Jugendzahnärztlicher Dienst Jugendzahnärztlicher Dienst in Köthen: Angela Straube geht nach 46 Jahren in Ruhestand

Köthen - Angela Straube kennt diese fragenden Blicke. Dieses: Woher kenne ich diese Frau bloß? Und muss immer ein wenig schmunzeln, wenn ihr ein Jugendlicher oder Erwachsener über den Weg läuft, der genau das zu denken scheint. Die Köthenerin kennt die Antwort: Sie hat ihnen in den Mund geguckt. Damals, im Kindergarten, in der Schule.
Nach 46 Jahren verabschiedet sich die Mitarbeiterin des jugendzahnärztlichen Dienstes des Gesundheitsamtes des Landkreises Anhalt-Bitterfeld in den Ruhestand. „Ich habe sehr gern gearbeitet“, blickt die 63-Jährige zurück. Sie freut sich aber auch auf das, was jetzt kommt.
Mit Menschen arbeiten wollte Angela Straube schon immer. „Ich wollte eigentlich Physiotherapeutin werden.“ Sie wurde jedoch umgelenkt - wie das damals eben so war. Von 1973 bis 1975 machte die Köthenerin in Halle eine Ausbildung zur stomatologischen Schwester.
„Mein Hauptschwerpunkt war schon immer die Jugendzahnklinik“
Heute heißt es zahnärztliche Helferin. „Und dann habe ich gemerkt, dass mir das Spaß macht“, sagt sie. Angela Straube bildete sich weiter. Sie machte eine Ausbildung zur Fachschwester für Zahn- und Mundhygiene, arbeitete währenddessen in verschiedenen Bereichen. Ein Vierteljahr bei einem Kieferorthopäden, ein Vierteljahr bei einer Parodontologin, um einige Beispiele zu nennen. „Mir hat gefallen, dass das so breitgefächert war“, sagt sie. „Und dass ich in jedem dieser Bereiche arbeiten konnte.“
Mit dem Gedanken gespielt, sich auf einen dieser Bereiche zu spezialisieren, hat Angela Straube nie. „Mein Hauptschwerpunkt war schon immer die Jugendzahnklinik“, sagt sie. Und dort wollte sie auch bleiben. Die Klinik war in Köthen erst in der Friedrich-Ebert-Straße, später in der Siebenbrünnenpromenade.
Angela Straube kam während ihres Berufslebens viel herum. Als es den Altkreis Köthen noch gab, war sie in jedem Kindergarten und jeder Grundschule zweimal im Jahr. Einmal zur Reihenuntersuchung, einmal für die Gruppenvorsorge. „Wenn ich in die Einrichtungen gehe, geht mir das Herz auf“, sagt die Fachschwester für Zahn- und Mundhygiene, die sich keinen schöneren Beruf vorstellen könnte.
Reihenuntersuchung – das bedeutet, dass den Kindern in den Mund geguckt wird
Reihenuntersuchung. Das bedeutet, dass den Kindern in den Mund geguckt wird. Die Eltern bekommen einen Brief, in dem steht, ob alles in Ordnung ist oder etwas festgestellt wurde und nun der Zahnarzt gefragt ist. Dass das nicht jedes Kind mag, auch diese Erfahrung hat Schwester Angela, wie die Kinder sagen, in ihrer 46-jährigen Berufszeit zur Genüge gemacht.
„Natürlich erreicht man nicht alle Kinder“, sagt sie. Ob sie einen Trick hat, damit die Kinder ihr trotzdem die Zähne zeigen? Sie überlegt. „Ich mag Menschen - Kinder wie auch Erwachsene. Und ich habe mich immer auf die Ebene des Kindes begeben.“ Das sei wohl ihr Trick gewesen. Sie sei immer offen auf die Kinder zugegangen, habe viel mit ihnen geredet und ihnen zugehört - und so ihr Vertrauen gewonnen. Am Ende klappte die Untersuchung fast bei jedem.
Einen Ausgleich zu ihrer Arbeit fand Angela Straube im Gitarrespielen
Die Gruppenprophylaxe hat Angela Straube besonders viel Spaß gemacht. Altersgerecht vermittelte sie den Kindern, warum Zahn- und Mundhygiene so wichtig ist. Kuschel, der große Teddybär mit dem Gebiss, ist ihr dabei seit der Wende ein treuer Helfer. Ihm sollten die Kinder die Zähne putzen - und sie erklärte, wie das richtig geht. Anfangs besuchten Angela Straube und ihre Kollegen die Kinder und Jugendlichen bis zur neunten Klasse, heute nur noch bis zur sechsten.
Einen Ausgleich zu ihrer Arbeit fand Angela Straube im Gitarrespielen. Die Köthenerin singt gern, liest, fotografiert. Sie hat viele Freunde. Klar, sie hätte als Fachschwester für Zahn- und Mundhygiene weitermachen können. Und noch vielen Kindern beigebracht, wie Zähne richtig geputzt werden. Aber sie findet, dass es jetzt Zeit ist, sich anderen Dingen zu widmen. Sie freut sich darauf. (mz)