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Kindesmissbrauch Kindesmissbrauchsprozess in Köthen: Angeklagter soll mit Mutter und Tochter angebandelt haben

Von Oliver Müller-Lorey 26.01.2017, 05:00
Ein Strafgesetzbuch liegt im Gerichtssaal.
Ein Strafgesetzbuch liegt im Gerichtssaal. dpa

Köthen - Vor dem Köthener Amtsgericht muss sich ein 44-jähriger Köthener derzeit wegen des schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes verantworten. Er soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2013 ein 13-jähriges Mädchen, das mit seiner Mutter im selben Mehrfamilienhaus unter ihm wohnte, geküsst und mindestens drei Mal im Schritt angefasst haben.

Am Dienstag nahm das Gericht die Aussagen von zahlreichen Zeugen auf. Darunter die des heute 16-jährigen Mädchens, seiner getrennt lebenden Eltern, einer Freundin der Familie und einer Nachbarin. Der Angeklagte äußerte sich zum Tatvorwurf mit keinem Wort und blickte während der dreistündigen Verhandlung fast nur nach unten.

Angeklagter war Bekannter der Familie

Zunächst schilderte die Mutter des mutmaßlichen Opfers die Lebenssituation vor drei Jahren. Der Angeklagte sei ein guter Bekannter der Frau und ihrer minderjährigen Tochter gewesen. Er sei häufig zu Besuch gekommen und sie hätten gemeinsam Zeit, etwa im Garten, verbracht. Offenbar begehrten in dieser Zeit beide - die Mutter und die Tochter - ihren Nachbarn. Und auch der fand scheinbar Gefallen an beiden.

Ein Mal, so erzählte die Tochter vor Gericht, habe der Angeklagte sie im Hausflur zu sich gezogen und geküsst. „Das war für mich in Ordnung. Er hat mir Komplimente gemacht. Ich war ein bisschen verliebt“, sagte sie. Später sei er am gleichen und auch an zwei anderen Tagen in einem unbemerkten Moment, als beide alleine waren, mit dem Finger in sie eingedrungen, was sie ebenfalls geduldet habe. „Es war meine erste sexuelle Erfahrung.“

Doch beim letzten Mal habe sie dann nicht mehr von ihm angefasst werden wollen. „Ich habe gesagt: ,nein’. Ich möchte das nicht mehr. Er könnte ja auch mein Vater sein.“ Der Angeklagte soll dennoch einige Zeit weitergemacht haben. Ans Licht kam die Beziehung des ungleichen Paares, als eine Freundin der Mutter zum Kaffeetrinken in der Wohnung gewesen sei. Die Sprache sei auf den Nachbarn gekommen und die Mutter habe gesagt, dass sie sich eine Beziehung mit ihm vorstellen könnte. Da hätten Mutter und Tochter erst erfahren, dass sie sich mit demselben Mann eingelassen hätten.

Verkehrte der Nachbar abwechselnd mit Mutter und Tochter?

Zunächst sei die damals 13-Jährige sogar eifersüchtig gewesen, später habe sie sich jedoch geekelt, als sie wusste, dass der Mann mal mit ihr, mal mit ihrer Mutter verkehrte. Als die heute 16-Jährige vor Gericht erzählte, wie sie sich damals bei ihrer Mutter entschuldigt hatte, brach sie in Tränen aus. „Ich war ein kleines, dummes, unerfahrenes Kind“, sagte sie. Heute würde sie vieles anders machen.

Ein psychologischer Gutachter, der vom Gericht bestellt wurde, sah keine Hinweise für eine Falschaussage der Tochter. Weder sei ein Streben nach Aufmerksamkeit zu erkennen, noch, dass die Tochter aus Eifersucht etwas Falsches behaupten würde.

Vater versuchte, den Nachbarn zur Rede zu stellen

Noch emotionaler als seine Tochter, reagierte der 44-jährige Vater des Mädchens. „Es war als ob jemand einem den Boden unter den Füßen wegzieht“, sagte er aus. Er habe das Gespräch mit dem Mann suchen wollen, der seine Tochter angefasst habe, „aber er war zu feige um rauszukommen.“ Später habe er den Angeklagten noch in einem Supermarkt abgepasst um endlich mit ihm reden zu können. „Da hat er gesagt: ,Bitte fassen Sie mich nicht an’“, so der Vater vor Gericht.

Der Angeklagte wird sich nun mit seinem Anwalt beraten, ob er sich zu den Vorwürfen äußern will. Dafür hätte er beim Fortsetzungstermin am 14. Februar Gelegenheit. Am selben Tag könnte das Amtsgericht bereits das Urteil sprechen. (mz)