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Kinder- und Jugendarbeit  Kinder- und Jugendarbeit : Mehr Angebote und mehr Geld für die Arbeit mit Jugendlichen

14.03.2013, 10:36
„Vor einer Schließung muss niemand Angst haben.“ sagt Monika Reinbothe vom Jugendhilfeausschuss.
„Vor einer Schließung muss niemand Angst haben.“ sagt Monika Reinbothe vom Jugendhilfeausschuss. Hiko Rebsch Lizenz

Köthen/MZ - Um die Bewertung der Arbeit in den Jugendclubs des Landkreises ging es im Juni 2012. Damals hat die Start GmbH, eine gemeinnützige Beratungsgesellschaft mit Schwerpunkt in der sozialen Arbeit, im Auftrag des Jugendhilfeausschusses beim Kreistag eine Analyse vorgestellt. Dafür wurden von den 54 arbeitenden Clubs 18 ausgelost und genauer unter die Lupe genommen. Dies Analyse soll als Grundlage für die Jugendhilfeplanung der nächsten Jahre dienen. MZ-Redakteurin Ute Hartling-Lieblang sprach mit Monika Reinbothe (CDU), Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, über den Umgang mit dieser Studie.

Die Evaluation der Jugendclubs ist erfolgt. Was ist danach passiert?

Reinbothe: Nachdem die Studie im Jugendhilfeausschuss im vergangenen Jahr vorgestellt wurde, haben wir im Ausschuss mehrfach darüber diskutiert, wie wir mit den Ergebnissen umgehen sollen. Besonders gründlich geschah das auf einer Klausurtagung, zu der sich Vertreter des Jugendhilfeausschusses seit einigen Jahren regelmäßig an einem Wochenende im Jahr treffen, um bestimmte Themen in aller Ruhe zu erörtern. Hier haben wir auch erste Empfehlungen der Start gGmbH diskutiert. Und dann gab es im Januar noch ein Treffen mit Trägern und Mitarbeitern der Jugendclubs, mit denen wir die Ergebnisse der Bewertung diskutiert haben. Das war übrigens ein sehr offenes Gespräch, in dem auch bestehende Unsicherheiten ausgeräumt werden konnten.

Gibt es erste Schlussfolgerungen?

Reinbothe: Ja, wir haben vor allem die Frage der Qualitätsvereinbarungen, die viele Jugendclubs abgeschlossen haben und in denen sie sich zu bestimmten Qualitätskriterien in ihrer Arbeit verpflichten, diskutiert. Nachdem uns die Start GmbH deutlich gemacht hatte, dass da ein große Lücke zwischen Theorie und Praxis klafft, kam die Überlegung auf: Brauchen wird denn solche Vereinbarungen, wenn sie am Ende nur auf dem Papier stehen? Dazu gab es durchaus sehr unterschiedliche Meinungen. Es ging vor allem um die Frage, ist das, was in den Qualitätsvereinbarungen steht, wirklich das, was die Jugendlichen wollen und trifft das unseren Anspruch.

Vielleicht erklären sie das mal an einem Beispiel.

Reinbothe Gern. Ich war zum Beispiel nie ein Verfechter davon, dass Jugendliche in erste Linie in den Club kommen, um dort abzuhängen. Das war aber in den Umfragen, die die Start GmbH unter den Jugendlichen geführt hat, eine häufige Antwort auf die Frage, warum sie in die Einrichtungen kommen. In diesem Zusammenhang haben uns die Vertreter der Start GmbH zum Beispiel deutlich gemacht, dass es Jugendliche gibt, die zu Hause niemanden haben, mit dem sie reden können und die daher die sozialen Kontakte im Club suchen. Es geht also auch darum, in den Jugendclubs soziale Kompetenzen zu stärken.

Und zu welchen neuen Erkenntnissen führt das?

Reinbothe: Jede Clubleitung sollte jetzt erst einmal eine gründliche Sozialraumanalyse machen und darauf aufbauend ihr Konzept entwickeln. Denn es ist doch ein Unterschied, ob sich ein Jugendclub in einem sozialen Brennpunkt befindet oder in der Nähe eines Einfamilienhaus-Standortes. Klar ist aber nach wie vor, dass wir das passive Rumhängen in den Einrichtungen nicht fördern wollen, sondern Angebote, die auf die jeweiligen Besuchergruppen zugeschnitten sind. Die Clubs sollen sich also ein eigenes Profil geben. Es muss einen Unterschied geben zwischen den Clubs, in denen engagierte Mitarbeiter sich Gedanken um besondere Angebote für die Jugendlichen machen und jenen, wo sie nur danebensitzen.

Wie wollen Sie das künftig steuern?

Reinbothe: Unser Vorschlag ist, jedem Jugendclub einen bestimmten Sockelbetrag zur Verfügung zu stellen. Zuschläge soll es für besondere Angebote geben. Also wenn zum Beispiel im „Roxy“ Konzerte und Sportolympiaden organisiert werden, dann soll das zusätzlich gefördert werden. Und es soll auch überlegt werden, wie die Clubs ihre Arbeit besser vernetzten können. Außerdem möchten wir eine Rückmeldung darüber, was dort die Woche über so los ist. Das soll nicht in Bürokratie ausarten, aber es hilft uns, die Arbeit besser zu bewerten.

Was heißt vernetzten?

Reinbothe: An Standorten, wo es mehrere Jugendclubs gibt, könnte man überlegen, ob jeder jeden Tag geöffnet sein muss. Und es ist verstärkt darüber nachzudenken, ob nicht die Schulen, vor allem die Ganztagsschulen, mit ihren Angeboten einbezogen werden können. Dort gibt es zum Beispiel gut ausgestattete Computerkabinette, da muss man doch nicht in den Jugendclubs auch noch Geld dafür investieren.

Das Thema Facebook, wie gehe ich mit privaten Daten im Internet um, würde sich zum Beispiel gut eignen, um sinnvolle Angebote für Jugendliche zu unterbreiten. Es geht also auch um mehr Flexibilität.

Geht es am Ende auch um die Schließung einzelner Jugendclubs?

Reinbothe: Nein, vor einer Schließung muss niemand Angst haben.

Was sind die nächsten Schritte?

Reinbothe: Unser Ziel ist es, ab 2014 die Kinder- und Jugendarbeit im Landkreis nach einer neuen Richtlinie zu fördern. Dafür wollen wir uns aber Zeit nehmen und 2013 die Dinge auf den Weg bringen, die dafür Voraussetzung sind. Schwerpunkt in diesem Jahr ist die Schulung der Mitarbeiter in den Einrichtungen. Dafür haben wir 5000 Euro zur Verfügung gestellt. Themen solcher Schulungen könnten die Drogenprävention aber auch Kindeswohlgefährdung oder Rechtsextremismus u.a. sein. Da richtigen wir uns nach dem Bedarf, der uns aus den Einrichtungen signalisiert wird.

(Die MZ dankt für das Gespräch.)