Kein Verständnis für Müll-Sünder
LÖBNITZ/MZ. - "Man kann heutzutage doch einen ausrangierten Fernseher oder andere technische Geräte an speziellen Stellen kostenlos zum Verschrotten abgeben", meinte er in einem Gespräch mit dem Landrat Uwe Schulze, der das Unternehmen besuchte. Auch andere Abfallprodukte der Zivilisation lassen sich preiswert entsorgen, setzte Kremer den Gedanken fort. Wer keinen teuren Container bestellen will, kann einfach alles in einen oder mehrere Säcke packen und zu einer Entsorgungsfirma bringen.
Zum Beispiel eben zur Kremer GmbH mit Sitz in Löbnitz an der Linde, derer Gründer und Geschäftsführer Franz-Josef Kremer ist. Im Jahre 1998 kam er aus dem Münsterland in die Köthener Region und betrieb hier zuerst einen Landtechnik-Betrieb. Der Dohndorfer Bürgermeister Martin Rudat brachte ihn auf die Idee, einen Abfallentsorgungsunternehmen zu gründen. Diese Branche ist Kremer nicht fremd: In münsterländischen Velen hat er ein ähnliches kleines Unternehmen.
So gründete der heute 55-Jährige auch in Anhalt eine GmbH, die letzten Endes ihren Sitz auf einem 14 000 Quadratmeter großem Gelände im Gewerbegebiet von Löbnitz fand. Das Unternehmen ist nicht groß: Bei rund zwei Millionen Euro liegt der Jahresumsatz. Das bedeutet aber immerhin rund 17 000 Tonnen Abfälle - von Glas bis hin zu Bauschutt. Eine solche Menge entsorgt die Firma jährlich. Zehn Mitarbeiter sind hier fest angestellt, drei weitere werden als Aushilfskräfte beschäftigt. Alle stammen aus der Gegend. Das allein ist für Martin Rudat Grund genug, den Einsatz von Franz-Josef Kremer zu würdigen. Auch menschlich hat der nunmehr ehemalige Bürgermeister den Unternehmer Kremer schätzen gelernt, den er als sachlich, ruhig und angenehm im Ungang bezeichnet. "Er ist eben kein Gangster", lobte Rudat, der offensichtlich auch andere Erfahrungen in der Branche gemacht hat.
Schulze, Rudat und dessen Nachfolger im Dohndorfer Bürgermeisteramt, Uwe Wittmann, ließen sich das Unternehmen zeigen und über die nunmehr zehnjährigen Erfahrungen des Münsterländers in Anhalt informieren. "Ich habe hier inzwischen viele Freunde und Bekannte", betonte Kremer, der zugleich die Zusammenarbeit mit den hiesigen Behörden als gut bezeichnete.
Bei einem Rundgang berichtete der Geschäftsführer, das die Abfälle, die auf das Gelände des Unternehmens gebracht werden, hier zügig sortiert und der Wiederverwertung zugefügt oder ordentlich entsorgt werden. "Riesige Müllberge hier vor Ort zu lagern, hatten wir von Anfang an nicht vor", so Kremer. Das Unternehmen bietet übrigens auch andere Dienstleistungen an - zum Beispiel Transporte und Winterdienst.
Manche bemerkenswerte Details erfuhren die Besucher bei dieser Betriebsbesichtigung. Während ein Lkw gerade einen Riesencontainer mit Glasflaschen brachte und geräuschvoll entlud, teilte Kremer mit, dass das Aufkommen an leeren Flaschen gerade in der Karnevalszeit kräftig ansteigt.
Während ein Radlager vorbeirollte, machte der Geschäftsführer auf dessen spezielle Bereifung aufmerksam. "Ursprünglich hatten wir gewöhnliche Reifen und waren somit beste Kunden beim Reifendienst", sagte er. "Diese Räder hier sind dagegen ausgeschäumt, Scherben und Nägel können ihnen deshalb nichts anhaben. Ein einziger dieser Reifen kostet aber 1 700 Euro."
Übrigens verschwieg Franz-Josef Kremer auch ein unangenehmes Erlebnis nicht, die er im Osten hatte. Vor kurzen wurden ihm fünf große und teure Container auf einmal gestohlen. Die Diebe haben jeden einzelnen offenbar seelenruhig auf ein Fahrzeug aufgeladen - möglicherweise unter den Augen ahnungsloser Passanten - und abtransportiert. "Offenbar war es eine Bande", vermutet Kremer. "So etwas ist mir noch nie in meiner 30-jährigen Berufspraxis passiert." Gefunden wurde nur einer dieser Container, und das nur deshalb, weil er voll mit Abfällen war. Die Diebe hatten ihn wohl aus Versehen mitgenommen.
In die Zukunft blickt der Unternehmer positiv, wenn auch nicht euphorisch. "Unseren Umsatz zu steigern, wird kaum möglich sein", meint er. "Wir entsorgen zwar mehr Müll, jedoch fallen die Entsorgungspreise. Also steigt der Umsatz nicht. Wir wollen aber das Erreichte halten." Angesichts der Tatsache, dass es inzwischen sehr viele Müllverbrennungsanlagen gibt, rechnet Franz-Josef Kremer mit weiter fallenden Müllentsorgungspreisen für Privathaushalte.