während sich der Restaurator bemüht, den engen Zeitplan zu halten, sind auch die Köbeg-Leute gut beschäftigt. Noch gibt es ein paar Stellen, an denen das Steingrün an den Wänden fehlt. Für den Altarraum sind verschiedene Blautöne vorgesehen. Bestimmte Flächen werden in sandsteinfarben gestrichen. Alles genau nach den Vorgaben der Architekten.
Auch im kommenden Jahr noch genügend Arbeit
Wenn auch die Kirche in wenigen Wochen fertig sein soll, ist sie genau das nicht: fertig. Ronald Maaß verweist auf die fehlenden Bänke. Die waren ursprünglich auf einer Holzkonstruktion befestigt, mit dem Fußboden fest verbunden.
Die Sitzgelegenheiten sind eingelagert und werden auch wieder aufgestellt, aber nicht in Gänze, heißt es schon. Wie sie letztlich platziert werden, wolle man der neuen Gesamtsituation anpassen, kündigt Pfarrer Leischner an.
In jeden Fall böten die Bänke seinen Köbeg-Leuten auch im kommenden Jahr noch genügend Arbeit. Denn sie müssen aufgearbeitet werden. Am 18. September, soviel ist sicher, wird keine einzige dieser Bänke in der Baasdorfer Kirche stehen. Stühle dagegen schon.
Ein Zeichen, was möglich ist, was Menschen leisten könnten
Für Ronald Maaß ist dieses Kirchen-Projekt ein Zeichen, was möglich ist, was Menschen leisten könnten, wenn man sie entsprechend anleite. Das verlange Hingabe und erfordere viel Zeit, weiß er. „Aber es lohnt sich.“
Maaß hofft, dass die Kommunale Beschäftigungsagentur die Maßnahme mit der Köbeg weiter finanziert. Zu tun, da sind sich alle Beteiligten einig, gebe es noch eine Menge - in und vor allem rings um die Baasdorfer Kirche.
Da ist zum Beispiel die neue Winterkirche, gleich hinter dem Eingangsportal. Sie ist durch eine gläserne Wand vom Hauptschiff abgeteilt und dürfte noch die eine oder andere Arbeitsstunde erfordern.
Und dann müsste auch das Umfeld noch gestaltet werden. Der Friedhof, erinnert sich Kerstin Mädchen, sei zugewachsen gewesen; uralte Grabsteine liegen heute noch kreuz und quer und hinterlassen so einen unschönen Eindruck.
Es geht um den Gesamteindruck eines alten Friedhofs - und darum, „ein fertiges Gesamtprojekt zu hinterlassen“, wie Ronald Maaß sich wünscht. Aber das dauere eben noch seine Zeit. (mz)


